Bei Autoimmunerkrankungen richtet sich das eigene Immunsystem gegen den Körper und zerstört Zellen. Erfahren Sie in diesem Artikel das Wichtigste über die häufigsten Autoimmunerkrankungen bei Hunden.


Inhaltsverzeichnis:


Autoimmunerkrankung: Das Wichtigste auf einen Blick

Kommt selten vor
Chronisch
Schwere Erkrankung
Diagnose der Erkrankung Diagnose mittels Blutuntersuchung, Biopsie oder Röntgen
Vorkommen der Erkrankung Besonders häufig bei (Border) Collie, Australian Shepherd, Berner Sennenhund
Behandlungsmöglichkeit der Erkrankung Behandlung mit Immunsuppressiva
Ansteckungsgefahr Nicht ansteckend, Autoimmunreaktionen durch bestimmte Erreger auslösbar
Prognose Prognose schlecht
Typische Symptome Chronische Beschwerden je nach Erkrankung
Bei Verdacht eine Tierarztpraxis oder -klinik aufsuchen

Was ist eine Autoimmunerkrankung?

Von einer Autoimmunerkrankung spricht man, wenn der Körper eigene Organe oder eigenes Gewebe angreift. Dies kann dann dazu führen, dass bestimmte Körperfunktionen gestört oder ganz außer Kraft gesetzt werden. Das Immunsystem des Hundes geht dabei irrtümlich davon aus, dass Teile des Körpers schädlich sind und wie ein Erreger abgewehrt werden müssen.

Ursachen einer Autoimmunerkrankung beim Hund

Bereits im Mutterleib lernt das Immunsystem eines Hundes, die eigenen Körperzellen von fremden zu unterschieden. In bestimmten Fällen werden jedoch Antikörper gegen eigene Zellen oder Substanzen gebildet. Zu Anfang ist es wichtig, herauszufinden, wo die Ursache der Erkrankung liegt. Zu unterscheiden sind Autoimmunerkrankungen organspezifischer Art und nicht-organspezifischer Art. Organspezifisch bedeutet, dass gezielt ein Organ geschädigt und zerstört wird. Nicht-organspezifisch bedeutet der Angriff von verschiedenen Körpergeweben. Bei beiden Formen werden Antikörper gegen körpereigene Strukturen gebildet. Eine solche Reaktion der Antikörper kann auch durch bestimmte Medikamente oder chemische Substanzen, Viren oder Tumoren hervorgerufen werden.

Die wichtigsten Autoimmunerkrankungen bei Hunden

Es gibt vier Autoimmunerkrankungen, die bei Hunden besonders häufig auftreten:

  • Pemphigus-Komplex
  • Lupus erythematodes
  • Rheumatoide Arthritis
  • Morbus Addison

Pemphigus-Komplex

Haben Sie von Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt die Diagnose Pemphigus (z.B. Pemphigus foliaceus) erhalten, leidet Ihr Hund unter einer Autoimmunerkrankung der Haut. Sie führt dazu, dass Hautzellen ihren Zusammenhalt verlieren, wodurch nach und nach die oberen Hautschichten zerstört werden und es zur Bläschenbildung kommt. Platzen die Bläschen, entstehen typische Krusten, meist an der Nase, den Ohren und den Pfotenballen. Mithilfe einer Biopsie und einem Blutbild kann die Krankheit diagnostiziert werden. Betroffene Hunderassen sind vor allem Collies, Border Collies und Australian Shepherds.

Lupus erythematodes

Ein sogenannter Lupus kann nicht nur die Haut, sondern auch verschiedene Organe oder Gelenke betreffen. Vor allem der Collie, der Sheltie, der Deutsche Schäferhund und der Sibirische Husky haben ein höheres Risiko, daran zu erkranken. Da es verschiedene Formen der Erkrankung gibt, reichen die Symptome von Fieber und Lahmheiten über Hautkrusten bis zu Farbveränderungen (Depigmentation) und Verlust der Struktur des Nasenspiegels. Die Diagnose ist aufgrund der vielfältigen Symptome sehr schwierig, eine Biopsie kann jedoch aufschlussreich sein.

Rheumatoide Arthritis

Bei der rheumatoiden Arthritis oder auch primär chronischen Polyarthritis wird der Knorpel und knöcherne Strukturen nahe der Gelenke zerstört. Der Körper verursacht eine Entzündung, woraufhin die Gelenke angegriffen werden. Wenn Ihr Hund öfter und stark lahmt oder steif läuft, sollte dies mit einer Röntgenuntersuchung näher untersucht werden. Zur genauen Diagnose muss möglicherweise auch das Blut und die Gelenksflüssigkeit untersucht werden.

Morbus Addison

Morbus Addison ist eine Unterfunktion der Nebennierenrinde und wird auch als Hypoadrenokortizismus bezeichnet. Die Nebennierenrinde ist für die Produktion von Glukokortikoiden wie Kortison und Kortisol zuständig. Diese haben Einfluss auf viele Organe, Gewebe und Prozesse, weshalb ein Mangel zahlreiche Auswirkungen hat. Die Unterfunktion kommt durch die Zerstörung des Nierengewebes durch das Körpereigene Immunsystem zustande.

Achtung: Die Funktion der Nebennierenrinde kann auch durch andere Ursachen gestört sein, z.B. durch Traumata oder Tumoren. Das kommt aber seltener vor.


Symptome treten erst auf, wenn ca. 90 % des Gewebes zerstört sind und können sich in Form von Fressunlust, Müdigkeit, Dehydratation und vermehrtem Urinabsatz äußern. Die Diagnose erfolgt mit Bluttests und auch eine Ultraschalluntersuchung kann sinnvoll sein, um die Ursache zu finden und die Behandlung entsprechend zu wählen.

Behandlung von Autoimmunerkrankungen beim Hund

Autoimmunerkrankungen sind leider nicht heilbar. Das Fortschreiten kann jedoch mit sogenannten Immunsuppressiva hinausgezögert werden. Das sind Medikamente, die die Immunreaktion gegen die eigenen Zellen unterdrücken. Leider haben Immunsuppressiva mitunter lästige oder gar schädigende Nebenwirkungen, sodass Sie Ihren Liebling immer gut im Blick behalten und bei Problemen das Gespräch mit Ihrer Tierarztpraxis suchen sollten. Möglicherweise muss dann die Dosis angepasst oder ein anderer Wirkstoff gewählt werden. Des Weiteren werden die Symptome je nach Bedarf zum Beispiel mit Schmerzmitteln, Entzündungshemmern oder einer Infusion gelindert.

Dieser Artikel wurde geprüft von Tierärztin Melanie Müller.

Die genannten Informationen stellen keine Anleitung zur Selbstdiagnose und Behandlung von Tierkrankheiten dar. Tierhaltende sollten bei gesundheitlichen Problemen ihres Tieres in jedem Fall eine Tierärztin oder einen Tierarzt um Rat fragen. Diagnosen über das Internet sind nicht möglich.

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