Ob Hunde wirklich Eifersucht empfinden können oder nicht, ist bei vielen Experten noch umstritten. Die meisten Hundebesitzer unter Ihnen dürften jedoch bereits davon überzeugt sein, dass es Situationen gibt, in denen Ihr Hund scheinbar eifersüchtig reagiert. Wir wollten es genau wissen und haben mit der Fachärztin für Tierverhalten und Hundetrainerin Frau Dr. med. vet. Stefanie Ott gesprochen. Ob man ein bestimmtes Verhalten bei Hunden als Eifersucht bezeichnen kann und woher besagtes Verhalten kommt erfahren Sie in folgendem Artikel.
Der Unterschied zwischen Hund und Mensch
Fachleute sind vorsichtig mit der Verwendung des Begriffs Eifersucht bei Hunden, da es sich dabei um eine sehr menschliche Interpretation handelt. Frau Dr. Ott beantwortet regelmäßig Fragen rund um die Hundeerziehung in unserer AGILA Hundetrainer-Sprechstunde. Wir haben Sie gefragt, wie es zu "eifersüchtigem" Verhalten bei unseren vierbeinigen Begleitern kommt und dabei einen kleinen, aber feinen Unterschied zwischen Mensch und Hund entdeckt. Ist zum Beispiel Besuch im Haus, möchten die meisten Hunde dem Fremden gleich zeigen, dass sie in der Rangordnung höher stehen und von ihrem Frauchen oder Herrchen jederzeit mehr Aufmerksamkeit bekommen können. Sofortiges "Zur-Tür-Laufen", wenn es klingelt, Bellen, Beschnüffeln und Anspringen des Besuchs werden als "Eifersucht" des Hundes gedeutet. Ihr Vierbeiner fordert so in der Situation Aufmerksamkeit von Ihnen ein. Bekommt er diese nur ungeteilt, ist er frustriert. Dieses Verhalten tritt häufig auch gegenüber Familienmitgliedern, insbesondere gegenüber Babys und Kleinkindern, auf. Eifersucht bei Menschen, so wie wir sie kennen und interpretieren, ist allerdings viel tiefliegender als das beschriebene Verhalten bei Hunden. Hintergründe von Eifersucht bei Menschen sind Verlustängste und Negativ-Erfahrungen. Bei Hunden spielen diese Aspekte dagegen keine Rolle.
Einforderung von Aufmerksamkeit
Statt von Eifersucht sprechen Hundeexperten lieber von aufmerksamkeitsheischendem - und frustrationsbedingtem Aggressionsverhalten. Aus dem Frust, den ein Hund empfindet, wenn er nicht das bekommt, was er am meisten will (unsere Aufmerksamkeit), kann in extremen Situationen auch Aggression werden. Aufgestellte Nackenhaare oder auch ein gerunzelter Nasenrücken sind hier erste Anzeichen, die jederzeit ernst genommen werden sollten. Aufmerksamkeitsheischendes Verhalten von Hunden ist unter Hundetrainern ein bekanntes Problem, das man mit gezieltem Training jedoch in den Griff bekommen kann. Tierverhaltensexpertin Stefanie Ott betont, dass es bei einem solchen Training nicht darum geht, den Charakter des Hundes zu verändern, sondern lediglich sein Verhalten zu korrigieren. Dr. Ott: "Die Interpretation „Eifersucht beim Hund“ deutet für sehr viele Hundehalter eine Charakterschwäche des Vierbeiners an, worunter die Beziehung des Halters zu seinem Hund oftmals leidet. Aus diesem Grund lohnt es sich, die verhaltenstherapeutischen Begriffe zu nutzen und somit deutlich zur Eifersucht bei Menschen zu unterscheiden.“