Vertrauen gewinnen

Angst
Carosenske87 schrieb am 30.03.2016
seit über einem halben Jahr hab ich einen Hund aus dem Tierheim, über seine Vergangenheit ist wenig bekannt, wahrscheinlich leidet er unter Deprivation. Er kommt nicht mit der Umwelt klar, seit einem halben Jahr versuche ich ihm Sicherheit zu geben, mein Leben richtet sich fast nur noch nach ihm und meine Kräfte lassen langsam nach, weil wir einfach keine Fortschritte mehr machen. Mit ihm draußen zu sein, ist furchtbar für uns beide. Ich hab viel gelesen und alle möglichen Ansätze über Wochen versucht, ohne Erfolg. Es klappt einfach nicht, dass er hinter oder neben mir läuft und es mir überlässt, die Umgebung zu prüfen und ihn zu beschützen. Er wiegt auch 30kg, die kann ich nicht an kurzer Leine krampfhaft hinter mir halten. Stehen bleiben oder Richtung wechseln mache ich seit Monaten, aber es kommt nicht an. Er nimmt draußen durch seine Unsicherheit kaum Notiz von mir, nimmt oft kein Leckerli. Ein Trainer konnte uns auch nicht helfen, es lief jedes Mal darauf hinaus, dass der Hund besser auf dem Land leben sollte, wo weniger Reize sind.
Ich bin mit meinem Latein am Ende. Was soll ich tun, damit der Hund sich von mir beschützen lässt?!
3 Antworten
Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 30.03.2016
Hallo,
mit Leckerchen gewinnt man kein Vertrauen, die sollten Belohnung sein. Wenn man sie als Lockmittel oder Bestechung verwendet, erreicht man meistens das Gegenteil. Sehen Sie es einmal so: In einem Gebäude bricht ein Feuer aus und Sie haben Angst. Folgen Sie da jemandem, der mit Schokolade lockt oder lieber jemandem, der souverän und sicher auftritt und sagt: Hier lang? Genauso sollten Sie es mit dem Hund machen. Strahlen Sie Sicherheit aus und gehen Sie vor. Halten Sie nicht die Leine kurz und zwingen ihn dazu, hinter Ihnen zu gehen. Auch mit Zwang erreicht man das Gegenteil. Nehmen Sie besser eine lange Leine und schauen, dass Sie immer vorne sind und führen. Im Zweifelsfall drehen Sie kommentarlos um.

Viel Erfolg..
Ellen Mayer
www.lesloups.de
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Carosenske1987
schrieb am 30.03.2016
Ich empfinde es als Belohnung, wenn er in seltenen Fällen nicht in die Leine springt oder andere anpöbelt, und dann möchte ich gerne Leckerli dafür geben... Aber er ist halt zu aufgeregt. Ich locke ihn ja nicht.
Wie soll ich denn voran gehen, wenn die Leine länger ist als meine Beine und der Hund schneller als mein Tempo? Ich würde es ja tun, aber ich weiß nicht wie. Über Wochen habe ich bei jedem Zug die Richtung gewechselt, nach jedem Schritt aufs neue. Wir haben uns eigentlich nur einen Meter nach vorne und einen Meter wieder zurück bewegt. Der Hund kann das scheinbar nicht richtig aufnehmen, weil die Unsicherheit so groß ist, ich weiß es nicht... Wie soll ich ihn denn führen?
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Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 30.03.2016
Haben Sie es schon einmal mit einer Schleppleine versucht? Am besten auf einen großen Platz oder eine Wiese gehen und dort Richtungswechsel üben. Sie scheinen ja in einer Stadt zu leben. Wie der Hundetrainer auch schon sagte, ist es für einen ängstlichen Hund sehr schwer, sich dort zurecht zu finden. Deshalb kann ich Ihnen nur raten, in reizärmere Gegenden zu fahren und dort zu üben.
Bitte haben Sie Verständnis, dass man online nur ganz allgemeine Probleme lösen kann. So etwas Spezielles wie ein ängstlicher Hund, der sich in einer Stadt zurecht finden muss, kann nur vor Ort behandelt werden.

Liebe Grüße
Ellen Mayer
www.lesloups.de
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