Schneckenkorn ist ein beliebtes Mittel, um Schnecken von Beeten & Co. fernzuhalten, und es wird auch in Gartenzentren gern eingesetzt. Viele Herstellende des Mittels scheinen sich dabei zunächst der Gefahr, dass Haustiere das Gift aufnehmen könnten, bewusst und versehen ihre Produkte mit Aufschriften wie „für Haustiere unschädlich“. Dabei stimmt das – so definitiv – leider häufig nicht. Hier erfahren Sie mehr darüber, wie Sie Schneckenkorn und eine Vergiftung dadurch bei Hunden und Katzen erkennen können und was im Verdachtsfall zu tun ist.
Bei einem akuten Vergiftungsverdacht hilft der Giftnotruf: +49 551 19240
Inhaltsverzeichnis:
- Schneckenkorn: Das Wichtigste auf einen Blick
- Schneckenkorn erkennen
- Wie wirkt Schneckenkorn-Gift?
- Was ist bei einer Vergiftung mit Schneckenkorn zu tun?
Schneckenkorn: Das Wichtigste auf einen Blick
Schneckengift ist vor allem in Privatgärten und auf landwirtschaftlichen Feldern zu finden | Erkennbar i.d.R. als kleine blaue Körner, können sich jedoch auch auflösen | ||
Auch „haustierfreundliches“ Schneckenkorn kann gefährlich sein | Typische Vergiftungssymptome sind Muskelkrämpfe und Herzrasen | ||
Suchen Sie bei Vergiftungsverdacht umgehend eine Tierarztpraxis auf | Tödliche Dosis: ca. 0,5 g Metaldehyd/kg Körpergewicht |
Schneckenkorn erkennen
Schneckenkorn wird da eingesetzt, wo Schnecken stören, also: in der Landwirtschaft auf Feldern, in privaten Gärten, in Gartenzentren und wo auch immer es darum geht, Pflanzen von Schnecken zu befreien oder vor ihnen zu schützen. In der Regel handelt es sich um blaue Körner (hinsichtlich der Form ähnelt es Eistee-Granulat), die sich jedoch auch auflösen und den Boden sowie Matsch und Pfützen verunreinigen können. Schneckenkorn ist freiverkäuflich und kann ggf. in jedem Haushalt stehen – dass Sie ein Produkt ohne Weiteres im Geschäft erhalten, ist keinesfalls ein Sicherheitssiegel. Und auch bei als haustierfreundlich gekennzeichneten Produkten sollten sie einen Verzehr vermeiden.
Achtung: Schneckenhorn würde von Natur aus eher süßlich schmecken und Hunde und Katzen nicht vom Verzehr abschrecken. Wenn es heißt, die Produkte seien haustierfreundlich, bedeutet das in der Regel, dass sie mit Bitterstoffen versetzt worden sind. Diese sollten unsere Vierbeiner zwar theoretisch vom Verzehr abschrecken, tun dies allerdings leider nicht zuverlässig.
Wie wirkt Schneckenkorn-Gift?
Im Schneckenkorn oder Schneckengift können verschiedene Inhaltsstoffe vorkommen, besonders häufig sind es Metaldehyd, Methiocarb, Thiodicarb und Eisen(III)-phosphat. Welcher Wirkstoff im jeweiligen Mittel vorkommt, hängt von der Produktzusammensetzung ab und sollte auf der Verpackung abzulesen sein.
Bei Metaldehyd liegt die letale Dosis bei ungefähr 0,5 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht. Je geringer das Körpergewicht, umso gefährlicher ist folglich das Gift – Welpen und Katzen sind entsprechend besonders gefährdet. Das Gift von Schneckenkorn wirkt bei Hunden und Katzen sehr schnell – i.d.R. innerhalb der ersten drei Stunden nach Aufnahme – und greift das Nervensystem an. Deswegen sind die Symptome recht unspezifisch und schwer zu deuten. Üblich sind aber vor allem Muskelkrämpfe, Herzrasen und letztlich der Tod. Doch auch wenn Ihr Hund oder Ihre Katze überleben, ist es nicht unwahrscheinlich, dass sie schwere Schäden der Leber davon tragen werden.
Dabei muss es gar nicht unbedingt sein, dass Ihr Hund oder Ihre Katze das Gift des Schneckenhorngifts direkt aufnimmt. Auch Vergiftungen über die indirekte Aufnahme, also zum Beispiel das Ablecken der kontaminierten Pfoten oder des Fells, sind nicht auszuschließen. Auch das Fressen von Schnecken, die das Gift zuvor verzehrt haben, oder, wenn Ihr Liebling aufgelöste Schneckenkörner (z.B. über Schlamm) aufschleckt, kann zu Problemen führen. Besser als jede Behandlung ist darum eine gute Vorbeugung einer Vergiftung.
Was ist bei einer Vergiftung mit Schneckenkorn zu tun?
Bei Verdacht auf eine Vergiftung sollten Sie immer Ihre nächstgelegene Tierarztpraxis informieren und nach möglichen Maßnahmen für Erste Hilfe am Hund und Erste Hilfe für Katzen befragen (bspw. kann tierärztlich abgestimmte Aktivkohle die aufgenommen giftigen Substanzen zunächst binden). So kann sich Ihre Tierärztin oder Ihr Tierarzt auch auf Ihre Notfall-Situation vorbereiten. Dabei gilt: Je früher die Behandlung erfolgt, umso besser ist die Prognose. Haben Sie den Verdacht, Ihr Hund oder Ihre Katze könnte Schneckenkorn aufgenommen haben, kann auch das eine lebensrettende Information sein. Idealerweise verhindern Sie daher den Kontakt mit den Giften der Schneckenkörner, soweit es Ihnen möglich ist. Das heißt:
- Sammeln Sie die Schnecken lieber selbst aus Ihrem Garten, bevor Sie Ihren Liebling einer ernstzunehmenden Vergiftungsgefahr aussetzen.
- Wenn Sie Ihren Hund mit zu Bekannten oder Befreundeten nehmen, fragen Sie zuvor nach dem Einsatz potentieller Gifte.
- Bei Freigänger-Katzen kann sich eine gute Beziehung zur Nachbarschaft lohnen – um über den Einsatz von Giften zu erfahren und vielleicht sogar gemeinsam alternative Methoden zu finden
Dieser Artikel wurde geprüft von Tierärztin Melanie Müller.
Die genannten Informationen stellen keine Anleitung zur Selbstdiagnose und Behandlung dar. Bei einer Vergiftung handelt es sich um einen Notfall! Wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihr Vierbeiner etwas Schädliches aufgenommen hat, sollten Sie in jedem Fall eine Tierärztin oder einen Tierarzt um Rat fragen oder die Nummer des Giftnotrufs anrufen:
+49 551 19240
Melden Sie, wann und wo der Stoff aufgenommen wurde und versuchen Sie, ihn genau zu beschreiben. Wenn möglich bringen Sie die Verpackung bzw. ein Exemplar der aufgenommenen Substanz mit in die Tierarztpraxis.