Die meisten werden die Fotos wohl kennen: Mini-Hunde sitzen in Teetassen (engl.: Teacups) und schauen mit großen Augen in die Kamera. Was zunächst unheimlich niedlich wirkt, ist bei weiteren Überlegungen nicht mehr ganz so ansehnlich. Denn die sogenannten Teacup-Hunde sind ein Trend, der Tierschützer entsetzt. Erfahren Sie hier mehr über den Hintergrund von Teetassen-Hunden und warum Züchter und Tierschützer darüber streiten.


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Teacup-Hunde als Mode-Accessoires

Sie sehen aus wie kleine Plüschtiere, sind maximal 23 Zentimeter groß, wiegen keine zwei Kilogramm und sind umso wertvoller: Teacup-Hunde werden nicht nur sehr teuer gehandelt, sondern können ihren Haltern auch noch hunderttausende Follower auf Instagram verschaffen, wenn diese sie richtig vermarkten. So wird aus einem Lebewesen schnell ein Statussymbol mit hohem wirtschaftlichem Wert. Tierschützer kritisieren zum einen den Umgang mit den Tieren, als seien es Mode-Accessoires, und zum anderen die gesundheitliche Gefährdung, die in ihrer Zucht hingenommen wird.

Teacup-Hunde sind gesundheitlich gefährdet

Normalerweise würde man meinen, dass für eine Zucht die gesündesten und stärksten Tiere genutzt werden. So jedoch nicht bei Mini-Hunden: Hier wird gezielt nach dem kleinsten und schwächsten Tier einer Zucht gesucht, um mit diesen weiter zu züchten. Ergebnis sind anfällige Tiere, in der Regel mit großen Augen, einem großen Hinterkopf und einer extra-kleinen Nase, die in keiner Weise mehr der natürlichen Anatomie eines Hundes entsprechen, dafür aber vermeintlich umso süßer sind. Bei vielen Teacup-Hunden wird Zittern aufgrund einer zu niedrigen Körpertemperatur oder Unterzuckerung beobachtet. Letztere kann schon nach dem Ausfallen einer Mahlzeit auftreten und tödlich enden. Die Knochen sind (wie man bei der Größe schon vermuten könnte) sehr fragil. Die Augen sind aufgrund ihrer überproportionalen Größe verletzungsanfälliger und andere Probleme, Knochenfehlbildungen oder sich nicht von selbst lösende Milchzähne treten häufig auf. Dazu ist die Wahrscheinlichkeit eines Wasserkopfes (bei dem Flüssigkeitsräume des Gehirns erweitert sind und dieses dadurch auf die Schädelknochen drückt) und das Risiko eines Trachealkollaps (bei dem die Luftröhre zusammenfällt) erhöht. Die Liste an häufigen Erkrankungen für Teacup-Hunde ist lang.

Teacup-Hunde im Handel

Gerade bei Teacup-Hunden scheint die Vermarktung über soziale Medien erfolgreich zu sein. Auf Instagram bieten einige Händler ihre Hunde an, häufig verziert mit Kostümen und hinter bunten Filtern, die fast vergessen lassen, dass es sich hier um ein Lebewesen handelt. Interessenten, die sich nicht mit einem seriös ablaufenden Welpenkauf auseinandergesetzt haben, sind hier zum Bestellen verführt. Ein kleiner Hund kann dabei mehrere tausend Euro kosten.

Auch in Deutschland gibt es Züchter für die Mini-Hunde. Dabei sehen einige sich in einer verantwortungsvollen Position und argumentieren, dass sie sehr wohl auf das Tierwohl achten und beispielsweise Hunde verkaufen, die ungefähr 20 Zentimeter groß sind – Anfragen auf 15 Zentimeter große Hunde jedoch abweisen. Dass auch 20 Zentimeter keine natürliche Größe für einen Hund ist, scheint da neben dem Wunsch der Kunden unterzugehen.

Teacup-Hunde: Nachfrage einstellen

Wer sich das Tierschutzgesetz und den darin enthaltenen Paragraphen, der Qualzucht verbietet, ansieht, würde zunächst vermuten, dass auch die Zucht von Mini-Hunden in Deutschland nicht erlaubt ist. Die Umsetzung ist jedoch nicht erfolgt, da es bislang nur Urteile zu Verboten einzelner Zuchten gab, von denen Teacup-Hunde bislang noch nicht betroffen waren. Diese sind dabei kein außergewöhnlicher Fall: Auch bei anderen, nachgewiesenen Qualzuchtmerkmalen wie beispielsweise der Kurzköpfigkeit (Brachycephalie) wurde bislang noch nicht wirkend eingegriffen. Die schwammige Formulierung des Gesetzes schafft keine klare Grundlage, um Tierleid juristisch einschätzbar zu machen, sodass die Begründung einer Strafverfolgung schwer ist. Was jedoch wirkungsvoll ist, ist ein Zurückgehen der Nachfrage. Je mehr Wissen über den tierunfreundlichen Hintergrund der Mode-Hunde verbreitet wird, umso weniger Menschen werden die Züchtung hoffentlich unterstützen. Und umso weniger profitabel das Geschäft wird und desto weniger Teacup-Hunde werden gezüchtet.

Dieser Artikel wurde geprüft von Tierärztin Melanie Müller.

Die genannten Informationen stellen keine Anleitung zur Selbstdiagnose und Behandlung von Tierkrankheiten dar. Tierhaltende sollten bei gesundheitlichen Problemen ihres Tieres in jedem Fall eine Tierärztin oder einen Tierarzt um Rat fragen. Diagnosen über das Internet sind nicht möglich.

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