Geschrieben von Hundetrainer Uwe Planer
Der Begriff „Abbruchsignal“ wird von vielen Hundehaltern verwendet, jedoch meist ohne sichtbaren Erfolg. Der Hund bricht nicht wirklich sein Verhalten ab, der Halter wird hektischer, er versucht mit anderen Worten – kurz um mit allem was ihm einfällt – den Hund zum Abbruch einer Handlung zu bringen, der Ton wird schärfer und lauter. Häufig folgt der Einsatz aversiver Strafreize.
Alternativverhalten unerlässlich
Eine derartige Situation ist für jeden Hund Stress pur, denn er merkt zum einen, dass sein Halter nicht souverän reagiert. Zum anderen bekommt der Vierbeiner im schlimmsten Fall noch eine aversive Bestrafung oder indirekte Bestätigung für ein unerwünschtes Verhalten. Dies halte ich für absolut unfair dem Hund gegenüber, denn dieser hat meist gar kein erwünschtes Alternativverhalten gelernt. In so einer Situation stimmt zudem oft das Timing nicht, was wiederum zu Fehlverknüpfungen beim Hund führt. Das sogenannte Abbruchsignal ist dann förmlich sinnlos. Leider lernen die Hunde in der jeweiligen Situation nur: „Vorsicht! Gleich gibt es Stress“.
Ruhe ist das A und O
Das Abbruchsignal muss ganz sauber definiert werden und klar aufgebaut sein, andernfalls sollte man diese Form der Korrektur nicht einsetzen. Sehr häufig kann beobachtet werden, dass Hundehalter immer wieder Worte im Hundetraining verwenden, welche auch im eigenen Sprachgebrauch vorkommen. Dazu gehören: nein, pfui, aus, hör auf, lass das, ich hab dir doch gesagt usw. Diese negativ belasteten Wörter werden umgangssprachlich bereits viel zu scharf ausgesprochen und stellen so schon an sich eine indirekte Bestätigung dar, weil der Situation zu viel Wichtigkeit beigemessen und Stress entwickelt wird, anstatt in Ruhe zu arbeiten. Meist noch gefolgt von einer den Hund bedrohenden Körpersprache und Mimik. Wichtig ist also, ein Wort oder Geräusch zu nutzen, das im täglichen Sprachgebrauch möglichst nicht genutzt wird und immer gleich klingt (z.B. „muck“).
Abbruchsignal positiv besetzen
Um ein Abbruchsignal zielsicher aufzubauen, damit der Hund also sein unerwünschtes Verhalten auch wirklich beendet, benötigt man auf jeden Fall ein Alternativverhalten für den Vierbeiner. Es darf keine negativen Konsequenzen geben. Das Abbruchsignal muss positiv besetzt werden, es muss sich also für den Hund lohnen, sein Verhalten abzubrechen. Dies kann man gut über eine Belohnung mit hochwertigem Futter erreichen. Dazu zählen zum Beispiel Leckerchen aus der Rubrik Trockenfleisch, aber keinesfalls Trockenfutter – es muss für den Vierbeiner etwas Besonderes sein.
Der Zeitpunkt macht den Unterschied
Man hat 0,5 Sekunden Zeit, ein Verhalten positiv zu markern oder zu korrigieren. Es muss also enorm schnell reagiert werden muss, sonst verknüpft der Hund falsch. Außerdem muss am Anfang des Aufbaus eines Abbruchsignals in reizarmer Umgebung gearbeitet werden. Das bedeutet, man kann nicht mit einem beispielsweise auf Radfahrer reagierenden Hund direkt an einem Fahrradweg trainieren und sofort verlangen, dass der Hund nach ertönen des Abbruchsignals nicht mehr auf Radfahrer reagiert und sich sofort der Belohnung widmet. Nach ca. 150 Wiederholungen in reizarmer Umgebung beginnt der Hund zu verstehen und die Handlungskette zu erlernen. Nach ca. 1.500 bis 5.000 Wiederholungen generalisieren Hunde, das heißt, sie reagieren jetzt sicherer. Wenn man merkt, dass der Hund nach vielen Wiederholungen in reizarmer Umgebung nicht mehr auf den Auslösereiz „Radfahrer“ reagiert, steigert man langsam die Schwierigkeit durch zum Beispiel verringern der Distanz zum Radfahrer.
Fazit ist, dass ein absolut sauber aufgebautes Abbruchsignal und das gleichzeitige Erlernen einer sofortigen Alternativhandlung hilfreich sein können. Jeder Hundehalter sollte sich und seinem Hund genug Zeit zum stressfreien Lernen geben. Dann kann man von einer guten Mensch-Hund-Beziehung sprechen.