Tränende Augen und Bindehautentzündung, bei einigen Hunden und Katzen ein Dauerbrenner. Was Sie und Ihren Vierbeiner erwartet, wenn Sie der Tierarztpraxis deswegen einen Besuch abstatten, erfahren Sie in diesem Artikel.


Inhaltsverzeichnis:


Wann ist eine Untersuchung der Augen in der Tierarztpraxis nötig?

Augenerkrankungen sich nicht immer auf den ersten Blick deutlich zu erkennen, machen sich aber häufig durch tränende Augen, gerötete Bindehäute oder reiben der Augen mit den Pfoten erkennbar. Augenerkrankungen oder Verletzungen können ein- oder beidseitig auftreten. Tränende Augen können rassebedingt, durch eine Augenerkrankung oder auch zum Beispiel durch Katzenschnupfen verursacht sein. Es ist jedenfalls nicht zu übersehen und wenn es sich innerhalb einiger Tage nicht beruhigt, sollten Sie mit Ihrem Hund oder Ihrer Katze in die Tierarztpraxis fahren.

augenuntersuchung text1 600x400Nicht ganz so auffällig, aber meistens dennoch sichtbar, sind die roten Augenschleimhäute bei einer Bindehautentzündung, die vor allem im Welpenalter häufig vorkommt. Möglicherweise versucht Ihr Vierbeiner bei einer Bindehautentzündung auch sich mit den Pfoten die Augen zu reiben. Sie sollte immer tierärztlich behandelt werden, da sie neben harmlosen Ursachen wie Zugluft auch durch bakterielle Infektionen verursacht sein kann. Hat Ihr Vierbeiner eine offensichtliche Verletzung am Auge oder Sehverlust, handelt es sich natürlich um einen Notfall, der schnellstmöglich tierärztlich versorgt werden sollte. Kein Grund zur Panik, wenn auch erst mal erschreckend, ist der so genannte Nickhautdrüsenvorfall auch Cherry Eye genannt. Er sieht aus, wie eine rote Schleimhautvorwölbung im inneren Augenwinkel. Etwas weniger auffällige Symptome sind Lichtempfindlichkeit oder vermehrtes Blinzeln bzw. sogar Augen zusammen kneifen.

Grundsätzlich sollte in jedem Fall eine Tierärztin oder ein Tierarzt einen Blick darauf werfen, da die Augen sehr empfindlich sind und zunächst harmlose Schäden leider schnell größere Auswirkungen haben können.

Augenuntersuchung von Hund und Katze

In der Tierarztpraxis angekommen, wird zunächst der Vorbericht erhoben und eine Allgemeine Untersuchung durchgeführt. Erst darauf folgt die spezielle Untersuchung der Augen Ihres Hundes oder Ihrer Katze.

augenuntersuchung text2 600x397Vorbericht bei Augenerkrankungen

Beschreiben Sie Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt bei der Anamnese so gut es geht die Auffälligkeiten: Wie sehen die Symptome aus, wie lange bestehen sie schon und wie war der Verlauf. Zeigt Ihr Vierbeiner noch andere Symptome unabhängig von den Augen, sind natürlich auch die wichtig. Eine wichtige Information ist auch, ob Ihr Vierbeiner schon einmal eine Augenerkrankung hatte oder Augenmedikamente bekommt. Da manche Krankheiten wie der Grüner Star erst im Alter auftreten, ist auch das Alter Ihres Hundes oder Ihrer Katze nicht unerheblich. Möglicherweise stellt Ihre Tierärztin oder Ihr Tierarzt noch ein paar Rückfragen, unter anderem welchen Eindruck sie vom Sehvermögen Ihres Vierbeiners haben.

Allgemeine Untersuchung

Die allgemeine Untersuchung dient dazu, den generellen Gesundheitszustand Ihres Hundes oder Ihrer Katze zu erfassen. Damit können auch andere Erkrankungen, die eine Augensymptomatik hervorrufen, aber keine Augenerkrankung sind, ausgeschlossen werden.

Spezielle Untersuchung der Augen

Eine ausführliche Augenuntersuchung dauert etwa 20 bis 30 Minuten, insgesamt sollten Sie aber um die zwei Stunden für den Besuch einer Spezialsprechstunde für eine Augenerkrankungen einplanen. Bei einfachen, offensichtlichen Augenerkrankungen kann ein Besuch in der Haustierarztpraxis auch schneller ablaufen.

Die Augenuntersuchung beginnt mit der äußeren Betrachtung und dem Abtasten des Auges und der Augenlider. Auch die Bindehaut wird untersucht. Eine gerötete Bindehaut kann nämlich auf eine Bindehautentzündung hinweisen. Daraufhin folgen verschiedenste Untersuchungsmethoden.

Hinweis: Da die Tierärztin oder der Tierarzt bei der Augenuntersuchung nah am Maul arbeitet, braucht Ihr Vierbeiner zum Schutz ggf. einen Maulkorb, wenn er nicht sehr kooperativ ist oder die Untersuchung schmerzhaft ist.

Schirmer Tränentest

Mit dem Schirmer Tränentest wird untersucht, ob Ihr Hund oder Ihre Katze ausreichend Tränenflüssigkeit produziert. Dazu wird für eine Minute ein kleiner Papierstreifen in das untere Augenlid gehängt. Dann wird anhand einer Skala abgemessen, wie weit sich der Papierstreifen mit Tränenflüssigkeit vollgesogen hat. Das tut überhaupt nicht weh, ist aber ungewohnt und Ihr Vierbeiner muss dazu kurz stillhalten und die Pfoten vom Auge lassen.

Reflexe

Am Auge können der Lidreflex und der Pupillarreflex getestet werden. Der Lidreflex wird getestet, indem der Augenwinkel leicht berührt wird. Daraufhin sollte Ihr Vierbeiner das Auge reflexartig schließen. Der Pupillarreflex wird mit einem plötzlichen Lichteinfall geprüft. Dazu wird das Auge Ihres Vierbeiners kurz zugehalten und dann mit einer Lichtquelle in das Auge geleuchtet. Daraufhin sollte sich die Pupille verengen.

augenuntersuchung text3 600x400Untersuchung des vorderen Auges

Für die weitere Untersuchung wird der Raum häufig abgedunkelt. Mit der so genannten Spaltlampe können die vorderen Strukturen des Auges untersucht werden. Die Spaltlampe hat verschiedene Lichtquellen und auch eine Art Lupe, sodass selbst die kleinsten Strukturen im Auge Ihres Hundes oder Ihrer Katze auf Veränderungen untersucht werden können. Somit kann beispielsweise der Graue Star erkannt werden.

Untersuchung des hinteren Auges

Zur Untersuchung der hinteren Augenabschnitte benutzt Ihre Tierärztin oder Ihr Tierarzt ein Ophthalmoskop. Diese Untersuchung kann direkt durchgeführt werden, wird aber auf jeden Fall nach der Weitstellung der Pupillen gemacht. Dazu bekommt Ihr Hund oder Ihre Katze Augentropfen, die 20 bis 30 Minuten brauchen, bis sie wirken. Auch die Netzhaut kann mit dem Ophthalmoskop untersucht werden.

Untersuchung der Hornhaut

Ein Fremdkörper oder ein Kampf mit dem Rivalen kann zu einer Verletzung der Hornhaut führen. Dies stellt Ihre Tierärztin oder Ihr Tierarzt fest, indem ein Farbstoff auf das Auge gegeben wird. Bei einer Verletzung sammelt sich der Farbstoff an der betroffenen Stelle an und wird unter blauem Licht sichtbar.

Achtung: Bei einer Hornhautverletzung sind Kortison haltige Augentropfen ein No-Go! Kortison verzögert die Heilung des Defekts und schwächt den Immunschutz, wodurch die Hornhautverletzung anfälliger für Infektionen ist.

Messung des Augeninnendrucks

Mit einem speziellen Gerät, dem Tonometer, kann der Augeninnendruck bei Ihrem Hund oder Ihrer Katze gemessen werden. Die Untersuchung sieht zwar etwas unangenehm aus, weil ein kleiner abgerundeter Stab mehrmals wie ein Hämmerchen Richtung Auge „schießt“, ist aber völlig schmerzlos.

Durchgängigkeit des Tränen-Nasen-Kanals

Tränen ständig die Augen Ihres Lieblings, kann eine Verstopfung des Tränenkanals die Ursache sein. Dies kann unter lokaler Betäubung ganz einfach durch Spülung des Tränenkanals überprüft werden. Da eine lokale Betäubung die anderen Untersuchungsvorgänge beeinflussen würde, wird diese Untersuchung meistens am Ende durchgeführt.

augenuntersuchung text4 600x530Weitere Untersuchungen des Augen

Oft reichen diese Untersuchungen schon für eine Diagnose. Da das Auge in der knöchernen Augenhöhle umgeben ist von den Augenmuskeln, dem Bindegewebe und dem Fett, kann auch ein Röntgen, ein MRT oder ein CT aufschlussreich sein. Bei Bedarf können noch folgende weitere Untersuchungen durchgeführt werden, die allerdings eventuell nur bei einer Spezialistin oder einem Spezialisten möglich sind:

Augen-Ultraschall

Bei extremer Trübung des Auges kann es sein, dass Ihre Tierärztin oder Ihr Tierarzt das Innere des Auges nicht mehr mit der Spaltlampe oder dem Ophthalmoskop betrachten kann. Dann kann das hintere Auge mittels Ultraschall untersucht werden. Dazu muss die Augenoberfläche mit Tropfen betäubt werden. 

Gonioskopie

Mit der Gonioskopie wird der Kammerwinkel, eine innere Struktur des Auges untersucht. Bei Hunden wird dafür das Auge betäubt und eine spezielle Linse aufgesetzt. Diese Untersuchung kommt z.B. bei der Diagnose eines Glaukoms zum Tragen, denn dabei ist der Abfluss des Kammerwassers über den Kammerwinkel gestört.

Elektroretinographie

Mit der Elektroretinographie wird die Funktion der Netzhaut untersucht. Mit Hilfe von zwei Elektroden am Kopf und eine auf dem Auge wird die Netzhaut mit Lichtreizen stimuliert. Die Elektroden zeichnen eine Kurve auf, ähnlich wie eine EKG Kurve.

Kosten eine Augenuntersuchung in der Tierarztpraxisaugenuntersuchung text5 600x400

Die Anamneseerhebung und die Allgemeine Untersuchung belaufen sich zusammen auf rund 50 bis 110 Euro. Dazu kommt die spezielle Untersuchung (Adspektion, Palpation) der Augen mit 15 bis 30 Euro. Die weiteren Untersuchungsmethoden wie die Untersuchung des vorderen bzw. hinteren Auges, der Schirmertränentest und die Messung Augeninnendrucks kosten jeweils etwa 15 bis 30 Euro. Eine Elektroretinographie liegt bei ca. 90 bis 190 Euro je Auge. Die Mehrwertsteuer kommt jeweils noch oben drauf.

Dieser Artikel wurde geprüft von Tierärztin Melanie Müller.


Die genannten Informationen stellen keine Anleitung zur Selbstdiagnose und Behandlung von Tierkrankheiten dar. Tierhaltende sollten bei gesundheitlichen Problemen ihres Tieres in jedem Fall eine Tierärztin oder einen Tierarzt um Rat fragen. Diagnosen über das Internet sind nicht möglich.

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