Vom kleinen Kratzer bis zur blutenden Schnittwunde: Unfälle und damit einhergehende Blessuren lassen sich in einem Hundeleben leider nicht immer komplett vermeiden. Damit Sie für alle Situationen gewappnet sind, können Sie sich hier über die richtige Wundversorgung beim Hund informieren.


Inhaltsverzeichnis:


Eine Wundversorgung beim Hund kann aus verschiedenen Gründen notwendig sein – ob nach einem Unfall oder für die Pflege nach einer Operation. Da Sie bei letzterem Fall konkrete, individuelle Anweisungen von Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt erhalten, sehen wir davon in diesem Artikel ab und informieren Sie über Wundversorgung im Kontext der Ersten Hilfe am Hund.

Wundversorgung beim Hund: Die richtige Ausrüstung

Unsere Hunde sind schnell, wild und manchmal leider auch ein bisschen tollpatschig. Doch selbst die vorsichtigsten Zwei- und Vierbeiner können nicht alle Unfälle verhindern. Und da ein Unglück meist dann passiert, wenn man nicht damit rechnet, sollten Sie immer vorbereitet sein und einen Erste-Hilfe-Kasten mit dem nötigen Zubehör für Wundversorgung zuhause haben: Einmalhandschuhe, eine Einwegspritze (ohne Nadel) und Kochsalzlösung zur Reinigung kleiner Wunden (ggf. spezielles Spray zur Desinfektion), eine Pinzette, eine Verbandsschere mit abgerundeter Spitze, eine Schermaschine oder einen Einmalrasierer, Wundauflagen, elastische Mullbinde und Haftverband. Außerdem schützen ein Halskragen, Socken, Tüten (für Spaziergänge im Nassen) oder ähnliches die Verletzungen beim Hund vor Auflecken oder Verschmutzungen. Wundcreme oder -gel kann die Heilung fördern, solange Ihr Vierbeiner sie nicht von der Haut abschlabbert. Da Ihr Liebling wahrscheinlich große Schmerzen hat, kann es sein, dass er instinktiv nach Ihnen schnappt, weshalb auch ein Maulkorb sinnvoll ist. Achten Sie darauf, dass jedes Produkt für Tiere geeignet ist (eine Salbe, die Menschen gut tut kann für Tiere sogar schädlich sein) - in der Tierarztpraxis wird man Ihnen weiterhelfen.

Wundversorgung bei Hunden mit leichten Verletzungen

Versuchen Sie, die Art der Verletzung zu identifizieren. Stellen Sie sich vor der Wundversorgung beim Hund ein paar Fragen: Was hat die Verletzung ausgelöst? Befinden sich noch Fremdkörper in der Verletzung (und wie stark ist sie verschmutzt)? Könnten innere Schäden bestehen? Ist die Wunde an einer kritischen Körperstelle (z.B. Augen)? Über die obersten Schichten der Haut hinausgehende Wunden mit viel Blut oder Verletzungen, bei denen Keime oder Fremdkörper wahrscheinlich sind, zählen zu den schweren Verletzungen. Grundlegend sollten Sie wissen: oberflächliche Wunden, die nicht stark bluten, sind in der Regel nicht lebensgefährlich. Auch wenn sie gefährlich aussehen, können Sie daher auf dem Weg zur Tierarztpraxis Ruhe bewahren – das entspannt auch Ihren Liebling. Kleine, oberflächliche Verletzungen können Sie aber zunächst selbst versorgen und deren Heilung beobachten, denn nicht immer ist der Stress eines sofortigen Besuches bei Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt nötig. Halten Sie eine Infektion für möglich - wie bei Bisswunden - sollten Sie jedoch immer auch kleine Verletzungen untersuchen lassen. Alles was Sie zum Thema Wunderversorgung bei Hund wissen müssen, haben wir in unserer Infografik noch einmal für Sie zusammengefasst (zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken).

Leichte Verletzungen bei Hunden versorgen – Schritt für Schritt

  1. Rasieren Sie vorsichtig das Fell um die Verletzung herum ab, damit es nicht die Wunde verklebt. Damit auch während des Rasierens keine abgeschnittenen Haare in die offene Stelle gelangen, können Sie diese mit einem sterilen feuchten Tuch oder Tupfer abdecken.
  2. Nutzen Sie die Spritze ohne Spitze und die Kochsalzlösung, um die Wunde zu spülen, Verschmutzungen zu entfernen und kleine Sickerblutungen zu stoppen. Für kleinere Splitter können Sie die Pinzette nutzen. Stellen Sie hier jedoch sicher, dass keine weiteren Verletzungen durch das Entfernen entstehen. Größere Fremdkörper sollten Sie zunächst belassen und von einer Tierärztin oder einem Tierarzt entfernen lassen.
  3. Desinfizieren Sie die Wunde.
  4. Legen Sie nun einen dreischichtigen Verband an bestehend aus Polsterwatte. Elastischer Mullbinde und Haftverband. Sollte es an der betroffenen Körperstelle, bspw. am Kopf, nicht möglich sein, lassen Sie diesen Schritt aus und bitten Ihre Tierärztin oder Ihren Tierarzt um Hilfe.
  5. Schützen Sie die versorgte Wunde, z.B. an den Pfoten mit einer Socke (beim Spaziergang im oder nach Regen bietet eine um die Pfote gewickelte Plastiktüte Schutz vor Nässe).
  6. Sollte sich der Zustand der Verletzung innerhalb der nächsten Tage nicht verbessern oder sogar verschlechtern, lassen Sie sie schnell tierärztlich untersuchen!

Die Versorgung von Verletzungen an den Pfoten ist etwas komplizierter, darum haben wir für Sie einen eigenen Artikel zu Hundeballenverletzungen.

Wundversorgung von Hunden mit schweren Verletzungen

Schwere Wunden erkennen Sie daran, dass sie großflächig und/oder tief sind, gefährliche Keime eingedrungen sein könnten (bspw. bei Bisswunden), Fremdkörper in ihnen stecken oder sie stark (hellrot) bluten. Schwerere Verletzungen können Sie als Erste-Hilfe-Maßnahme kurzfristig versorgen, bevor Sie sich umgehend auf den Weg zur Tierarztpraxis machen.

 

Entfernen Sie für die Wundversorgung beim Hund keine größeren Fremdkörper selbstständig! Damit würden Sie Gefahr laufen, die Verletzung noch zu verschlimmern.

 

Blutende Wunden beim Hund versorgen – Schritt für Schritt

  1. Bereiten Sie die Wunde auf den Druckverband vor, wie oben in Schritten ein bis drei beschrieben. Falls eine Spritze für die Reinigung nicht ausreicht, können Sie auch den Wasserhahn oder die Dusche nutzen.
  2. Decken Sie nun die Verletzung mit steriler Gaze ab, die sie locker mit einer nicht-elastischen Mullbinde befestigen.
  3. Legen Sie eine noch verpackte Mullbinde (oder einen ähnlichen Druckgegenstand) auf die befestigte Gaze auf.
  4. Umwickeln Sie alles straff mit einer elastischen Mullbinde – ohne aber ein Körperteil abzuschnüren! Der Druck soll die Blutung stillen, sie müssen aber immer noch zwei Finger zwischen Verband und Tier schieben können.
  5. Suchen Sie nun umgehend eine Praxis oder Klinik auf und kündigen Sie sich idealerweise auf dem Weg an, damit das Fachpersonal sich auf Ihren Hund vorbereiten kann.

Tierärztliche Wundversorgung beim Hund

Auch, wenn Sie alles richtig machen, ist bei den meisten Wunden eine tierärztliche Versorgung notwendig. Schließlich kann nur das Fachpersonal entscheiden, ob möglicherweise Antibiotika verabreicht werden müssen oder der Wunde genäht wird. Auch müssen innere Verletzungen sicher ausgeschlossen werden. Sind Sie sich unsicher, ob ein Kratzer nun einer tierärztlichen Untersuchung bedarf, sollten Sie zumindest Ihre Tierarztpraxis anrufen und Ursache sowie Größe der Verletzung beschreiben – das Fachpersonal kann besser einschätzen, ob Sie zur Sicherheit in die Praxis kommen sollten und Ihnen beratend für die Wundversorgung beim Hund zur Seite stehen.

Sie haben auch einen Stubentiger zuhause? Dann informieren Sie sich auch über die Wundversorgung bei Katzen.

Hier können Sie die Infografik "Wundversorgung beim Hund" als PDF herunterladen: 

Wundversorgung

Schauen Sie außerdem gerne bei uns im Downloadbereich vorbei, dort finden Sie, neben der Infografik zur Wundversorgung beim Hund, viele weitere interessante Tiergesundheitshelfern.

Downloadbereich 

Dieser Artikel wurde geprüft von Tierärztin Melanie Müller.

Die genannten Informationen stellen keine Anleitung zur Selbstdiagnose und Behandlung von Tierkrankheiten dar. Tierhaltende sollten bei gesundheitlichen Problemen ihres Tieres in jedem Fall eine Tierärztin oder einen Tierarzt um Rat fragen. Diagnosen über das Internet sind nicht möglich.

Foto: © Titelbild: Christian Müller - stock.adobe.com; Infografik: AGILA Haustierversicherung