Wenn unsere geliebten Samtpfoten plötzlich träger werden und häufiger zur Trinkschale eilen, könnte es ein Alarmzeichen für eine Diabeteserkrankung sein. Erfahren Sie hier, worauf Sie bei Ihrer Katze achten sollten, wie Katzendiabetes tierärztlich diagnostiziert wird und wie das Leben einer Katze mit Diabetes aussieht.


Inhaltsverzeichnis:


Diabetes bei Katzen: Das Wichtigste auf einen Blick

Typ 2 relativ häufig verläuft chronisch
unheil-, aber behandelbar, unbehandelt lebensbedrohlich
Diagnose der Erkrankung Diagnose u. a. über Blut- und Urintests
Vorkommen der Erkrankung Prädispositionen bei Tonkanesen, Birma-Katzen und Norwegischen Waldkatzen
Behandlungsmöglichkeit der Erkrankung Behandlung i. d. R. mit Insulin und Ernährungsumstellung
Ansteckungsgefahr nicht ansteckend
Prognose Prognose bei frühzeitiger Behandlung gut, schwierig bei Begleiterkrankungen wie Nierenschäden
Typische Symptome typische Symptome v. a. vermehrter Durst, vermehrtes Wasserlassen, Gewichtsverlust
Diagnose und Behandlung können in Ihrer Tierarztpraxis (mit Labor) durchgeführt werden

Was ist Diabetes bei Katzen?

Diabetes bei Katzen ist eine Stoffwechselerkrankung, die durch einen Mangel an Insulin oder eine unzureichende Reaktion des Körpers auf Insulin verursacht wird. Insulin ist ein Hormon, das von der Bauchspeicheldrüse produziert wird und eine Schlüsselrolle bei der Regulierung des Blutzuckerspiegels spielt. Eine verminderte Insulin-Ausschüttung führt zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel. Im fortgeschrittenen Stadium der Krankheit kann es bei Katzen zu einer lebensbedrohlichen Stoffwechselstörung kommen, die als diabetische Ketoazidose bekannt ist. Dies geschieht, wenn der Körper Fett anstelle von Glukose als Energiequelle nutzt und dabei Ketonkörper produziert, die den Blut-pH-Wert senken und zu schweren Symptomen führen können.

Mögliche Komplikationen und häufige Begleiterkrankungen

Diabetes kann bei Katzen zu einer Reihe von Komplikationen führen, darunter Hautprobleme, Nervenschäden, Sehstörungen und in schweren Fällen sogar eine lebensbedrohliche Stoffwechselstörung, die als Ketoazidose bekannt ist.

Was ist Diabetes bei Katzen

Nervenschäden, medizinisch diabetische Neuropathie genannt, sind eine mögliche Begleiterkrankung von Diabetes bei Katzen. Sie treten auf, wenn hohe Blutzuckerspiegel die Nervenzellen schädigen. Dies kann bei Ihrer Katze zu einer Schwächung der Hinterbeine und einem ungewöhnlichen Gang führen. Dabei setzt die Katze nicht nur wie gewohnt die Zehenspitzen auf, sondern den gesamten Hinterfuß bis zum Sprunggelenk. Diese sogenannte plantigrade Gangart ist bezeichnend für einen Diabetes bei der Katze. Einige Samtpfoten mit Diabetes können auch Hautprobleme entwickeln. Hohe Blutzuckerspiegel können die Haut trocken und juckend machen, was zu Hautinfektionen führen kann. In einigen Fällen kann Diabetes auch zu Haarausfall führen.

Diabetische Ketoazidose (DKA) ist eine schwere Komplikation, die bei Katzen mit unerkanntem oder nicht gut eingestelltem Diabetes auftreten kann. Dabei ist der Blutzuckerspiegel so hoch, dass sich giftige Säuren im Körper ansammeln, was ohne sofortige Behandlung tödlich sein kann. Symptome können tiefes, schnelles Atmen, Appetitlosigkeit, Erbrechen oder eine allgemeine Schwäche sein. 

Eine weitere möglicherweise auftretende Begleiterkrankung ist die diabetische Retinopathie, eine Erkrankung, die die Netzhaut betrifft und zu Sehstörungen oder sogar Blindheit führen kann. Dies ist für Katzen besonders problematisch, da sie vor allem auf ihr Sehvermögen angewiesen sind. 

Chronische Nierenerkrankungen (CKD) werden bei ungefähr einem Viertel bis einer Hälfte der diabetischen Katzen diagnostiziert. Eine kontrollierte Proteinmenge und eingeschränktes Phosphor werden empfohlen, um die Überlebenszeit bei Katzen mit CKD zu verbessern. 

Es ist wichtig zu beachten, dass all diese Komplikationen die Lebensqualität Ihrer Katze erheblich beeinträchtigen können, daher ist eine frühzeitige Diagnose und eine wirksame Behandlung von Diabetes entscheidend, um diese möglichst zu vermeiden.

Gibt es verschiedene Arten von Diabetes bei Katzen?

Während der Diabetes mellitus, der auch 'Zuckerkrankheit' genannt wird, die am häufigsten diagnostizierte Form und dem Typ-2-Diabetes beim Menschen ähnlich ist, gibt es auch seltenere Formen von Diabetes. Dazu gehört zum Beispiel eine Insulinresistenz aufgrund von hormonellen Störungen (Hypersomatotrophismus) oder eine Überfunktion der Nebennierenrinde (Hyperadrenokortizismus), bei der der Körper auf Insulin nicht ausreichend reagiert. Eine weitere spezifische Form kann durch  Pankreatitis oder Tumoren (Neoplasien) verursacht werden.

Erkennen der Warnsignale: Symptome und Anzeichen von Diabetes bei Katzen

Es ist entscheidend, dass Sie auf bestimmte Anzeichen und Symptome bei Ihrem Liebling achten, die auf Diabetes hinweisen könnten. Klassische klinische Anzeichen von Diabetes bei Katzen sind

  • Polyurie (erhöhter Harnfluss)
  • Polydipsie (verstärkter Durst)
  • und Gewichtsverlust.
Mehr Durst durch Diabetes bei Katzen

Diese Symptome treten auf, weil der Körper Ihrer Katze Schwierigkeiten hat, Glukose ordnungsgemäß zu verarbeiten und zu speichern. Bei Diabetes kann der Körper der Katze nicht genügend Insulin produzieren oder das vorhandene Insulin nicht richtig in die Zellen aufnehmen und nutzen, was zu hohen Glukosewerten im Blut führt. Durch die Hyperglykämie [Glossar: Erhöhter Blutzuckerspiegel, lebensbedrohlich] beginnt der Körper der Katze, alternative Energiequellen zu nutzen. Dies kann zu Gewichtsverlust führen, auch wenn die Katze normal oder sogar mehr als üblich frisst. Zusätzlich führt der hohe Blutzuckerspiegel dazu, dass die Nieren der Katze mehr Urin produzieren, um die überschüssige Glukose aus dem Körper zu entfernen. Dies kann zu häufigem Wasserlassen und erhöhtem Durst führen.

Diagnoseverfahren für Diabetes bei Katzen

Eine endgültige Diagnose von Diabetes mellitus bei Katzen erfordert eine gründliche klinische Untersuchung und eine Reihe von Tests durch Ihre Tierärztin oder Ihren Tierarzt. Einen ersten Hinweis können erhöhte Werte beim Blutdruckmessen geben. Für genauere Informationen ist dann der nächste Schritt ist oft eine Blutuntersuchung, um die Konzentration von Glukose zu bestimmen. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass eine kurzfristig ebenso zu einer Überzuckerung führen kann, wie Diabetes es langfristig tut. Das macht die Diagnose zu einer Herausforderung. Deshalb sind weitere Untersuchungen notwendig, einschließlich ein komplettes Blutbild (CBC), ein biochemisches Serumprofil [Glossar: Untersuchung des flüssigen Teil des Blutes, der nach der Blutgerinnung übrig bleibt] und eine Urinanalyse. Diese Tests helfen, ein genaueres Bild von der Gesundheit Ihrer Katze zu zeichnen und können also verraten, ob Stress oder Diabetes die Ursache für einen erhöhten Blutzuckerspiegel ist.

 Das frühzeitige Erkennen von Prädiabetes bzw. subklinischem Diabetes (erhöhte Blutzuckerwerte, die jedoch noch nicht für eine richtige Diabetes mellitus-Diagnose reichen) bei Katzen kann dazu beitragen, den Fortschritt zu einem "richtigen" klinischen Diabetes zu verzögern oder zu verhindern. Dies spricht dafür, wie wichtig es ist, die Gesundheit Ihres Haustieres regelmäßig zu überprüfen.

 

Behandlung von Diabetes bei Katzen: Möglichkeiten und Methoden

An der Behandlung von Diabetes bei Katzen sind mehrere Aspekte beteiligt. Einer der Hauptansätze besteht darin, die Ernährung Ihrer Katze zu kontrollieren. Eine ausgewogene Ernährung mit einem optimalen Verhältnis von Proteinen, Fetten und Kohlenhydraten kann dazu beitragen, den Blutzuckerspiegel im Gleichgewicht zu halten. Daneben ist die Behandlung in vielen Fällen auf Medikamente angewiesen: Orale Antidiabetika können bei einigen Katzen erfolgreich eingesetzt werden, allerdings sind zwischen 50 und 70 Prozent der diabetischen Katzen auf Insulininjektionen unter die Haut angewiesen. Der Umgang mit Insulin kann anfangs einschüchternd sein, viele Katzenhaltende erlernen dies jedoch schnell, um ihrem Haustier zu helfen. Eine enge Überwachung des Katzenzustands ist ebenfalls wichtiger Teil der Behandlung. Je strenger der Blutzuckerspiegel kontrolliert wird, desto höher ist die Chance, dass eine Katze eine Remission erreicht.

Blutzucker bei Katze mit Diabetes messen

Den Blutzuckerspiegel der Katze zuhause kontrollieren

Es ist möglich, den Blutzuckersoiegel der Katze mit recht geringem Aufwand im Blick zu behalten: Um den Blutzuckerspiegel Ihrer Katze zu kontrollieren, müssen Sie sich zunächst ein spezielles Gerät, ein sogenanntes Glukometer, zulegen. In dieses legen Sie spezielle Teststreifen, die für Katzen geeignet sind. Anschließend müssen Sie eine kleine Blutprobe von Ihrer Katze nehmen. Dies geschieht meist durch einen kleinen Stich ins Ohr oder in die Pfote. Mit einer speziellen Nadel, einer sogenannten Sicherheitslanzette für Katzen, können Sie schnell und schmerzfrei eine winzige Menge Blut gewinnen.

Die Blutprobe wird dann auf den Teststreifen aufgetragen, und das Glukometer analysiert den Blutzuckergehalt. Innerhalb von Sekunden erhalten Sie ein genaues Ergebnis, das auf dem Display des Geräts angezeigt wird. So haben Sie jederzeit im Blick, wie gut der Blutzuckerspiegel Ihrer Katze kontrolliert ist und ob Anpassungen bei der Medikation oder Ernährung notwendig sind.

Im Notfall: Was tun, wenn die Katze unterzuckert?

Was können Sie tun, wenn Ihre Katze trotz Insulingabe nicht frisst und dadurch unterzuckert? Eine Hypoglykämie (Unterzuckerung) ist ein Notfall, der sofortige Maßnahmen erfordert. Erste Anzeichen sind Schwäche, Zittern und Desorientierung, doch es kann auch zur Bewusstlosigkeit kommen. Sollten Sie diese Symptome bemerken, geben Sie Ihrer Katze sofort eine kleine Menge Honig oder Glukosesirup auf die Zunge oder das Zahnfleisch. Dies kann den Blutzuckerspiegel kurzfristig erhöhen. Anschließend sollten Sie umgehend Ihre Tierärztin oder Ihren Tierarzt kontaktieren oder die Notfallnummer Ihrer tierärztlichen Klinik anrufen. Es ist wichtig, regelmäßig den Blutzuckerspiegel Ihrer Katze zu überwachen, um solche Situationen möglichst zu vermeiden und schnell reagieren zu können.

Ist Diabetes bei Katzen heilbar?

Bei Katzen ist Diabetes durchaus behandelbar, allerdings nicht unbedingt heilbar. Im Idealfall tritt bei der erkrankten Samtpfote nach einer Insulinbehandlung in eine diabetische Remission ein, was bedeutet, dass sie vorübergehend keine Insulininjektionen mehr benötigen – das ist allerdings bei höchstens einem Drittel bis einer Hälfte der Katzen der Fall. Eine strengere Kontrolle des Blutzuckerspiegels erhöht jedoch die Chancen einer Remission massiv. Es ist wichtig zu betonen, dass "Remission" nicht gleichbedeutend mit "Heilung" ist, da bei einem Großteil der Katzen, bei denen eine Remission eintritt, der Diabetes in der Regel später wieder auftritt. Daher müssen Katzenhaltende ihren Liebling auch nach einer Remission stets beobachten und auf Anzeichen einer erneuten Erkrankung achten.

Ist Diabetes bei Katzen ansteckend?

Die Antwort auf diese Frage ist ein klares Nein. Diabetes bei Katzen ist nicht ansteckend. Es handelt sich um eine chronische Erkrankung, die durch eine gestörte Insulinproduktion oder -verarbeitung gekennzeichnet ist – also durch innere Umstände im Körper der Katze, die nicht durch Kontakt auf andere Katzen übertragen werden können. Der Anstieg der Diabetes-Erkrankungen bei Katzen in den letzten Jahrzehnten hängt vielmehr mit Faktoren wie Ernährung, körperlicher Aktivität, genetischen Veranlagungen und möglicherweise Stress zusammen, als mit einer Art Übertragungsmechanismus.

Diabetes bei Katzen behandeln

Wie kann man Diabetes bei Katzen vorbeugen?

Die Vorbeugung von Diabetes bei Katzen erfordert ein wachsames Auge und den Willen, gesunde Lebensgewohnheiten zu fördern. Die Risikofaktoren für die Entwicklung von felinem Typ-2-Diabetes umfassen die Wohnungshaltung, körperliche Inaktivität und Übergewicht. Das bedeutet, es ist wichtig, Ihre Katze zu regelmäßiger Bewegung anzuregen und ihr idealerweise die Möglichkeit zu geben, auch draußen aktiv zu sein.

So tracken Sie die Bewegung Ihrer Katze

Sorgen Sie außerdem immer für frisches Futter und Wasser und beachten Sie, dass eine gesunde Ernährung eine zentrale Rolle bei der Prävention und Behandlung von Diabetes bei Katzen spielt.

Was ist die richtige Futtermenge für meine Katze?

Es ist auch wichtig, regelmäßige Tierarztbesuche zu planen, um mögliche Anzeichen von Prädiabetes oder subklinischem Diabetes frühzeitig zu erkennen. Mit diesen proaktiven Maßnahmen können Sie dazu beitragen, die Entwicklung von Diabetes bei Ihrer Katze zu verzögern oder sogar zu verhindern.

 Einige Katzenrassen weisen eine Prädisposition für Diabetes auf: Zu den Katzenrassen mit einem höheren Risiko, an Diabetes zu erkranken, gehören insbesondere Tonkanesen, Birma-Katzen und Norwegischen Waldkatzen. Es wird vermutet, dass dies auf genetische Faktoren zurückzuführen sein könnte. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass jede Katze, unabhängig von der Rasse, an Diabetes erkranken kann. Ernährung, Gewicht und Alter können auch erheblichen Einfluss auf das Diabetesrisiko einer Katze haben.

 

Ernährung für Katzen mit Diabetes

Die Ernährung spielt eine entscheidende Rolle bei der Behandlung von Diabetes bei Katzen. Es ist wichtig, dass die Nahrung Ihrer Katze angepasst wird, um ihren Blutzuckerspiegel stabil zu halten. Dies bedeutet oft, dass eine Ernährung mit einem niedrigen Kohlenhydratgehalt empfohlen wird, da dies den Blutzuckerspiegel reduziert. Darüber hinaus kann eine kontrollierte Gewichtsabnahme durch Energiebeschränkung bei übergewichtigen Katzen mit Diabetes von Vorteil sein. Denken Sie daran, frisches Futter und Wasser immer zugänglich zu machen. Wenn Ihre Katze an einer chronischen Nierenerkrankung leidet ist es wichtig, die Proteinmenge zu kontrollieren und den Phosphorgehalt zu beschränken, um die Überlebenszeit zu verbessern. Bevor Sie die Ernährung Ihrer Samtpfote anpassen, sollten Sie das jedoch mit Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt abklären.

Alltag mit einer Katze mit Diabetes

Wie sieht der Alltag mit einer Katze mit Diabetes aus?

Der Alltag mit einer an Diabetes erkrankten Katze erfordert Liebe, Pflege und besondere Aufmerksamkeit. Sie überwachen Ihre Katze sorgfältig und passen ihre Ernährung in tierärztlicher Absprache an. Oftmals benötigt Ihre Katze orale Hypoglykämika oder Insulininjektionen, wodurch Ihre Routine sich wahrscheinlich um die Verabreichung dieser Medikamente herum entwickeln wird. Regelmäßige Blutzuckertests und Glukosekurven sind notwendige Überwachungstests, sobald Ihre Katze mit der Insulintherapie beginnt. Ihre Tierärztin oder Ihr Tierarzt wird Sie zu allen Maßnahmen informieren.

Denken Sie daran, zusätzliche Katzentoiletten im ganzen Haus zu platzieren und machen Sie frischen Wasser an mehreren Orten zugänglich. Es kann eine Herausforderung sein, aber mit Geduld und liebevoller Pflege kann Ihre Katze ein glückliches und komfortables Leben führen.

Dieser Artikel wurde geprüft von Tierärztin Melanie Müller.

Die genannten Informationen stellen keine Anleitung zur Selbstdiagnose und Behandlung von Tierkrankheiten dar. Tierhaltende sollten bei gesundheitlichen Problemen ihres Tieres in jedem Fall eine Tierärztin oder einen Tierarzt um Rat fragen. Diagnosen über das Internet sind nicht möglich.

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