Inzwischen hat jeder Hunde- und Katzenbesitzer wahrscheinlich irgendwo schon mal davon gehört: "Barf" scheint DIE neue Ernährungsmethode für fleischfressende Haustiere zu sein. Doch ist das Ganze vielleicht nur ein aktueller Trend, der bald wieder vergeht? Oder ist es tatsächlich die einzig wahre Art und Weise zukünftig Hund und Katze zu ernähren? Wir haben uns für Sie einmal näher mit dieser neuen Ernährungsmethode beschäftigt und Pro und Contra abgewogen.

Beim Barfen handelt es sich um eine Ernährungsweise von Katzen und Hunden, die gerade in den letzten Jahren stark an Auftrieb gewonnen hat. "Barf" ist die Abkürzung für den englischen Ausdruck "biologically appropiate raw food" (zu deutsch: biologisch artgerechtes, rohes Futter). Der Gedanke hinter "Barf" ist die artgerechte, gesunde und naturgemäße Ernährung von fleischfressenden Haustieren. Der Fokus lag dabei bisher vor allem auf Hunden, doch das "Barfen" für Katzen verbreitet sich inzwischen auch immer weiter. Bei der Ernährungsmethode geht es darum, den Tieren rohes Fleisch, Innereien, Knochen und Zusätze wie Obst und Gemüse als Futter zur Verfügung zu stellen bzw. selbst frisch zuzubereiten. Diese Ernährung soll laut "Barf"-Verfechtern den Bedürfnissen der Tiere am besten entsprechen und kann individuell an jeden Vierbeiner angepasst werden.

Anna: Barfen birgt ein Gesundheitsrisiko

Fleisch ist die natürliche Nahrung des Wolfes, von dem der Hund abstammt. Doch "natürlich" wird viel zu oft und völlig zu Unrecht mit "gut" gleichgesetzt. Um Ihrem Hund das Fleisch zu geben, das er von Natur aus fressen würde, müssten Sie ihm erlauben für sich selbst jagen zu gehen. Es ist auch völlig unnatürlich, das Hunde in Wohnungen leben und an der Leine gehen. Der Gedanke hinter der Barf-Methode, jeder Dackel müsse fressen und verdauen wie ein Wolf, hinkt. Nach etwa 15 000 Jahren der Domestizierung und Züchtung ist es sehr zweifelhaft, dass der Verdauungtstrakt unseres Haushundes noch viel mit der Darmtätigkeit des Wolfes gemeinsam hat. Der Hund von heute hat nicht mehr dieselben Futterbedürfnisse wie der Wolf, denn er lebt unter völlig anderen Bedingungen.

Außerdem birgt rohes Fleisch ein hohes Gesundheitsrisiko für Hund und Halter. Die Gefahr, dass sich Ihr Hund Salmonellen oder Darmparasiten einfängt, ist hoch - und auch für Sie besteht ein Infektionsrisiko. Unter Tierärzten ist die Barf-Methode umstritten, denn zu den Folgeerscheinungen der Rohfleischernährung zählen Mangelerscheinungen, Magen-Darm-Probleme und die Übertragung von Krankheiten. In diesen Fällen ist es natürlich gut, eine Tierkrankenversicherung in der Rückhand zu haben. Aber man muss es ja nicht darauf anlegen, dass der tierische Mitbewohner krank wird.

Beim Barfen kommt es häufig zu Fehlernährung und Mangelerscheinungen, denn auf die Ausgewogenheit der Ernährung müssen die Besitzer, im Gegensatz zum Fertigfutter, selbst achten. Es ist sicherlich nicht damit getan, dem Chihuahua täglich ein Stück rohes Fleisch vorzusetzen. Ausgewogene Ernährung ist aufwändiger. Wenn man es richtig machen will, sollten die Fleischsorten variieren. Es sollten sowohl Knochen als auch Innereien und unterschiedliche Teile von Rind, Geflügel, Wild, Lamm oder anderen Tieren gefüttert werden. Außerdem ist es wichtig Zusätze über Obst, Gemüse und Kräuter hinzuzufügen, um auch eine ausreichende Vitaminzufuhr zu gewährleisten. Besonders kritisch bei der Erstellung der Barf-Rationen ist die Versorgung mit Calcium, Zink, Iod und den Vitaminen A und D. Vor allem Junghunde reagieren auf Nährstoffmangel bzw. -überversorgung sehr empfindlich.

Gammelfleisch, die Rinderseuche BSE, katastrophale Bedingungen in Mastbetrieben, Masthilfen im Futter und mit Antibiotika vollgepumpte Hühner - heute jagt ein Fleischskandal den anderen und die Frage ist, woher man überhaupt noch wirklich gesundes Fleisch bekommt. Daher können Sie sich nie sicher sein, ob Sie Ihrem Hund mit der Rohfleischfütterung wirklich etwas Gutes tun.

Bei mir sorgt die Vorstellung, meinem kuscheligen Haustier jeden Tag rohes Fleisch zu servieren, für Ekel. Als überzeugte Vegetarierin setze ich einen hohen Maßstab an meine Ernährung - warum sollte ich das nicht auch bei meinem Haustier tun?!

Franziska: Barfen ist gut für den Hund

Durch das industriell gefertigte Hunde- und Katzenfutter kommt es bei vielen Vierbeinern oft zu Allergien, Verdauungsproblemen, Hautkrankheiten oder sogar Gelenkserkrankungen. In der Regel werden diese aber gar nicht als Folge der falschen Ernährung erkannt, sondern es wird einfach davon ausgegangen, dass es sich um der Zucht oder sogar Überzüchtung geschuldete sogenannte Zivilisationskrankheiten handelt. Dabei sind die in Fertigfutter enthaltenen Konservierungsstoffe, Geschmacksverstärker und chemischen Zusätze für die Gesundheit der Vierbeiner nicht immer förderlich, sondern oft die Ursache für oben genannte Krankheiten. Stellt man dann die Ernährung auf "Barf" um, werden die Unterschiede sichtbar: Durch frisches, rohes Futter bekommen Hunde und Katzen tatsächlich ein schöneres Fell, sie sind fitter, lebendiger und werden nachweislich weniger oft krank. Und auch Krankheiten, die sie bisher hatten, werden nach und nach besser. So entfallen auch viele Tierarztkosten für Hund und Katze.

Das Argument der Barf-Gegner, durch die neue Ernährungsmethode könnten Mangelerscheinungen auftreten und durch das rohe Fleisch würden eher gefährliche Krankheiten übertragen, lässt sich leicht entkräften. Barf-Bestandteile gibt es mittlerweise bereits schock-gefroren, das heißt die hygienischen Risiken können damit minimiert werden. Des Weiteren liegt der ph-Wert im Magen eines Hundes z.B. bei 1. Es gibt aber bisher noch kein nachgewiesenes Bakterium, dass einen ph-Wert von weniger als 3 überhaupt überlebt hat. So viel also zur Übertragung gefährlicher Krankheiten. In Kombination mit püriertem oder gekochtem Obst und Gemüse ist auch die ausgewogene Ernährung gesichert. Wichtig beim letzten Punkt ist nicht, dass die Vierbeiner jeden einzelnen Tag ein ausgewogenes Mahl erhalten. Beim Barfen muss viel mehr über einen längeren Zeitraum auf Abwechslung und somit Ausgewogenheit geachtet werden.

Viele Fertigfuttermittel weisen einen hohen Anteil an Getreide aus. Ein Nahrungsmittel, das Hunde und Katzen zum einen gar nicht benötigen und daher völlig unverdaut wieder ausscheiden. Zum anderen kann Getreide sogar schlecht für die Tiere sein, wenn sie dauerhaft zu viel davon konsumieren. Der Verdauungstrakt unserer Hunde und Katzen ist trotz jahrtausende langer Züchtung immer noch auf die Aufnahme von rohem Fleisch ausgelegt. Bei Katzen kann man dies schon daran sehen, dass sie immer noch Mäuse jagen und im Ganzen verspeisen. In Trockenfutter ist aber gar kein Fleisch enthalten und auch in Dosenfutter befindet sich meist nur ein einstelliger Prozentsatz.

Der Vorteil von "Barf" ist auch, dass man als Besitzer selbst direkt bestimmen kann welches Futter von welcher Qualität sein Liebling zu essen bekommt. Bei industriell produziertem Tierfutter ist es leider oft unmöglich genau zu wissen, was die Vierbeiner da gerade zu sich nehmen und ob das überhaupt gut und gesund ist.

Foto: © Robert Emprechtinger/fotolia.com

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