Wer es bei den sinkenden Temperaturen ohne warmes Zuhause draußen nicht mehr aushält, kann häufig in sozialen Einrichtungen Zuflucht suchen. Für Obdachlose mit vierbeinigem Begleiter ist das jedoch in vielen Fällen keine Option, da die meisten Notunterkünfte Hunde verbieten – für Menschen, die ihren treuen Freund nicht zurücklassen, bleibt also nur die Übernachtung auf der Straße, auch bei Minusgraden. Ein akutes Problem, das nur vereinzelt in Angriff genommen wird.

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Obdachlose mit Hund

Für viele Menschen, die ein Leben auf der Straße führen, sind Hunde wichtige Begleiter. Sie bieten Gesellschaft, Schutz und ein Gefühl von Verantwortung und Bedeutung, insgesamt geben Hunde Halt. Obdachlosenhunde erfahren dabei in der Regel eine gute Betreuung: Ihre Besitzer kümmern sich liebevoll um sie und unterschiedliche Hilfsangebote ermöglichen eine ausreichende Menge an Futter und medizinische Versorgung. Generell herrscht eine große Hilfsbereitschaft gegenüber den auf der Straße lebenden Vierbeinern und ihren Besitzern – die jedoch im Winter an klare Grenzen stößt.

Kaum Winternotprogramm für Obdachlose mit Hund

Das Winternotprogramm für auf der Straße lebende Menschen schließt Hunde meist aus, und damit wiederum ihre Besitzer, die sich nicht von ihren Lieblingen trennen. Übernachtungsplätze in Notunterkünften stellen für viele Obdachlose sowieso häufig nur eine Option in aller größter Not dar. Die Gründe für das Meiden der Anlaufstellen sind vielfältig und umfassen beispielsweise Angst vor Diebstahl, vor den Behörden oder psychische Probleme. Doch in der Winterkälte ist ein Leben auf der Straße noch schwerer und die Notunterkünfte werden zur letzten Möglichkeit, den Minustemperaturen zu entkommen. Die Hilfsangebote nehmen aber leider selten Rücksicht auf die enge Bindung zwischen Mensch und Hund – vor allem aus Rücksicht auf andere Hilfesuchende.

Getrennte Übernachtungen werden abgelehnt

Es gibt Hilfsangebote, die versuchen, auch Obdachlosen mit Hund zu helfen. So können zum Beispiel im Tierheim Essen, im städtischen Tierheim Dortmund und im Tierheim Süderstraße in Hamburg die Hunde am Abend zur Übernachtung abgegeben und am nächsten Morgen wieder abgeholt werden. Diese Angebote werden allerdings kaum genutzt. Die Leiterin des Tierheims Essen vermutet, dass das zum Teil an Angst liegen könnte, die Besitzer würden ihren Liebling am nächsten Tag nicht wiederbekommen. Ein Sozialarbeiter aus Hamburg erklärt außerdem, dass die Menschen eine so enge Bindung zu ihrem Vierbeiner aufgebaut haben, dass eine Trennung unvorstellbar ist, sei es auch nur für eine Nacht. Unterkünfte, in denen Hunde ausdrücklich erlaubt sind, (wie in Düsseldorf-Rath) bleiben leider eine Ausnahme.

Soforthilfe für Obdachlose mit Hund

Damit Mensch und Hund trotzdem durch die Nacht kommen, gibt es verschiedene Organisationen, die Hilfe vor Ort anbieten. So verteilen Tiertafeln Hundefutter an mittellose Halter und ehrenamtliche Tierärzte bieten eine medizinische Versorgung (zum Beispiel „Hundedoc“ oder „Bunter Hund Leipzig e.V.“) an. Außerdem gibt es Aktionen wie den Gute-Nacht-Bus in Düsseldorf oder den Verein Hunde-Lobby e.V. in Hamburg. Ersterer verteilt Decken, Kleidung und Schuhe für die obdachlosen Menschen, zweiterer konzentriert sich auf die Versorgung ihrer Begleiter mit Futter, Halsbändern und Leinen, aber auch mit Thermo-Hundedecken, Hundemänteln und -pullovern. Derartige Organisationen gibt es deutschlandweit und alle sind dringend auf Spenden angewiesen, sei es finanziell oder in Form von Sachspenden.

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