Ob beim Backen oder als Nascherei – Mandeln finden sich in vielen Küchen. Doch wenn sich eine Bittermandel dazwischen mogelt, sollten Sie vorsichtig sein! Erfahren Sie hier, welche Mandeln Hunde und Katzen essen dürfen.

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Inhaltsverzeichnis:


Mandeln (Blausäure): Das Wichtigste auf einen Blick

(Gebrannte) Mandeln, in Marzipan, Mandelmilch, Mandelmus Bittermandeln sind gut am bitteren Geschmack zu erkennen
Nicht zu verwechseln mit anderen Nüssen Vergiftungssymptome sind u. a. Speicheln, Atemnot und nach Mandelöl riechende Atemluft
Suchen Sie bei Vergiftungsverdacht umgehend eine Tierarztpraxis auf Behandlungsmöglichkeit der Erkrankung Die giftige und tödliche Dosis für Haustiere variiert je nach Art der Mandel

Mandeln – hübsch, lecker, gefährlich?

Mandeln wachsen an drei bis acht Meter hohen belaubten Sträuchern oder Bäumen. Die Pflanze stammt eigentlich aus Südwestasien, ist heute aber auch darüber hinaus verbreitet und wächst vorwiegend an sonnigen Hängen auf steinigem Boden. Von Januar bis April haben sie schöne weiße bis rosafarbene Blüten.

Die Blüten des Mandelbaumes sehen den Kirschblüten sehr ähnlich. Der Unterschied ist jedoch, dass Mandelbäume blühen, bevor die Blätter austreiben, während Kirschbäume bei der Blüte schon Blätter haben.


Die Mandeln, die wir essen, sind übrigens die Samen der Pflanze. Mandeln sind ein sehr vielseitiges Produkt, denn sie können nicht nur direkt verzehrt, sondern auch weiter zu Marzipan, Mandelmus oder auch Mandelmilch verarbeitet werden. Sogar in Kosmetikprodukten werden sie eingesetzt.

mandeln text2 600x400Mandeln sind keine Nüsse

Entgegen dem allgemeinen Glauben sind Mandeln tatsächlich keine Nüsse, auch wenn sie in den Regalen oft daneben stehen.

Was Sie über Walnüsse wissen müssen

Stattdessen gehören sie zu den Rosengewächsen, zu denen unter anderem auch Steinfrüchte wie Aprikosen und Kirschen gehören.

Der Unterschied zwischen Süßmandeln und Bittermandeln

Süßmandeln und Bittermandeln sind nicht etwa zwei verschiedene Mandelsorten, sondern tatsächlich ein und dieselbe. In manchen Mandeln kommt aus verschiedensten Gründen mehr Amygdalin vor. Da Amygdalin bitter schmeckt, werden diese Mandeln auch Bittermandeln genannt. Viele Faktoren wie Wachstumsbedingungen, Reifegrad und Lagerung tragen dazu bei, ob eine Mandel Amygdalin enthält oder nicht. Allerdings sind Bittermandeln giftig!

Dürfen Katzen und Hunde Mandeln essen?

Grundsätzlich sollten Ihre Vierbeiner lieber die Pfoten von Mandeln lassen. Zwar sind Süßmandeln nicht giftig, allerdings aufgrund ihres hohen Fettgehalts auch nicht unbedingt gesund. Vielleicht haben Sie auch schon gehört, dass Mandeln zu einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) führen können? Das stimmt nur so halb: Mandeln an sich sind kein Lebensmittel, welches eine Pankreatitis außerordentlich fördert. Jedoch begünstigt eine zu fettreiche Ernährung eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse. Abgesehen davon können sich Vierbeiner an einer ganzen Mandel verschlucken oder Verstopfungen bekommen. Bei bewusster Verfütterung von Mandeln, sollte Sie die Mandel also nicht nur vorher probieren, sondern auch besser klein schneiden. Außerdem reagieren manche Hunde und Katzen allergisch auf Mandeln.

Welche Mandeln sind für Hunde und Katzen giftig?

Zwischen die Süßmandeln rutschen gelegentlich auch die giftigen Bittermandeln, welche Amygdalin enthalten.

Was ist Amygdalin bzw. Blausäure?

Bittermandeln und andere Rosengewächse (bzw. deren Kerne) oder auch einige Süßkartoffelsorten und Leinsamen enthalten Amygdalin. Dieses wird beim Verdauen in Blausäure, auch Cyanid oder Cyanwasserstoff genannt, umgewandelt. Den Pflanzen dient es als natürlicher Fressschutz vor Tieren und wird auch in der Industrie als Mittel gegen Ungeziefer verwendet. Aber auch für unsere Vierbeiner ist Blausäure sehr gefährlich: Eine Menge von zwei Milligramm Blausäure pro Kilogramm Körpergewicht können für Ihren Hund oder Ihre Katze tödlich sein. Wie vielen Mandeln diese Menge entspricht, lässt sich leider nicht sagen – daher ist bei bitteren Mandeln IMMER Vorsicht geboten. Blausäure ist übrigens nicht nur für unsere Hunde und Katzen, sondern auch für uns giftig – allerdings können uns kleinere Mengen eigentlich nichts anhaben.

Wussten Sie schon: Blausäure ist übrigens hitzeempfindlich, weshalb sie sich beim Kochen von Mandeln verflüchtigt. Zum Kochen und Backen kann man deswegen auch Bittermandeln oder Bittermandelöl oder -aroma kaufen.


Warum ist Blausäure für Hunde und Katzen giftig?

Da es sich bei Blausäure um eine Säure handelt, reizt sie die Schleimhäute. Diese Wirkung ist allerdings nur schwach. Eine andere Wirkung ist viel gefährlicher: die Blockierung der Zellatmung. Dadurch fließt sauerstoffreiches Blut auch durch die Blutgefäße, in denen das Blut eigentlich sauerstoffarm sein sollte. Als Folge sterben die Nervenzellen im Gehirn, die für die Atmung zuständig sind, und es kommt zum Ersticken.

Dürfen Hunde und Katzen Marzipan essen?

Grundsätzlich ist Marzipan nicht unbedingt giftig, jedoch werden manchmal für die Herstellung auch Bittermandeln verwendet. Außerdem enthält es sehr viel Zucker. Aus diesen Gründen sollten Vierbeiner lieber kein Marzipan naschen.

…und was ist mit Bittermandelaroma?mandeln text3 600x400

Bittermandelaroma und Bittermandelöl ist nicht das Gleiche, sondern hat einen wichtigen Unterschied: Bittermandelöl enthält noch Blausäure, während Bittermandelaroma eben nur das Aroma ist. Sprich, es enthält keine Blausäure mehr. Das liegt daran, dass Bittermandelaroma synthetisch hergestellt wird. Ob es für unsere Vierbeiner deswegen unbedenklich ist, bleibt offen.

…und wie sieht es mit anderen Mandelprodukten aus?

Andere Mandelprodukte wie beispielweise Mandelmilch sind im Grunde genommen nicht giftig, können bei Hunden und Katzen jedoch allergische Reaktionen auslösen. Außerdem können andere Inhaltsstoffe der Produkte gefährlich sein. Beispielsweise sind gesalzene Mandeln für Hunde und Katzen auf keinen Fall zum Verzehr geeignet, denn Salz kann in zu hohen Mengen giftig sein! Auch gebrannte Mandeln sind aufgrund ihres hohen Zuckergehaltes sehr ungesund für unsere Vierbeiner.

Symptome einer Vergiftung mit Mandeln / Blausäure

Die Symptome einer Blausäurevergiftung durch Bittermandeln machen sich erst nach ein bis zwölf Stunden nach dem Verzehr bemerkbar, da die giftige Blausäure durch die Verdauung entsteht, was etwas Zeit braucht. Hat Ihre Katze oder Ihr Hund eine Bittermandel gefressen, führt das zu vermehrtem Speicheln und zu Atemnot sowie einer erhöhten Atemfrequenz. Darauf folgen Krampfanfälle, hellrot gefärbte Schleimhäute und im Endstadium Atemstillstand. Zudem können Bittermandeln dazu führen, dass der Atem nach Bittermandelöl riecht.

Vergiftung bei Hunden erkennen, behandeln und vorbeugen

Hat Ihre Katze oder Ihr Hund Mandeln gefressen und zeigt  Anzeichen einer Blausäurevergiftung sollten Sie umgehend in die Tierarztpraxis fahren. Es handelt sich dabei um einen akuten Notfall!

Vergiftung bei Katzen erkennen, behandeln und vorbeugen

Behandlung einer Blausäurevergiftung

Im besten Fall erbricht Ihr Vierbeiner die Mandeln sofort wieder, sodass das Gift gar nicht erst verdaut werden kann und keine Blausäure entsteht. Wenn Ihr Hund oder Ihre Katze sich noch nicht übergeben hat und die Aufnahme noch nicht zu lange her ist, führt wahrscheinlich die Tierärztin oder der Tierarzt das Erbrechen mit einem Medikament herbei. Ist die Vergiftung schon fortgeschritten, sind andere Maßnahmen nötig: Je nach Schwere der Blausäurevergiftung wird der Kreislauf und die Atmung des Vierbeiners stabilisiert und es werden krampflösende Medikamente verabreicht. Im Fall einer Blausäurevergiftung gibt es glücklicherweise auch ein Gegenmittel, welches die Blausäure umwandelt oder bindet und somit unschädlich macht.

Prognose und Vorbeugung

Wie bei allen Vergiftungen gilt: Je schneller sie behandelt wird desto besser. Je nach Allgemeinbefinden Ihrer Katze oder Ihres Hundes ist die Prognose wahrscheinlich gut. Um Vergiftungen zu vermeiden, sollten Sie Mandeln außer Reichweite Ihres Vierbeiners aufbewahren und immer probieren, ob sie süß oder bitter schmecken, bevor Sie Ihrer Katze oder Ihrem Hund Mandeln füttern. Grundsätzlich sollten Sie sich hinterfragen, ob Ihr Hund oder Ihre Katze überhaupt Mandeln naschen muss – sie sind keinesfalls Teil einer ausgewogenen Ernährung. Greifen Sie zur Belohnung lieber auf Leckerlis aus dem Tierfachhandel zurück.

Dieser Artikel wurde geprüft von Tierärztin Melanie Müller.

Die genannten Informationen stellen keine Anleitung zur Selbstdiagnose und Behandlung dar. Bei einer Vergiftung handelt es sich um einen Notfall! Wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihr Vierbeiner etwas Schädliches aufgenommen hat, sollten Sie in jedem Fall eine Tierärztin oder einen Tierarzt um Rat fragen oder die Nummer des Giftnotrufs anrufen:

+49 551 19240

Melden Sie, wann und wo der Stoff aufgenommen wurde und versuchen Sie, ihn genau zu beschreiben. Wenn möglich bringen Sie die Verpackung bzw. ein Exemplar der aufgenommenen Substanz mit in die Tierarztpraxis.

Foto: © Titel: Nailia Schwarz - stock.adobe.com | Text: Nadezda Ledyaeva - stock.adobe.com; barmalini - stock.adobe.com; PhotoSG - stock.adobe.com

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