Schilddrüsenerkrankungen kommen bei Hunden relativ häufig vor. Sie zeigen sich als Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) und -überfunktion (Hyperthyreose). Als Hypothyreose beim Hund bezeichnet man eine zu niedrige Produktion von Schilddrüsenhormonen und die daraus folgenden Symptome. Hier erhalten Sie einen Überblick zur Schilddrüsenunterfunktion bei Hunden und was zu tun ist, wenn Ihr Liebling daran erkrankt ist.

Ein Gastartikel von Tierärztin Dr. med. vet. Bianca Wiebusch.


Inhaltsverzeichnis:


Schilddrüsenunterfunktion beim Hund: Zusammenfassung

Häufigkeit der Erkrankung Kommt häufig vor
Verlauf der Erkrankung Verläuft chronisch
Schwere der Erkrankung Nicht heilbar, aber gut behandelbar
Diagnose der Erkrankung Diagnose über Symptome und Bluttests
Vorkommen der Erkrankung Häufiger bei mittelgroßen und großen Hunden
Behandlungsmöglichkeit der Erkrankung Behandlung mit Medikamenten zum Hormonausgleich
Ansteckungsgefahr Nicht ansteckend
Prognose Prognose mit Behandlung sehr gut
Typische Symptome Typische Symptome sind u.a. Abgeschlagenheit, Übergewicht, Verhaltensänderungen
Diagnose und Behandlung können in Ihrer Haustierarztpraxis durchgeführt werden

Was ist eine Schilddrüsenunterfunktion beim Hund?

Eine Schilddrüsenunterfunktion beim Hund bezeichnet einen Zustand, bei dem die Schilddrüse nicht ausreichend Schilddrüsenhormone produziert. Schilddrüsenhormone sind essenziell für den Stoffwechsel des Körpers und beeinflussen viele physiologische Prozesse.

Schilddrüse beim Hund: Funktion

Die Schilddrüse ist eine Drüse am Hals des Hundes, die diverse Botenstoffe produziert: Die Schilddrüsenhormone Trijodthyronin (T3), Thyroxin (T4) und Calcitonin sind sehr wichtig für ganze viele Stoffwechselfunktionen im Körper. Die Schilddrüse ist der „Taktgeber“, steuert die Geschwindigkeit oder Arbeitsintensität anderer Organe. Die Aktivität der Schilddrüse wird wiederum gesteuert von der Hirnanhangsdrüse, die je nach Bedarf die Ausschüttung von Schilddrüsenhormonen erhöht oder senkt.

T4: Thyroxin

T4 ist das wichtigste Schilddrüsenhormon, das von der Schilddrüse produziert wird. Es beeinflusst den Stoffwechsel und spielt eine entscheidende Rolle bei vielen physiologischen Prozessen im Körper des Hundes. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion ist der T4-Spiegel im Blut in der Regel niedriger als normal.

T3: Trijodthyronin

In einer normalen Situation produziert die Schilddrüse T4, welches in andere Gewebe im Körper gelangt und dort größtenteils in T3 umgewandelt wird. Trijodthyronin ist das aktive Schilddrüsenhormon, das an den Zielzellen wirkt und den Stoffwechsel und verschiedene physiologische Prozesse reguliert. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion ist die Produktion von T4 durch die Schilddrüse vermindert, was wiederum zu einer Abnahme des aktiven T3 führen kann. T3-Spiegel können jedoch variieren, da der Körper versucht, das Gleichgewicht aufrechtzuerhalten, indem er T4 so weit wie möglich in T3 umwandelt.

TSH: Thyreoidea-stimulierendes Hormon

TSH wird in der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) im Gehirn gebildet und steuert die Schilddrüsenaktivität. Bei einem Mangel an T4 im Blut wird in der Hypophyse vermehrt TSH produziert, um die Schilddrüse zur Freisetzung von mehr T4 anzuregen. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion ist der TSH-Spiegel oft erhöht, da die Hypophyse versucht, die Schilddrüsenhormonproduktion anzuregen.

Wenn die Schilddrüse beim Hund nicht mehr funktioniert

Wenn die Schilddrüse beim Hund nicht mehr funktioniert...

Wenn die Produktion der Schilddrüsenhormone reduziert ist, kann dies zu einer Vielzahl von gesundheitlichen Problemen führen. Das Fehlen ausreichender Schilddrüsenhormone beeinflusst die Funktion verschiedener Organe und Gewebe im Körper des Hundes. Die Schilddrüsenunterfunktion beginnt in der Regel schleichend und entwickelt sich oft allmählich im Laufe der Zeit. Umso wichtiger ist es, bereits kleinen Anzeichen nachzugehen, um eine mögliche Schilddrüsenunterfunktion frühzeitig zu erkennen und zu behandeln und so die Lebensqualität des Vierbeiners zu verbessern.

Schilddrüsenunterfunktion beim Hund: Ursachen

Für eine Schilddrüsenunterfunktion beim Hund gibt es verschiedene Ursachen. In den meisten Fällen ist ein Abbau von Schilddrüsengewebe und dessen Ersatz durch Narbengewebe bzw. Binde- und Fettgewebe für die Schilddrüsenunterfunktion beim Hund verantwortlich. Das heißt: Der funktionierende Teil der Drüse wird immer kleiner. An seine Stelle tritt Gewebe, das nur den Raum ausfüllt. Dieser Prozess kann durch eine Autoimmunerkrankung bedingt sein, bei der der Körper sein eigenes Gewebe zerstört. Dabei bildet er auch Antikörper gegen das Schilddrüsengewebe (Antikörper dienen sonst dem Unschädlichmachen von krankmachenden Keimen oder Stoffen). Im anderen Fall geschieht der Gewebsabbau aus noch ungeklärter Ursache ohne Beteiligung des Immunsystems. Doch ganz gleich, warum: Am Ende steht ein Verlust von Schilddrüsengewebe mit entsprechend zu niedriger Produktion von Schilddrüsenhormonen.

Entzündung der Schilddrüse

Eine Schilddrüsenunterfunktion beim Hund kann in einigen Fällen mit einer Entzündung der Schilddrüse, auch als Thyreoiditis bezeichnet, in Verbindung stehen. Diese kann zu einer vorübergehenden oder auch dauerhaften Schädigung der Schilddrüsenzellen führen. Es gibt verschiedene Arten einer Schilddrüsenentzündung und eine davon ist die autoimmunbedingte Thyreoiditis, bei der das Immunsystem des Hundes irrtümlicherweise die Schilddrüse angreift und Schäden verursacht. Dies kann zu einer Verringerung der Schilddrüsenhormonproduktion führen, was wiederum eine Schilddrüsenunterfunktion verursacht. Die Entzündung der Schilddrüse kann eine vorübergehende Phase sein, in der vorübergehend mehr Schilddrüsenhormone freigesetzt werden, bevor die Schilddrüse letztendlich nicht mehr in der Lage ist, ausreichend Hormone zu produzieren. In anderen Fällen kann die Entzündung jedoch auch zu dauerhaften Schäden und damit einer chronischen Schilddrüsenunterfunktion führen.

Welche Hunde sind von Schilddrüsenunterfunktion betroffen?

Am häufigsten tritt die Schilddrüsenunterfunktion beim Hund im mittleren Lebensalter auf. Es wird davon ausgegangen, dass die Veränderungen in der Schilddrüse häufig bereits im dritten Lebensjahr beginnen. Sie werden allerdings meist erst einige Jahre später bemerkt, wenn die Symptome offensichtlicher zutage treten. Alle Hunderassen können von Hypothyreose betroffen sein, wobei mittelgroße und große Hunde eher daran erkranken als kleine.

Schilddrüsenunterfunktion Hund: Symptome

Die Symptome einer Hypothyreose beim Hund können sehr verschieden ausfallen. Meist treten auch nur einige davon auf und das in unterschiedlicher Stärke. Es gibt also leider keine klare Liste, die Sie „abhaken“ und mit der Sie direkt Störungen der Schilddrüse beim Hund diagnostizieren können. 

Die häufigsten Anzeichen einer Schilddrüsenunterfunktion beim Hund sind:

  • Konditionsmangel & Abgeschlagenheit
  • Gewichtszunahme und Übergewicht
  • Haut- und Fellveränderungen (Schuppen, Haarausfall, uvm.)
  • Ohrenentzündungen
  • Wassereinlagerungen (Ödem), insbesondere im Kopfbereich
  • Verhaltensänderungen
Übergewicht bei einer Schilddrüsenunterfunktion

Einfluss auf Organe

Wie bereits beschrieben, haben Schilddrüsenhormone Einfluss auf sehr viele Organe. Dadurch können auch weitere Symptome im Bereich von Nervensystem, Geschlechtsorganen oder Magen-Darm-System (Erbrechen, Durchfall, Verstopfung) auftreten. So wird beispielsweise der Magen indirekt über den veränderten Stoffwechsel beeinflusst: Die verlangsamte Verdauung geht mit einer verlangsamten Magenentleerung und einer verminderten Aufnahme von Nahrung einher. 

Auswirkungen auf das Verhalten

Achtung: Ihr Hund kann sowohl ruhiger als sonst sein als auch unruhiger, gerade zu Beginn der Erkrankung. Nicht selten wird die Funktion der Schilddrüse auch auf Empfehlung von Hundetrainerinnen und Hundetrainern überprüft. Denn: Die Verhaltensänderungen durch die Unterfunktion sorgen nicht selten im Alltag für Probleme in der Beziehung zwischen Hund und Besitzenden. Nichtsdestotrotz ist eine Behandlung mit Hormonen kein Allheilmittel und sollte nur durchgeführt werden, wenn Vorbericht, klinische Befunde und Blutuntersuchungen zusammenpassen.

Eine Erkrankung mit schleichender Entwicklung

Meist stellen sich die Symptome der Hypothyreose beim Hund schleichend und über Jahre ein. Die Erfahrung zeigt, das Haltende oft darüber hinweg sehen, weil sie sich mit der Zeit daran gewöhnen, dass der Hund z. B. immer ruhiger und weniger energiegeladen wird. Ebenfalls häufig werden die Anzeichen einer Schilddrüsenunterfunktion - insbesondere die Verhaltensänderungen - mit Alterserscheinungen verwechselt, weil sie ihnen teilweise ähneln. Wichtig ist daher, dass Sie bei Veränderungen im Verhalten Ihres Lieblings oder natürlich bei körperlichen Symptomen genauer hinschauen und Ihren Verdacht tierärztlich überprüfen lassen!

Diagnose der Schilddrüsenunterfunktion beim Hund

Eine Unterfunktion der Schilddrüse beim Hund zu diagnostizieren, ist nicht immer einfach. Die Tierärztin oder der Tierarzt wird Ihren Vierbeiner gründlich untersuchen und Ihnen Fragen stellen zu den Veränderungen, die Ihnen aufgefallen sind. Außerdem müssen verschiedene Tests durchgeführt werden, da die Erkrankung leider nicht mit einer einzigen Untersuchung klar diagnostiziert werden kann.

Als erstes müssen andere mögliche Erkrankungen, die die Symptome der Schilddrüsenunterfunktion verursachen könnten, ausgeschlossen werden. Dazu zählt z. B. das Cushing-Syndrom. Das liegt daran, dass manche Erkrankungen sehr ähnliche Symptome aufweisen. Dies ist insbesondere bei Stoffwechselerkrankungen oft knifflig. Erst, wenn andere Auslöser möglichst ausgeschlossen wurden, kann mit der eigentlichen Hypothyreose-Diagnostik begonnen werden.

Wird eine Schilddrüsenunterfunktion vermutet, kann eine Blutuntersuchung Aufschluss über den Zustand Ihres Hundes liefern, denn auch Blutarmut, erhöhte Blutfettwerte und erhöhte Leberenzymwerte sind bisweilen Kennzeichen für die eingeschränkte Funktionsfähigkeit der Schilddrüse. Im Blut lassen sich zudem die Schilddrüsenhormone (vor allem T4) messen und jene Hormone, die ihre Ausschüttung steuern (das sog. TSH). Dies allein ist aber in der Regel nicht aussagekräftig. Auch ein Funktionstest, bei dem Ihrem Vierbeiner mehrmals am Tag Blut abgenommen werden muss, gehört zur Standarduntersuchung bei Hypothyreose-Verdacht. Die Werte müssen zudem immer im Zusammenhang mit den Symptomen bewertet werden. Teilweise ist die Unterfunktion so subtil ausgeprägt, dass weitere Parameter bestimmt werden müssen, beispielsweise körpereigene Antikörper, die die Schilddrüse angreifen.

Schilddrüsenunterfunktion beim Hund behandeln

Achtung!

Auch bei anderen schwerwiegenden oder chronischen Krankheiten kann die Schilddrüse gestört sein und produziert mitunter zu wenig Hormone. Dieser Effekt wird Euthyreoid sick syndrome genannt, was heißt, dass die Schilddrüse gesund ist, es klinisch aber zu Anzeichen einer Unterfunktion kommt. Wichtig ist hier, die Grunderkrankung zu erkennen und zu behandeln, bevor man sich der Schilddrüse widmet.

 

 

Schilddrüsenunterfunktion Hund: Therapie und Prognose

Das Gute vorweg: Die Schilddrüsenunterfunktion bei Hunden lässt sich in der Regel unproblematisch behandeln! Die fehlenden Hormone können über Tabletten ersetzt werden – allerdings muss Ihr Vierbeiner ein Leben lang behandelt werden.

 

Medikamente beim Hund richtig verabreichen

Medikamente bei einer Schilddrüsenunterfunktion

Damit die Dosis des Medikaments für den Hund richtig eingestellt werden kann, werden zu Beginn der Behandlung regelmäßig Blutproben entnommen. Außerdem wird die Tierärztin oder der Tierarzt Sie bitten, Verhalten und die Entwicklung der körperlichen Symptome zu beobachten. Passiert nichts, ist die Dosis vermutlich noch zu niedrig bzw. es gibt noch ein anderes Problem. Wird Ihr Liebling hingegen hyperaktiv und schreckhaft und verliert an Gewicht, deutet das auf zu viele Hormone und damit eine Überdosierung des Medikaments hin. Übrigens wäre bei einer Überfunktion der Schilddrüse dieses Verhalten zu sehen (Bei einer Schilddrüsenüberfunktion beim Hund liegen die Schilddrüsenhormone in zu hoher Konzentration vor – der Körper läuft auf Hochtouren).

Wenn die passende Dosierung für Ihren Hund gefunden wurde, lässt die Häufigkeit der Untersuchungen nach. Ihre Tierärztin oder Ihr Tierarzt wird mit Ihnen besprechen, wie oft Ihr Liebling in Zukunft zur Kontrolle kommen soll. Ihr Hund kann mit gut eingestellter Behandlung mit Hypothyreose ein ganz normales Leben führen!

Ernährung bei einer Schilddrüsenunterfunktion

Besprechen Sie mit Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt, inwiefern Sie Ihren Liebling möglicherweise über die Fütterung unterstützen können. Beispielsweise könnten sich jodhaltige Nahrungsmittel positiv auf die Schilddrüse auswirken: Jod gehört zu den sogenannten essenziellen Spurenelementen und wird für die Produktion von Schilddrüsenhormonen benötigt. Bei Hunden mit Schilddrüsenunterfunktion kann eine Ernährung mit angemessenen Mengen an Jod helfen, den Hormonspiegel zu unterstützen. Dennoch sollte die Jodzufuhr vorsichtig dosiert werden, da eine Überdosierung ebenfalls Probleme verursachen kann. Futterzusätze oder spezielle Ernährungsweisen müssen darum unbedingt tierärztlich abgeklärt werden.

Dieser Artikel wurde geprüft von Tierärztin Melanie Müller.

Die genannten Informationen stellen keine Anleitung zur Selbstdiagnose und Behandlung von Tierkrankheiten dar. Tierhaltende sollten bei gesundheitlichen Problemen ihres Tieres in jedem Fall eine Tierärztin oder einen Tierarzt um Rat fragen. Diagnosen über das Internet sind nicht möglich.

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