Sehr viele russische Familien leben an der Armutsgrenze und daher ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass die meisten ihre Haustiere nicht mehr ernähren können. Es passiert also das Unvermeidbare: Die Tiere landen auf der Straße. Aber nicht nur das Aussetzen der Tiere, sondern auch die unkontrollierte Fortpflanzung ist ein großes Problem.

Status quo – Probleme

Es mangelt offensichtlich an Gesetzen, die ernsthafte Konsequenzen nach sich ziehen, aber auch an Projekten, die der Gesamtsituation entgegenwirken. Im Jahre 2002 beispielsweise startete ein Kastrationsprogramm, das jedoch durch die mangelnde Konsequenz nicht durchgreifen konnte. Weiterhin ist die gesamte antiquierte Mentalität der Besitzer der Haustiere problematisch, da sie der Meinung sind, dass ein Tier erst einige Male Welpen werfen sollte, bevor es kastriert wird. Grund dafür ist der Profit durch den Verkauf des Nachwuchses, der zu billigsten Preisen angeboten wird. Sollten Tiere nicht verkauft werden können, werden diese bemitleidenswerten Lebewesen innerhalb der nächsten Tage verscharrt auf einem Haufen oder in Plastiktüten gefunden. Es gibt nahezu kein Gebiet in Russland, in dem keine Straßenhunde leben. Vor allem sind aber die Städte betroffen, da sie dort einfacher Nahrung finden können, zum Beispiel in Mülltonnen.

Tierschutzgesetze in Russland – weiterhin ein Traum?

2008 wurden 3.000 Unterschriften russischer Bürger gesammelt, die sich für eine Gesetzesgrundlage für Tiere aussprachen. Folgende Punkte sollten fokussiert werden:

  • Tiere sollen in ihren Lebensräumen ihren Bedürfnissen gerecht werden können.
  • Pflicht des Menschen zum Tierschutz soll vor dem Eigentumsrecht stehen, um Misshandlungen von Tieren entgegenzuwirken.
  • Förderung von Kastrationsprogrammen zur Regulierung des Nachwuchses (Weiteres im Art. 245 STGB RF)

Das Leben der Straßenhunde in Russland müsste folglich erträglicher sein. Leider sieht die Realität anders aus, da die Umsetzung so gut wie nicht stattfindet.

Aktiver Tierschutz in Russland

Es gibt jedoch private Organisationen und Unterstützer, die Kastrationsprojekte und Nahrungsmittel für die Hunde aus eigener Tasche finanzieren. Auch Demonstrationen haben schon stattgefunden, wie beispielsweise am 13. Mai 2009 in Moskau. Hier gingen etliche Menschen gegen die Massenvernichtung von Straßenhunden auf die Straße. Das zuvor beinahe nicht verwendete Wort „Tierschutz“ gewinnt immer mehr an Mitstreitern. Bisher streiten sich jedoch nur die Tierschützer und die Straßenhundegegner, vor allem die Behörden, die sich rauszuhalten versuchen, um eine Lösung der Problematik der Straßenhunde in Russland. Dieser Kampf scheint aussichtslos, da in Russland nicht nur das Leid der Straßenhunde, sondern auch das Elend von Obdachlosen – sowohl Erwachsene, als auch Kinder – seit Jahren in Kauf genommen wird. Es bleibt nur noch zu hoffen, dass unter anderem Demonstrationen den Blick der russischen Bevölkerung in Hinblick auf das Elend der Straßenhunde sensibilisieren.

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