Übersprungshandlung: Dieses Wort kennt der ein oder andere vielleicht noch aus dem Biologie-Unterricht. Aber hätten Sie gedacht, dass diese auch bei Haustieren häufig vorkommen?
Wahrscheinlich sind Übersprungshandlungen bei Hunden und Katzen deswegen nicht so bekannt, weil eine wirklich sehr gute Kenntnis des Tieres und seines Betragens Voraussetzung ist, um dieses Verhalten zu erkennen, da es leicht verwechselt werden kann.
Inhaltsverzeichnis:
- Die vier Konfliktstrategien von Hunden und Katzen
- Übersprungshandlungen bei Hunden und Katzen – was ist das eigentlich?
- Was sind die Auslöser für Übersprungshandlungen bei Hunden und Katzen?
- Wie unterscheide ich Übersprungshandlungen bei Hunden und Katzen von normalen oder gesundheitlich bedingten Verhaltensweisen?
Die vier Konfliktstrategien von Hunden und Katzen
Es gibt vier Konfliktstrategien, die Hunde und Katzen anwenden. Diese nach ihren englischen Bezeichnungen auch „4 F-Strategien“ genannten Konfliktstrategien sind:
- Freeze: Das Tier verharrt bewegungslos und versucht, durch nicht-agieren aus der Situation zu gelangen.
- Flight: Dies ist der natürliche Instinkt des Tieres, die Flucht. Sie entspricht seinem angeborenen Selbsterhaltungstrieb.
- Fight: Ist eine Flucht nicht möglich, stellt sich das Tier seinem Gegner im Kampf.
- Flirt/Fiddle: Diese beiden Begriffe werden häufig zusammengefasst, bedeuten aber eigentlich etwas unterschiedliches:
- „Flirt“ beschreibt das Aussenden von Beschwichtigungssignalen, der Konflikt soll gelöst werden, indem mit dem Konfliktpartner kommuniziert wird.
- „Fiddle“ ist die klassische Übersprungshandlung, die auch als Herumspielen oder -albern bezeichnet wird. Das Tier hilft sich selbst, mit der Situation klarzukommen.
Das letzte „F“ der „4 F-Strategien“, also der Punkt „Flirt/Fiddle“ kann den Übersprungshandlungen zugeordnet werden.
Übersprungshandlungen bei Hunden und Katzen – was ist das eigentlich?
Eine klassische Übersprungshandlung erkennen Tierhaltende daran, dass die ausgeführte Tätigkeit (z.B. Bellen, Kratzen, Lecken, wildes Toben, intensives Schnüffeln, den Schwanz jagen oder sich das Fell schütteln) nicht im Zusammenhang mit dem kurz zuvor oder direkt danach gezeigten Verhalten steht. Hund oder Katze versuchen hier im wahrsten Sinne des Wortes, den Konflikt zu „überspringen“, indem sie ein anderes Verhalten wählen, als die drei ersten „Fs“ der Konfliktstrategien. Die Aktionsenergie, die als Reaktion frei wird, wird also an anderer Stelle ausgelebt und verschafft dem Tier Zeit, mit der veränderten Lage umzugehen.
Was sind die Auslöser für Übersprungshandlungen bei Hunden und Katzen?
Klassische Situation sind folgende: Der Vierbeiner…
- … wollte etwas machen, aber ihm wurde währenddessen klar, dass sein Verhalten aussichtslos ist. (Zum Beispiel: Abbruch eines Jagdvorhabens)
- … wollte etwas machen, wurde daran aber gehindert. (Zum Beispiel: Eine Tür wurde vor ihm verschlossen.)
- … will einem Problem oder Konflikt aus dem Weg gehen und diesen „überspringen“.
Wie unterscheide ich Übersprungshandlungen bei Hunden und Katzen von normalen oder gesundheitlich bedingten Verhaltensweisen?
Wie bereits angesprochen, ist es manchmal nicht leicht zu erkennen, ob das gezeigte Betragen wirklich eine Übersprungshandlung ist. Deutlich wird das an dem Beispiel des Schüttelns:
Schütteln ist – vor allem bei Hunden – eine Handlung, die viele Gründe haben kann. Ganz normal ist das Schütteln beispielsweise nach einem Bad, um das Fell zu trocknen oder nach dem Schlafen, um wach zu werden. Gesundheitliche Gründe kann das Schütteln haben, wenn der Hund etwa unter Parasiten leidet oder Schmerzen an den Ohren hat. In die Richtung der emotionalen Reaktion geht dann schon eher die Angewohnheit, mit der Bewegung sinngemäß auch den Stress abzuschütteln, zum Beispiel nach einem Besuch in der Tierarztpraxis. Aber wenn das Schütteln weder zum vorher noch zum nachher gezeigten Verhalten passt, dann ist es höchstwahrscheinlich eine Übersprungshandlung.