Was viele Tierhaltende schon vermutet haben, bestätigt eine wachsende Anzahl von Studien: Haustiere nehmen ganz genau wahr, wie es um unsere Stimmung bestellt ist. Doch wie genau läuft das eigentlich und welche Vor- und Nachteile hat dieses Phänomen?


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Aus eigener Erfahrung

Unsere Katze war immer da, wenn es mir mal nicht gut ging. Sie spürte Kummer noch vor mir und wusste intuitiv, wie sie helfen konnte. Diese „Hilfe“ sah ganz unterschiedlich aus: Wenn es mir eher körperlich nicht gut ging, kam sie zu mir und hat sich als lebende Wärmflasche auf mich gelegt oder an mich geschmiegt. Brauchte ich hingegen etwas Aufmunterung, hat sie die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt und mich durch ihr drolliges Spiel erfolgreich abgelenkt. Wenn ich daran denke, was mir heute – inzwischen leider ohne eigene Katzen – am meisten fehlt, dann ist es dieses Gefühl von einer Nähe, die keine Worte braucht. Apropos ohne Worte: Es wurde bereits mehrfach nachgewiesen, dass das Schnurren von Katzen auch eine heilende Wirkung hat – kein Wunder also, dass es uns mit Katze auf dem Schoß gleich besser geht.

Mit dieser Erfahrung bin ich nicht allein, wie sicherlich viele Katzen- und Hundehaltende bestätigen können. Auch viele Forschende beschäftigen sich mit der Frage, wie die Vierbeiner menschliche Emotionen erkennen und widerspiegeln. Das Ergebnis der unterschiedlichen Forschungsansätze ist nicht überraschend: Hund und Katze reagieren auf das, was wir Menschen (unbewusst) ausstrahlen.

Aus wissenschaftlicher Perspektive

Einsatz der Superkräfte

Hunde können mit ihrem ausgezeichneten Geruchssinn neben bestimmten Krankheiten auch Stress förmlich riechen. Das haben Forschende der Queen’s University Belfast nachgewiesen, indem sie tierischen Probanden verschiedene Duftproben ihrer Haltenden zur Auswahl gaben. Um „Stress“ zu erzeugen, mussten die Duftspendenden übrigens Kopfrechenaufgaben lösen – ein wahrer Stresstest.

Diese Superkraft der Vierbeiner kann auch negative Folgen haben: In einer Studie der Linköping University wurde festgestellt, dass sich bei einer engen Bindung zwischen Mensch und Hund der Cortisolspiegel, also der Stresspegel, angleicht. Da sich Stress bei allen Lebewesen – sehr deutlich auch bei Katzen – ungünstig auf die Gesundheit und das Verhalten auswirken kann, ist es also auch im Interesse unserer Fellfreunde, wenn Haltende ihren täglichen Belastungen ausreichend Entspannung und Ruhe entgegensetzen.

Die Freude teilen

Aber auch positive Emotionen übertragen sich: Bei Katzen sind etwa ein aufgerichteter Schwanz, eine entspannte Körperhaltung und ein Bedürfnis nach Interaktion Zeichen für das Spiegeln von Freude. Hunde lassen sich von guter Laune ebenfalls anstecken. Diese Stimmungsübertragung kann zum Beispiel im Hundetraining genutzt werden, wenn Haltende bewusst positive Körpersprache einsetzen, um Sicherheit zu vermitteln.

Ansteckung durch Empathie

Hunde lassen sich vom Gähnen ihrer Bezugspersonen anstecken, auch wenn sie selbst nicht müde sind – zwischen Menschen wäre das ein Zeichen der Empathie. Mit der Frage, ob Hunde Menschen gegenüber empathisch sind, beschäftigt sich der Wissenschaftler Claus Lamm von der Universität Wien und weist auf die lange gemeinsame Entwicklungsgeschichte hin, die dafür spräche, „dass die Tiere Strategien entwickelt haben, um auch menschliches Verhalten empathisch zu deuten“.

Mein Vierbeiner – mein Spiegel?!

Grundsätzlich sind Hunde und Katzen hervorragende Beobachter, die insbesondere ihre eigenen Bezugspersonen sehr bewusst wahrnehmen. Da ist es kein Wunder, dass unsere Vierbeiner zum Beispiel direkt wissen, wann wir mit ihnen zu einem Tierarztbesuch aufbrechen wollen. Nicht nur verräterische Handgriffe, wie etwa die Bereitstellung des Katzenkorbes, verraten unsere Intention – es ist oftmals auch unsere eigene Nervosität, die unsere Lieblinge spüren und die sich auf sie übertragen kann.

Vor- und Nachteile der Stimmungsübertragung

Aus den bislang geschilderten Beobachtungen lassen sich sowohl die Vor- als auch die Nachteile bereits gut ablesen. Es ist ein unschätzbarer Gewinn, einen Vierbeiner an der Seite zu haben, der einfach da ist, auf uns Acht gibt und vielleicht sogar sein eigenes Verhalten auf das seines Menschen ausrichtet. Auf diese Weise spenden unsere Lieblinge uns Trost, sie geben Zuversicht und können bei Menschen mit mentalen Herausforderungen sogar für eine deutliche Verbesserung ihrer Symptomatik sorgen. Das funktioniert übrigens auch im Schlaf, denn Nähe und Berührung sorgen für den Austausch des „Glückshormons“ Oxytocin.

Aber: Hunde und Katzen „saugen“ diese Emotionen natürlich genauso auf wie positive Erlebnisse. Das heißt, Haltende, die sehr gestresst sind oder nervös und ängstlich reagieren, beeinflussen damit auch das Wohlbefinden ihrer Vierbeiner. Es ist daher wichtig, dass wir auf unsere Fellfreunde Acht geben und dafür sorgen, dass es ihnen auch in turbulenten Zeiten gut geht.

Weiter im Fokus der Forschung

Diese spannenden Erkenntnisse sind der Grund, warum sich die Wissenschaft zunehmend für solche Themen interessiert. Denn je mehr wir unsere Vierbeiner verstehen, desto besser können wir ihre außerordentlichen Fähigkeiten auch in der Therapie oder für die Früherkennung von Krankheiten einsetzen.

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