bellen und nicht allein sein können

Angst
Anina09 schrieb am 22.08.2014
mein Hund ist jetzt fast 2 jahre alt.
ich habe ihn mit 16 Wochen zu mir genommen.
davor war er bei anderen halten und die haben ihn und sein bruder 48 stunden, nur mit einer großen schale futter und wasser allein gelassen, und sind "auf Party" gegangen.
nach diesem vorfall sind die beiden brüder zu den "Züchtern" zurück gekommen und der eine dann schliesslich zu mir.
er hat deswegen schon immer arge Schwierigkeiten mit dem allein sein.
ich habe schon versucht mit ihn zu trainieren, aber er springt gegen die tür und bellt das ganze haus zusammen.
die Nachbarn beschwerten sich deswegen auch schon weil ich mit ihm geübt habe.
des weiteren bellt er wenn es an der tür klingelt und beim Gassi auch andere Hunde und menschen an.
wie kann ich die Problematiken lösen und wie schaff ich es freundlich an meine Nachbarn heran zu treten(ich dachte schon an einen aushang im Hausflur in dem ich um verständnis bitte)?
1 Antwort
Hallo Anina,
Sie haben ein Problem wo Sie ein Hundetrainer vor Ort benötigen. Sie müssen Ihrem Hund Sicherheit geben und ihn führen. Das ist sehr schwer bis gar nicht nur in Worte zu fassen. Hündisch ist ja eine Körpersprache. Ich versuche es trotzdem:
Ihr Hund wurde in der Prägephase traumatisiert. Das bekommen Sie nur weg, wenn der Hund zu Ihnen Vertrauen als Rudelführer fasst. Er braucht also einen Menschen der Ihm sagt was er zu tun und zu lassen hat und ihn beschützt. Nur dann wird er entspannt zu Hause bleiben können und wird nicht alles verbellen. Halten Sie flgd. Hausregeln ein:
Wer die für den Hund die wichtige Ressourcen verwaltet, wie erhöhte Positionen, Futter und soziale Aufmerksamkeit, ist der Rudelführer. Dieses zu verdeutlichen nachfolgend die Hausregeln. Außerhalb des Hauses bedeutet das natürlich auch den Hund zu führen und diesen zu beschützen. Diese Hausregeln einzuhalten bedeutet, dem Hund seine Position im „Rudel“ deutlich zu machen. Hier erarbeitet sich der Halter seine klare Führungsposition. Diese gibt dem Hund Sicherheit und Orientierung und vermeidet Verhaltenprobleme. Sind diese schon vorhanden, ist es sehr wichtig, alle Regeln unbedingt umzusetzen.

1. Füttern Sie Ihren Hund niemals vom Tisch und geben Sie ihm bitte auch nichts von Ihren Zwischenmahlzeiten ab.

2. Dem Hund kein Futter zur freien Verfügung stehen lassen. Wenn der Hund nicht auffrisst, nehmen Sie den Napf nach 2-3 Minuten wieder weg und füttern Sie ihn zur nächsten Mahlzeit wieder.

3. Bevor der Hund seinen Napf bekommt, befolgt er erst ein Kommando, z.B. „Sitz“ und „Bleib“. Dann wird der Napf hingestellt. Wenn der Hund im „Bleib“ bleibt und den Halter kurz anschaut, wird das Kommando aufgelöst und der Hund darf zum Napf. Löst er das Kommando von sich aus auf, nehmen Sie den Napf wieder weg. Es dauert evtl. einige Zeit, ehe der Hund den Ablauf gelernt hat.

4. Günstiger ist es, das Futter über Gehorsamkeitsübungen oder Suchspiele zu geben, hier darf man ruhig kreativ sein.

5. Schaffen Sie Tabuzonen für Ihren Hund, sei es das Bad oder ein anderer Raum, in den er nicht hinein darf.

6. Auf erhöhte Plätze wie Sofa oder Bett darf der Hund nur nach Ihrer Aufforderung und genauso bestimmen Sie auch, wann er wieder hinunter geht.

7. Spielaufforderungen Ihres Hundes ignorieren Sie, findet er sich damit ab, rufen Sie ihn und spielen mit ihm. Spielzeug sollte nicht zur freien Verfügung stehen. Nehmen Sie ein Spielzeug und spielen Sie mit dem Hund. Spielen Sie nie so lange, bis der Hund keine Lust mehr hat und von sich aus aufhört. Wird der Hund im Spiel zu grob, brechen Sie das Spiel sofort ab und ignorieren den Hund. Auch können Sie dem Hund ein Spielzeug zur Selbstbeschäftigung geben. Dieses aber dann auch wieder wegnehmen, bevor der Hund von sich aus aufhört.

8. Sämtliche sozialen Aktionen gehen von Ihnen aus und werden auch von Ihnen beendet.
Aufforderungen zum Spielen, Füttern und Streicheln ignorieren Sie. Verhält sich der Hund ruhig, können Sie ihn nach einigen Minuten rufen und die Aktion beginnen. Start und Ende wird immer vom Halter bestimmt, nicht vom Hund!

9. Steigen Sie in der Wohnung nie über Ihren Hund, verlangen Sie von ihm, dass er Ihnen aus dem Weg geht.

10. Liegeplätze sollten immer an „strategisch ungünstigen“ Stellen sein, also da wo der Hund nicht alles genau überschauen kann, z.B. im Flur wo er genau beobachten kann, wer ein – und ausgeht. Lieber einen Platz in einer Ecke wählen.

11. Zwischen Kommando und Handlung dürfen nicht mehr als 2 Sekunden liegen. Also auch eine Aktion Loben oder Rügen immer innerhalb von 2 Sekunden, sonst kann der Hund keinen Zusammenhang mehr feststellen.

12. Der Hund darf keine Körperteile vom Menschen in den Fang nehmen.

13. Wenn Sie nach Hause kommen, bitte erst den Hund beachten und begrüßen wenn er wieder ruhig ist und keine Aufmerksamkeit einfordert.

14. Der Hund darf Besuch nicht als Erstes begrüßen.

15. Der Mensch geht zuerst durch die Tür um sicher zu stellen dass keine Gefahr besteht.

16. Der Hund darf uns nicht in der Bewegung einschränken, also nicht auf die Füße legen oder vor uns stellen

17. Keine Rangel- oder Zerrspiele mit dem Hund

18. Außerhalb des Hauses läuft der Hund auf dem Menschen orientiert also Leinenführig (keine Flexileine) und im Freilauf mit Schleppleine wenn er noch nicht sicher abrufbar ist. Der Auslauf des Hundes (außerh. d. Gartens) beträgt min. 2,5h /Tg.

19. Um dem Hund auch Biochemisch die Grundlage zu geben müssen Sie auch auf die richtige Zusammensetzung der Hundenahrung achten (Zusammensetzung: Fleisch 40-60%, Kohlehydrate, Gemüse, Kräuter, alle Mineralstoffe; Fisch oder Fischöl, keine Mehle, kein Zucker, keine Nebenprodukte)
Wenn diese Basis besteht sollten Sie langsam anfangen den Hund alleine zu lassen. Gehen Sie mehrmals am Tage einfach raus und kommen dann wieder rein. Beachten Sie den Hund erst wenn er ruhig ist.

Viel Erfolg! Barbara Nehring
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