„In den Augen meines Hundes liegt mein ganzes Glück, all mein Inneres, Krankes, Wundes heilt in seinem Blick.“ So beginnt das bei Hundehaltern beliebte Zitat der deutschen Dichterin Frederike Kempner. Nun untermauert auch die Wissenschaft Kempners Empfindungen.


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Der Hundeblick beeinflusst unsere Hormone

Jedem Hundehalter ist es wohl schon einmal passiert: Der Vierbeiner sieht einen so an, dass man ihm nicht widerstehen kann. Dann gibt es das Leckerli fürs Nichtstun, eine Kuscheleinheit trotz Betteln nach Aufmerksamkeit oder die Erlaubnis aufs Sofa zu hüpfen, obwohl er es doch eigentlich nicht soll…eigentlich. Schuld sind die Hormone – sie beeinflussen unser körperliches Wohlbefinden und Verhalten. Das Hormon Oxytocin wird auch als Liebes- und Kuschelhormon bezeichnet, weil es dafür sorgt, dass wir Vertrauen fassen und uns binden, es baut Stress ab und macht uns großzügig. Oxytocin ist somit relevant für soziale Bindungen, insbesondere für die Liebe und das mütterliche Pflegeverhalten. Und es ist eben auch mit dafür verantwortlich, dass wir beim Hundeblick nicht standhaft bleiben können. Der japanische Forscher Miho Nagasawa hat in einem Experiment herausgefunden, dass bei Mensch und Hund das Hormon Oxytocin ausgeschüttet wird, wenn sie sich in die Augen schauen. Je länger und häufiger der Blickkontakt erfolgt, desto höher ist der Hormonausstoß.

Der Hundeblick ist Ergebnis der Evolution

Im Juni 2019 ist eine Studie erschienen, die Aufschluss über die anatomische Entstehung des Hundeblicks gibt. Während die Anatomie von Hunden der von Wölfen allgemein sehr ähnelt, heben sich unsere Vierbeiner mit einem Merkmal klar von ihren wilden Vorfahren ab: sie haben eine ausgeprägte Augenbrauenmuskulatur. In der menschlichen Kommunikation spielt die Bewegung unserer Augenbrauen eine große Rolle und unsere Vierbeiner scheinen sich daran angepasst zu haben. Die Muskulatur, die für das Heben des innenseitigen Augenwinkels und für das Zurückziehen des äußeren Augenwinkels verantwortlich ist, ist bei Hunden deutlich markanter als bei Wölfen. Damit wird ein größerer Teil des Augapfels freigelegt und die Hundegesichter wirken menschlicher bzw. ansprechender. Diese Entwicklung der Augenbrauenmuskulatur über die Jahrtausende der Domestizierung liegt wahrscheinlich daran, dass sie unseren Lieblingen einen Vorteil in der Interaktion mit uns verschafft hat – wer kann schließlich schon einem Hundeblick widerstehen?

Hunde sind Menschenversteher

Unsere Vierbeiner können uns durch ihre Blicke nicht nur beeinflussen, sie verstehen auch unsere menschlichen Gesichtsausdrücke besser als wir uns vorstellen können. Ganz unabhängig von der Bindung können die Vierbeiner erkennen, ob ein Mensch wütend oder fröhlich ist. Das haben österreichische Wissenschaftler herausgefunden. „Beachtlich sei vor allem, dass es den Tieren offenbar gelungen sei, nicht nur einzelne immer wieder auftretende Merkmale in den gezeigten Fotos zu erkennen und darauf zu reagieren - etwa gezeigte Zähne. Vielmehr konnten sich die Tiere allein an der ausgedrückten Emotion orientieren“, so die Expertin für Hunde-Kognition am Max-Planck-Institut in Leipzig, Marie Nitzschner in diesem Interview. Schauen Sie Ihrem Liebling also gerne so häufig und lange wie Sie möchten in die Augen. Solange Sie stets freundlich schauen und der Blickaustausch ohne Zwang und Bestechung entsteht, tun Sie sich und Ihrem Hund etwas Gutes. Aber aufgepasst: Lassen Sie sich nicht zu häufig vom Hundeblick erweichen.

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