Sie füttern Ihrem Vierbeiner öfter frische Leber? Nicht immer ist das unbedenklich. Unter anderem besteht die Gefahr, dass sich Ihre Katze oder Ihr Hund mit Vitamin A vergiftet. Worauf Sie achten können, um Ihrem Liebling ausreichend, aber nicht zu viel mit Vitamin A zu versorgen und wie Sie Symptome einer Vergiftung (sog. Hypervitaminose A) erkennen, erfahren Sie hier.

Bei einem akuten Vergiftungsverdacht hilft der Giftnotruf: +49 551 19240


Inhaltsverzeichnis:


Vitamin A: Das Wichtigste auf einen Blick

Häufigkeit der Erkrankung

In tierischen Lebensmitteln enthalten v.a. in Leber; ergänzend z.B. als Tropfen

Verlauf der Erkrankung

Leber ist keilförmig, braun und besteht aus mehreren Leberlappen. Im Anschnitt ist sie an den Lebergängen zu erkennen

Schwere der Erkrankung

Leber ist schnell mit der Milz oder der Niere zu verwechseln, die aber auch gefressen werden dürfen

Diagnose der Erkrankung

Vergiftungssymptome sind Humpeln, Empfindlichkeit entlang der Wirbelsäule, Trägheit, Abmagerung

Vorkommen der Erkrankung

Passen Sie die Fütterung an und suchen Sie bei Vergiftungsverdacht baldmöglich eine Tierarztpraxis auf

Behandlungsmöglichkeit der Erkrankung

Symptome treten beim Hund erst bei 10-facher Überdosierung auf (ca. 100g Leber/kg KM oder 300 000 IE/kg KM täglich über Monate), bei der Katze bei 100-facher Überdosierung


Die Leber als Vitamin-A-Lieferant

Die Leber ist braun und keilförmig. Sie hat mehrere Leberlappen und ist im Anschnitt an den Lebergängen erkennbar. Die Milz ist vergleichsweise dazu eher rot und länglicher. Nieren sind eher bohnenförmig. Die Leber ist eine wahre Nährstoffbombe, denn sie ist nicht nur reich an Kupfer, sondern vor allem die Leber von landwirtschaftlichen Nutztieren insbesondere von Rindern ist reich an Vitamin A. Leber kann übrigens nicht nur roh beim Barfen, sondern auch in Form von Kausnacks verfüttert werden.

Vitamin A

Vitamin A, auch Retinol genannt, ist ein fettlösliches Vitamin. Das heißt, dass es im Vergleich zu den wasserlöslichen Vitaminen (wie zum Beispiel B-Vitamine und Vitamin C) nicht einfach mit dem Urin ausgeschieden wird. Es kommt nur in Lebensmitteln tierischer Herkunft vor, besonders hohe Konzentrationen sind in Rinderleber enthalten.

Wofür braucht mein Hund oder meine Katze Vitamin A?

Hunde können durch ein Enzym das in grünen Pflanzen und Möhren vorhandene beta-Carotin in Vitamin A umsetzen. Katzen sind dazu nicht in der Lage, weshalb Vitamin A in der Katzenernährung essentiell ist und Leber wird von Katzen auch meist sehr gerne gefressen. Vitamin A unterstützt die Funktion der obersten Hautschicht und des Immunsystems und ist zudem für die Sehfunktion Ihres Hundes oder Ihrer Katze verantwortlich.

Alles zum Bedarf an Vitamin A, anderen Vitaminen und Nährstoffen für Hunde finden Sie in unserem Artikel Hundeernährung – Wie füttere ich meinen Hund richtig und für Katzen in Aus die Maus – Wie richtige Katzenernährung wirklich geht

 

Füttern Sie handelsübliches Futter, brauchen Sie sich um die Vitamin-A-Versorgung normalerweise keine Gedanken machen. Wenn Sie selbst kochen oder Barfen, können Sie sich mittels Bluttest sicherheitshalber über die Vitamin-A-Versorgung Ihres Vierbeiners vergewissern und sich von tierärztlichem Fachpersonal über die Rationsgestaltung beraten lassen.

Dürfen Katzen und Hunde Leber essen?

Die Höchstgrenze an Vitamin A ist bei Hunden recht hoch im Gegensatz zu anderen Tieren. Erst bei einer täglichen Aufnahme von 300 000 IE Vitamin A pro Kilogramm Körpermasse – das entspricht einer zehnfachen Überdosierung – über mehrere Monate treten Symptome auf. Zehn Gramm Leber pro Kilogramm Körpermasse entsprechen ungefähr 30 000 IE Vitamin A. Das heißt, dass eine Überdosierung erst ab einer täglichen Portion von 100 Gramm Leber pro Kilogramm Körpermasse erreicht wird. Eine Vitamin A Vergiftung ist also nicht ausgeschlossen, tritt jedoch nur bei einer monate- bis jahrelangen übermäßigen Ernährung mit roher ein. Beschränken Sie die Fütterung von Leber dennoch auf ein- bis zweimal die Woche, ansonsten führt es zu Durchfall. Bei Katzen treten sogar erst bei 100-facher Überdosierung Symptome einer Vergiftung auf, das entspricht etwa 6700 IE pro Kilogramm Körpermasse. Da sind etwas mehr als zwei Gramm Leber pro Kilogramm Körpermasse. Nicht nur die Fütterung von rohen Innereien, auch die Zugabe von Vitamin A-Tropfen zum Futter kann zu einer Überdosis führen, weshalb Nahrungsergänzungsmittel tierärztlich abgeklärt werden sollten. Nicht zu vergessen sind auch Leberwurst und Möhren, die in geringen Mengen keine Probleme verursachen, jedoch nicht übermäßig gefüttert werden sollten.

Beim Hund sorgt eine dauerhafte Gabe von 100 Gramm Leber pro Kilogramm Körpermasse für eine Hypervitaminose A, bei Katzen sind schon etwas mehr als zwei Gramm Leber pro Kilogramm Körpermasse schädlich.

 

Warum ist zu viel Leber giftig für meinen Hund oder meine Katze? 

Bei einer Hypervitaminose durch Vitamin A kommt es zu Knöcherne Wucherungen und Verwachsungen an den Gelenkkapseln, Muskeln- und Sehnenansätzen. Davon sind vor allem die Wirbelsäule (insbesondere die Halswirbelsäule) und die oberen Gelenke der Gliedmaßen, also Schultergelenk und Ellenbogengelenk, betroffen.

Meine Katze oder mein Hund hat zu viel Leber gefressen: Symptome

Frisst ihr Vierbeiner (wiederholt) zu viel Leber, äußert sich das, indem Ihr Vierbeiner humpelt, entlang der Wirbelsäule sehr empfindlich ist, Trägheit zeigt und abmagert. Auf Dauer führt das zur Wirbelgelenksarthrose (Spondylose) und Gelenksversteifung (Ankylose). Im Bereich der Wirbelsäule können die Verknöcherungen auf die Nervenwurzeln drücken und somit neurologische Symptome auslösen. Bei Hunden verursacht eine Vitamin-A-Überdosierung zudem möglichweise Haarausfall und das Risiko von Knochenbrüchen ist erhöht, da die Knochen entkalkt werden.

Wie wird eine Vitamin-A-Überdosierung beim Hund und bei der Katze behandelt?

Da eine Vitamin A-Hypervitaminose keine akute Vergiftung ist, ist es kein Notfall. Dennoch sollten sie bei Verdacht baldmöglichst eine Tierarztpraxis aufsuchen. Dort kann der Vitamin-A-Spiegel im Blut festgestellt werden. Knöcherne Veränderungen lassen sich im Röntgen darstellen. Zusammen mit dem Vorbericht zur Fütterung kann die Tierärztin oder der Tierarzt auf eine Vitamin A-Hypervitaminose schließen und die Tierärztin oder der Tierarzt wird in der Regel als erstes eine Vitamin A-reduzierte Diät verordnen oder Vitamin A komplett vom Ernährungsplan Ihres Vierbeiners streichen.  Zur Linderung der Symptome bekommt Ihr Hund oder Ihre Katze gegebenenfalls ein Schmerzmittel. Die knöchernen Zubildungen können jedoch nicht rückgängig gemacht werden, weshalb die Prognose für schwer betroffene Katzen und Hunde schlechter ist.

Nahrungsergänzungen für Hunde und Katzen tierärztlich abklären

Sprechen Sie mit Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt, bevor Sie viel Innereien wie Leber füttern oder dem Futter Vitamin-A-Präparate zugeben. Sind Sie unsicher über die Versorgung Ihres Hundes oder Ihrer Katze mit Vitamin A, lassen Sie diese mittels Bluttest abklären.

Leber ist also ein wichtiger Vitamin-A-Lieferant für Ihren Hund und Ihre Katze, sollte aber genau wie Leberwurst und Möhren nicht in Übermaßen gefüttert werden.

Dieser Artikel wurde geprüft von Tierärztin Melanie Müller.

Die genannten Informationen stellen keine Anleitung zur Selbstdiagnose und Behandlung dar. Bei einer Vergiftung handelt es sich um einen Notfall! Wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihr Vierbeiner etwas Schädliches aufgenommen hat, sollten Sie in jedem Fall eine Tierärztin oder einen Tierarzt um Rat fragen oder die Nummer des Giftnotrufs anrufen:

+49 551 19240

Melden Sie, wann und wo der Stoff aufgenommen wurde und versuchen Sie, ihn genau zu beschreiben. Wenn möglich bringen Sie die Verpackung bzw. ein Exemplar der aufgenommenen Substanz mit in die Tierarztpraxis.

Foto: © Christian Müller/Adobe Stock