Guten Abend,
wenn Hund und Katze zusammenziehen ist es wichtig, von Anfang an ganz ruhig mit den Tieren umzugehen. Unruhe und Lärm sollten die gespannte Situation nicht noch zusätzlich erschweren.
Am besten sollte man einige freie Tage zur Verfügung haben, so dass die vorhandenen Tiere in der für sie ungewohnten Situation zumindest die Sicherheit der Nähe ihres Herrchens oder Frauchens spüren.
Seien Sie sich darüber im Klaren, dass es zeitaufwändig und anstrengend werden kann, Tiere aneinander zu gewöhnen. Dass nicht Sie, sondern die Tiere entscheiden, wie lange die "Gewöhnungsphase" dauern wird.
Ob Ihr 11-jähriger Hund Katzen zum Fressen gern hat, kann ich von hier aus nicht beurteilen. Hier sollte unbedingt der nötige Grundgehorsam vorhanden sein, bevor Sie mit dem Aneinander-Gewöhnen beginnen.
Grundregel: Niemals jagen!
Stellen Sie mit einer guten Leine und einem sicheren Brustgeschirr sicher, dass der Hund die Katze niemals jagen kann. Bedenken Sie, dass normale Brustgeschirre nicht ausbruchssicher sind. Geschickte Hunde schlüpfen hier schneller raus, als Sie schauen können! Hier helfen ein Halsband und eine zweite Leine.
Wenn ein Hund eine weglaufende Katze jagt, fördert das seinen Spiel- oder Jagdtrieb. Er findet das klasse und will es dann gerne wieder machen. Vermeiden Sie das unbedingt. Außerdem wird die Katze in ihrer Angst "Hunde sind Katzenfresser" berechtigterweise bestätigt. Hat der Hund die Katze bereits gejagt, fangen Sie nicht bei Null an, Sie fangen bei -20 an!
Es gibt folgende Situationen:
- Ihr Hund kennt schon Katzen, z.B. aus der Nachbarschaft, und jagt diese auch draußen. Hier ist besondere Vorsicht geboten!
- Ihr Kätzchen kennt schon Hunde und hat nicht allzu viel Angst.
Der erste Tag
Arbeiten Sie mindestens zu Zweit. Sorgen Sie für Ruhe. Kein Radio oder Fernsehen, keine umherlaufenden Kinder sollten die Ruhe stören. Halten Sie für beide Tiere köstliche Leckerli bereit.
Leinen Sie Ihren Hund an. Halten Sie ihn gut fest oder machen Sie ihn zum Beispiel an einer Heizung fest. Dann lässt eine andere Person die Katze ins Zimmer. Die Katze entscheidet, wieviel Abstand sie braucht. Sehen und von Weitem riechen. Mehr muss nicht sein.
Streicheln Sie beide Tier. Geben Sie beiden Tieren Schutz und Geborgenheit. Sprechen Sie langsam und leise. Will der Hund wild auf die Katze zurennen und zerrt er an der Leine, machen Sie nicht den Fehler ihn zu loben! Lenken Sie ihn ab. Setzen Sie sich vor ihn (Leine z.B. an der Heizung festmachen) und sprechen Sie mit ihm.
Die nächsten Tage: Üben, üben, üben!
Üben Sie das Kennenlernen täglich und sorgfältig. Brechen Sie ab, wenn einer der beiden zu wild ist oder zu sehr Angst hat. Zerren Sie nicht an der Leine und schreien Sie keinesfalls "Pfui" oder "Lass das". Seien Sie der souveräne und ruhige Punkt in mitten des Aufbrausens der Gefühle auf beiden Seiten. Indem Sie Leckereien füttern, verbinden beide Tier die Situation mit etwas Positivem.
Stiert der Hund die Katze an, lenke Sie ihn ab. Geht das nicht, halten Sie ihm sanft die Augen zu, versperren Sie ihm die Sicht, reden Sie ruhig auf ihn ein, streicheln ihn, belohnen ihn. Je nach Reaktion der Tiere kann das ein- bis dreimal täglich wiederholt werden. Überfordern Sie die Tiere aber nicht. Gehen Sie lieber langsamer vor als zu schnell. Erzwingen Sie nichts. Die Entscheidung, wann und ob sie sich wohlfühlen, treffen sowieso die Tiere und nicht Sie.
Einige wichtige Regeln für das Zusammenleben:
• Die jeweiligen Futterschüsseln müssen für den anderen tabu sein, idealerweise nicht erreichbar. Am besten die Tiere in getrennten Räumen oder zu getrennten Zeiten und nicht im Blickfeld des anderen füttern.
• Der Hund darf die Katze auf dem Katzenklo nicht stören.
Den Tieren Zeit geben, nicht zu viel verlangen. Meist ist einer der Schlauere und versteht, was verlangt wird. Meistens die Katze. Manchmal geht sie von selbst auf den Hund zu und riecht an ihm und das Eis ist gebrochen. Irgendwann kommen sich die Tiere von selbst näher. Den Hund notfalls anbinden, die Katze darf sich aber in ihrem Revier bewegen. Das muss der Hund später auch akzeptieren und sehen können. Es ist wichtig, immer geduldig zu sein. Rückschläge sind normal, die Tiere gewöhnen sich trotzdem aneinander. Irgendwann spürt man, wann man es wagen kann, den Hund abzuleinen oder nicht dazwischen zu gehen.
Auch draußen tabu für den Hund: Andere Katzen jagen. Will der Hund draußen Katzen jagen, muss ein klares Verbot ausgesprochen werden. Deutliche Körpersprache, Ruhe und auch Belohnung, wenn der Hund gehorcht. Lassen Sie ihn keinesfalls jagen.
Die Tiere sollte man erst alleine lassen, wenn sie sich wirklich vertragen und ruhig miteinander sind. Man spürt als Besitzer ja ganz gut, wann das Tier unsicher ist oder nicht. Oft wird geraten, die Decken der Tiere zur Gewöhnung auszutauschen.
Und noch eines: Seien Sie nicht übertrieben ängstlich, Tiere spüren das und die Angst und Anspannung überträgt sich. Manchmal trauen wir unseren vierbeinigen Mitbewohnern weniger zu als sie von alleine längst können oder wissen.
Viel Spaß mit dem neuen Haustier!
Viele Grüße
Kerstin Gebhardt
www.Kerstin-Gebhardt.de