Hund wird aggressiv

Aggressivität ❯ Gegenüber Menschen
Yvonne H. schrieb am 06.09.2016
Mein Hund ca.3 Jahre, Handicap: taub und lebt seit knapp einem Jahre bei uns. Er kommt aus schwierigen Verhältnisse und kannte weder Grundkommandos, Leinenführung, Spielzeug ect. Außerdem war er von Anfang an äußerst aggressiv gegenüber fremden Menschen. Wir vermuteten das es an seinem schlechten Erfahrungen liegt. Er hat mittlerweile einige Erfolge erzielt aber leider gibt es noch immer zwei Probleme die nicht besser werden. Zum Einen das Ziehen an der Leine und zum Anderen seine Aggressionen gegenüber anderen Menschen. Wir können keinen Besuch empfangen und auch draußen fängt er an zu knurren sobald jemand uns entgegen kommt. Einmal hat er sogar schon zu geschnappt. Auf Grund dessen bin ich selbst verunsichert und schwitz Blut und Wasser sobald ich mit ihm raus gehe. Ich weiß das es womöglich an mir selbst liegt weil er meine Verunsicherung spürt und sich in seiner Abwehr bestätigt fühlt. Dennoch muss ich ja vorsichtig sein weil man nie weiß wie er reagiert. Man sieht es ihm nicht an...er bekommt weder einen Kamm, ändert nicht seine Haltung sondern reagiert mit einem Mal ungehalten und lässt sich nur schwer beruhigen. Einen Hundetrainer hab ich damals aufgesucht weil ich lernen wollte einen Zugang zu ihm zu bekommen was durch seine Taubheit anfangs sehr schwierig war. Leider hat er sich dort nicht benommen und nach 20 ' wurde mir geraten ihn einschläfern zu lassen. Nach dieser Erfahrung mit dem Trainer hab ich keinen weiteren um Hilfe gebeten. Ich bin mir sicher das mein Hund nicht von Grund auf böse ist. Er macht kleine Fortschritte und ist zu Hause der liebste Hund der Welt. Natürlich wird er immer speziell bleiben und ich erwarte auch keine Wunder. Ich möchte das er vernünftig an der Leine läuft und zumindestens andere Menschen toleriert....Was kann ich tun?
1 Antwort
Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 07.09.2016
Hallo Eve,
wie Sie richtig erkannt haben, spürt Ihr Hund Ihre Unsicherheit und reagiert dementsprechend. Gerade bei Hunden mit Handicap ist es wichtig, Sicherheit zu vermitteln und sie vor allem zu führen. dadurch, dass der Hund an der Leine zieht, führt er Sie und ist damit vollkommen überfordert.
Hunde ziehen an der Leine, weil sie es so gelernt haben. Oder, besser gesagt, nicht anders gelernt haben. Wenn Herrchen/Frauchen dem Hund mit ausgestrecktem Arm überallhin folgt, wird der Hund natürlich auch weiter immer dahin gehen, wo er hin will. Er kann es ja, manchmal mit einem Gewicht am anderen Ende der Leine, aber es geht. Hunde lernen durch Erfolg oder auch Misserfolg.
Deswegen hier mein Tipp: NIE dem Hund folgen, wenn er zieht, auch nicht, wenn er wo schnuppern, sich lösen oder zu Bekannten will. Wenn er einmal Erfolg hatte, müssen Sie wieder von vorne mit dem Training anfangen. Bleiben Sie stehen, bis die Leine wieder locker ist (das braucht etwas Geduld) oder, wenn Ihr Hund richtig feste zieht, drehen Sie um und gehen zurück.
Am besten reagieren Sie schon, wenn er versucht, Sie zu überholen. SOFORT umdrehen und zurückgehen und zwar jedesmal.
Oft liegt das Ziehen auch an der Art, wie die Leine gehalten wird. Meistens wird die Leine zu kurz gehalten, mit Zug. Zug erzeugt Gegenzug, der Mensch zieht weil der Hund zieht und der Hund zieht immer mehr dagegen. Der Hund kann diesen Kreislauf nicht lösen, das kann nur der Mensch.
Meistens kann ein Hund sich auch nicht konzentrieren. Man kommt aus der Haustür und schon soll der Hund, ohne sich ausgepowert oder gelöst zu haben, locker an der Leine gehen. Die Leinenführigkeit sollte immer nur zwischendurch geübt werden, zuerst darf der Hund laufen und schnuppern, dann wieder 10 Minuten üben u.s.w.. Erst, wenn das immer besser funktioniert, wird es irgendwann gefestigt sein und der Hund läuft immer und überall an lockerer Leine. Üben, egal was, sollte man nie im Ernstfall sondern immer entspannt und gezielt.
Üben Sie zuhause mit dem Hund, auf Kommando an einen festen Platz zu gehen und dort zu bleiben, bis Sie das Kommando wieder auflösen. Bleiben Sie dabei am Anfang neben dem Korb oder der Decke stehen. Wenn Ihr Hund den Platz verlassen will, bringen Sie ihn kommentarlos wieder hin. Wenn er dort bleibt, geben Sie ihm ein Leckerchen. Dann entfernen Sie sich immer weiter von dem Platz, gehen zurück und geben ein Leckerchen.
Wenn das funktioniert, laden Sie eingeweihten Besuch ein und üben weiter. Sobald der Hund wieder bellt, gehen Sie einen Schritt zurück, bis dorthin, wo es noch funktioniert hat.

Viel Erfolg..
Ellen Mayer
www.lesloups.de
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