Es ist Wochenende, mitten in der Nacht und Ihr Hund hat Fieber oder Ihre Katze eine schmerzhafte Blasenentzündung. Leider haben Sie gerade keine Medikamente für Hunde oder Katzen im Haus, um das Fieber zu senken oder die Schmerzen zu lindern. Ibuprofen haben wir meistens zur Hand. Warum Sie es in Fällen wie diesen trotzdem nicht einsetzen sollten, erfahren Sie in diesem Artikel.
Bei einem akuten Vergiftungsverdacht hilft der Giftnotruf: +49 551 19240
Inhaltsverzeichnis:
- Ibuprofen: Das Wichtigste auf einen Blick
- Was ist Ibuprofen?
- Warum ist Ibuprofen für Hunde und Katzen giftig?
- Ibuprofenvergiftung beim Hund oder der Katze: Symptome
- Hund oder Katze hat Ibuprofen gefressen - was tun?
Ibuprofen: Das Wichtigste auf einen Blick
Meistens in der Hausapotheke zu finden | Weiße Tablette oder Pulver, auch in Form von Granulat oder Tropfen erhältlich | ||
Leicht zu verwechseln mit anderen weißen Tabletten oder Pulvern | Vergiftungssymptome sind Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfall, blutiger Kot, Atemnot | ||
Suchen Sie bei Vergiftungsverdacht umgehend eine Tierarztpraxis auf | Bei einmaliger Aufnahme sind über 100 mg/kg Körpergewicht beim Hund und 50 mg/kg Körpergewicht bei Katzen giftig |
Was ist Ibuprofen?
Ibuprofen ist wie Paracetamol und Aspirin ein Schmerzmittel und Entzündungshemmer mit fiebersenkender Wirkung für Menschen. Es blockiert die Enzyme, die Entzündungen hervorrufen. Meistens wird es in Form von weißen Tabletten verkauft, es gibt aber auch Pulver, Suspensionen oder Granulat.
Was muss ich über Schmerzmittel für Hunde wissen?
Warum ist Ibuprofen für Hunde und Katzen giftig?
Ibuprofen ist für Hunde und Katzen giftig, weil der Wirkstoff eine Säure ist und bestimmte Enzyme hemmt. Die Säure reizt die Schleimhäute unter anderem des Magens und des Darms und stört den Säure-Basen Haushalt. Im schlimmsten Fall kann die Magenschleimhaut so gereizt sein, dass sich blutende Geschwüre bilden und der Vierbeiner Blut in den Verdauungstrakt verliert. Die Hemmung der Enzyme führt zu verengten Bronchien und schädigt das Gewebe der Nieren. Große Mengen Ibuprofen können darum sogar tödlich sein.
Der Wirkstoff Ibuprofen ist bei unseren Vierbeinern schon in geringer Dosis giftig. Bereits acht Milligramm Ibuprofen pro Kilogramm Körpergewicht am Tag können gefährlich sein. Bei einmaliger Aufnahme von Ibuprofen ist es ab einer Dosis von 100 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht beim Hund, und von 50 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht bei Katzen toxisch. Für kleine Vierbeiner ist also schon eine 400er-Tablette schädlich!
Ibuprofenvergiftung bei Hund und Katze: Symptome
Je nach Dosierung äußert sich eine Vergiftung mit Ibuprofen beim Hund und bei der Katze entweder nach kurzer Zeit oder nach mehrtägiger Einnahme. Der Vierbeiner kann dabei verschiedene erste Symptome zeigen:
- Appetitlosigkeit
- Teilnahmslosigkeit
- Bauchschmerzen
- Durchfall beim Hund / Durchfall bei der Katze
- Erbrechen beim Hund / Erbrechen bei Katzen
- Vermehrter Urinabsatz
Im fortgeschrittenen Stadium hat Ihr Vierbeiner eine erhöhte Herzfrequenz bei schwachem Puls, Atemnot, blutigen oder schwarzen Kot durch Blutungen der Magen- und Darmschleimhaut oder Ödeme. Auch kann es zur Bewusslosigkeit kommen. Der Urinabsatz kann dann auch vermindert sein, die Niere versagt. Besteht der Verdacht einer Vergiftung mit Ibuprofen bei Ihrem Hund oder Ihrer Katze, sollten Sie also schnellstmöglich in die Tierarztpraxis!
Hund oder Katze hat Ibuprofen gefressen – was tun?
Sollte Ihr Vierbeiner auf irgendeinem Weg an Ibuprofentabletten gekommen sein und diese verzehrt haben, müssen Sie schnell handeln. Wenn Sie Kohletabletten zu Hause haben, können Sie Ihrem Hund oder Ihrer Katze nach Rücksprache mit der Tierarztpraxis ein bis vier Gramm Kohle pro Kilogramm Körpergewicht geben und dann schnellstmöglich in die Tierarztpraxis fahren.
Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Ihre Katze oder Ihr Hund Ibuprofen gefressen hat, sollten Sie ebenfalls umgehend zur Tierarztpraxis. Dort kann die Tierärztin oder der Tierarzt den Wirkstoff im Blut oder im Harn nachweisen. Außerdem können weitere Veränderungen wie Blutarmut, veränderte Nierenwerte oder ein gestörter Säure-Basen-Haushalt im Labor festgestellt werden. Bei fortgeschrittener Schädigung der Magen-Darm-Schleimhaut ist dies in einer Ultraschalluntersuchung zu sehen.
Damit Ihr Vierbeiner das Ibuprofen möglichst schnell ausscheidet, bekommt er von Ihrer Tierärztin oder ihrem Tierarzt ein Medikament, wodurch er erbricht und vermehrt Harn ausscheidet. Falls nötig, wird die Atmung und der Kreislauf unterstützt und eine Infusion oder Bluttransfusion verabreicht. Durch die Infusion kann auch die Übersäuerung ausgeglichen werden. Zudem bekommt Ihr Liebling ein Magenschutzmedikament. Ist die Magenschleimhaut gerissen, muss dies chirurgisch versorgt werden.
Damit dieser Fall nicht eintritt, greifen Sie immer auf Schmerzmittel aus der Tierarztpraxis zurück, die für Hunde und Katzen geeignet sind.
Dieser Artikel wurde geprüft von Tierärztin Melanie Müller.
Die genannten Informationen stellen keine Anleitung zur Selbstdiagnose und Behandlung dar. Bei einer Vergiftung handelt es sich um einen Notfall! Wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihr Vierbeiner etwas Schädliches aufgenommen hat, sollten Sie in jedem Fall eine Tierärztin oder einen Tierarzt um Rat fragen oder die Nummer des Giftnotrufs anrufen:
+49 551 19240
Melden Sie, wann und wo der Stoff aufgenommen wurde und versuchen Sie, ihn genau zu beschreiben. Wenn möglich bringen Sie die Verpackung bzw. ein Exemplar der aufgenommenen Substanz mit in die Tierarztpraxis.