Hund bellt wenn ich nicht in seiner Nähe bin

Mangelnder Gehorsam
naokoan schrieb am 04.06.2016
Hallo zusammen,

ich habe einen 8 Monate alten Beaglerüden. Heute war ich mit ihm in dem Garten, weil ich den Rasen mähen wollte. Zuhause kann ich ihn nicht alleine lassen, da bellt er dann wie verrückt, also habe ich mir gedacht ich nehme ihn mit in den Garten. Wir haben einen absperrbaren Bereich und einen offenen. Ich habe mich in dem offenen Bereich aufgehalten und den Rasen gemäht. Er war in dem geschlossenen und man könnte meinen er könnte da rumlaufen, schnüffeln und sonst was machen was er macht wenn ich mit in dem Bereich bin. Aber nein, er stand am Tor und hat durchgehend gebellt und gewinselt. Ich habe gehört man muss dieses Verhalten ignorieren, also habe ich das gemacht. Aber er hörte einfach nicht auch und ich habe das Gefühl, dass es für ihn ein richtiger Stress war. Das gind ca. eine halbe Stunde, dann hat sich auch schon eine Nachbarin beschwert.

Er jammert grundsätzlich gerne und verfolgt mich in der Wohnung. Ich versuche ihn dann schon immer wegzuscheuchen oder auf seinen Platz zu schicken, aber das klappt auch nur mäßig.

Seit einiger Zeit ist er auch leinenagressiv. Ich versuche ihn mit Leckerlies an anderen Hunden oder Passanten vorbeizuführen, was eigentlich auch ganz gut funktioniert. Im Garten bellt er auch Vorbeigehende an, da funktioniert das Ablenken leider garnicht. Besucher bellt er auch an. Also grundsätzich hört er sich sehr gerne.

Wir sind auch in der Hundeschule mit ihm seit er ganz klein ist. Er kennt viele Kommandos, hört auch, aber in letzter Zeit eher weniger, wenn er halt gerade möchte. Mir ist schon klar dass es durchaus auch an der Pubertät liegt, aber ich habe Angst, dass das ganze Verhalten auch nach der Pubertät bestehen bleibt.

Ich weiß gerade nicht mehr weiter. Ich versuch immer ruhig zu bleiben wenn er so ausflippt, aber das ist nicht immer einfach.

Was kann ich tun um das Bellen zu reduzieren?

Vielen Dank

Natalia und Gizmo
3 Antworten
Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 04.06.2016
Hallo Natalia,
sicher werden Hunde etwas anders in der Zeit der Pubertät. Ich bin mir aber sicher, dass es bei Ihrem Gizmo eher an mangelnder Führung liegt. Wenn der Hund viele Kommandos kennt, bedeutet das noch lange nicht, dass er geführt wird. Wenn er Ihnen überall hin nachläuft, ist es logisch, dass er auch nicht alleine bleiben kann. Also müssten Sie da mit dem Training anfangen. Als erstes gewöhnen Sie sich an, immer die Türen hinter sich zu schließen. Scheuchen Sie den Hund nicht weg, schicken ihn auch nicht an seinen Platz. Verlassen Sie einfach den Raum, als wäre es was ganz normales, was es ja auch ist.
Üben Sie mit ihm das alleine bleiben, indem Sie immer mal wieder tagsüber rausgehen, Türe schließen, sofort wieder reinkommen, den Raum durchqueren, wieder raus, Türe zu, wieder rein u.s.w., ca. 10 Minuten lang mehrmals am Tag. Bitte den Hund dabei nicht beachten, einfach rausgehen und rein kommen. Der Hund soll dieses "Spiel" mit der Zeit zum Gähnen langweilig finden, erst dann kann er entspannen. Wenn Sie merken, dass er entspannter ist, steigern Sie die Zeit draußen in ganz kleinen Schritten. Wenn er sich aufregt, wieder kürzer draußen bleiben.
Wenn das funktioniert, ziehen Sie sich an, gehen raus und kommen sofort wieder rein. Auch hier steigern Sie dann die Zeit draußen.
Sehr wichtig: Keine Verabschiedung und keine Begrüßung. So lernt der Hund, dass es vollkommen normal ist, wenn Sie gehen.
Wenn Sie den Hund ablenken, führen Sie ihn nicht. Sie führen, wenn Sie vorgehen, die Richtung und das Tempo bestimmen und der Hund folgt an lockerer Leine, ohne dass Sie ihn in gebückter Haltung von A nach B locken müssen. Sie gehen, er folgt.
Wenn Sie ihn locken, arbeiten Sie mit Tricks, das hat mit souveräner Führung nichts zu tun.
Wenn Sie an anderen Hunden vorbeigehen, versuchen Sie Ruhe auszustrahlen d. h. nicht reden, nicht schimpfen und nicht die Leine krampfhaft kürzer halten. Das alles veranlasst Ihren Hund nämlich, sich noch mehr aufzuregen.
Üben Sie aber vor allem die Leinenführigkeit. Lassen Sie sich NIE von Ihrem Hund wohin ziehen, auch nicht, wenn er wo schnuppern, sich lösen oder Bekannte begrüßen will. Wenn er zieht, bleiben Sie stehen, bis die Leine wieder locker ist, oder Sie drehen um und gehen in eine andere Richtung.
Ihr Hund bellt nicht so viel, weil er sich gerne hört sondern weil er Stress hat, meint, alles regeln zu müssen, auch wenn Leute am Garten vorbeigehen oder wenn Sie Besuch haben. Er merkt Ihre Hilflosigkeit, also muss er regeln.
Befestigen Sie im Garten am Geschirr eine Schleppleine (10m langes Seil) und lassen den Kleinen nicht mehr ohne diese Leine in den Garten. Rufen Sie ihn immer wieder, nehmen die Schleppleine und ziehen den Hund zu sich. Belohnen Sie ihn dann und lassen sie wieder laufen. Üben Sie das Ganze zuerst ohne Ablenkung, wenn es funktioniert, mit eingeweihten Leuten, die vorbei gehen.
Üben Sie zuerst mit Gizmo, auf Kommando an einen festen Platz zu gehen und dort zu bleiben, bis Sie das Kommando wieder auflösen. Bleiben Sie dabei am Anfang neben dem Korb oder der Decke stehen. Wenn Ihr Hund den Platz verlassen will, bringen Sie ihn kommentarlos wieder hin. Wenn er dort bleibt, geben Sie ihm ein Leckerchen. Dann entfernen Sie sich immer weiter von dem Platz, gehen zurück und geben ein Leckerchen.
Auch das üben Sie zuerst ohne Ablenkung, dann mit eingeweihten Besuchern.
Sie sehen, das ganze Training basiert auf Führung und Belohnung. Sie agieren, der Hund reagiert.

Viel Erfolg..
Ellen Mayer
www.lesloups.de
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naokoan | Fragesteller/in
schrieb am 07.06.2016
Hallo Frau Mayer,

vielen Dank für die schnelle Antwort.

Ich mache bereits seit Monaten die Türen hinter mir zu. Gehe auch immer wieder mal aus dem Raum. Am Wochenende können wir ihn auch schon ca. 2 Stunden allein lassen. Er bleibt im Wohnzimmer, bekommt einen gefüllten Kong und seine Entspannungsmusik und schläft nach ca. 10-15 Min. Bellen durch. Ich habe ihn jeden Tag mit in der Arbeit. Nach der Arbeit kann ich ihn nicht alleine lassen, auch wenn wir davor ne Stunde ausgiebig Gassi waren. Da kann er dann komplett durchbellen. Ich weiß nicht genau woran das liegt. Warum es manchmal klappt und manchmal nicht.

Wenn wir in der Hundeschule andere Hunde treffen bellt er garnicht. Wenn wir auf der Straße sind springt er sofort in die Leine, ich versuche schon ruhig zu bleiben und die Leine nicht kurz zu halten, aber das ist nicht so einfach, weil er wie ein verrückter hin und her springt.

Die Leinenführigkeit üben wir auch wie Sie es beschrieben haben.

Wir haben konsequente Regeln, die auch immer eingehalten werden. Ich weiß einfach nicht wirklich was wir da machen können. Er verhält sich nicht nur bei mir so, sondern auch bei meinem Freund.

Viele Grüße

Natalia
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Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 07.06.2016
Hallo Natalia,
leider ist es unmöglich, aus der Entfernung zu beurteilen, woran es liegen kann. Oft sind es Kleinigkeiten, die der Hundebesitzer nicht sieht, nicht als problemauslösend erkennt.
Sie schreiben z. B., wenn der Kleine Sie verfolgt, versuchen Sie ihn wegzuscheuchen oder an seinen Platz zu schicken. Das wäre schon mal so ein kleiner Auslöser: Wenn Sie ihn wegscheuchen, bekommt er Aufmerksamkeit. Wenn Sie ihn auf seinen Platz schicken, ist er immer noch angespannt.
Auch schreiben Sie, wenn er im Garten Vorbeigehende anbellt, funktioniert das Ablenken nicht. Ja, eben, das meinte ich ja. Deswegen habe ich weiter oben eine mögliche Vorgehensweise beschrieben.
Man kann alle von Ihnen angegebenen Problem lösen, indem man sie, ohne Notfall, übt. Wenn Sie üben, wenn es drauf ankommt, klappt es nicht.
Wenn Sie alleine nicht weiter kommen, bitten Sie doch einfach einmal Ihre(n) Hundetrainer(in) aus der Hundeschule, sich das Problem vor Ort anzusehen.

Liebe Grüße
Ellen Mayer
www.lesloups.de
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