Wie bitte? Für viele Katzenhalter mag die Forderung nach einer Leinenpflicht für ihre Freigänger absurd klingen. Dabei geht es laut eines aktuellen Gutachtens zweier niederländischer Juristen um den Schutz von 367 Tierarten. Sie schreiben über die Bedrohung einheimischer Vögel, Säugetiere, Reptilien und Amphibien durch Hauskatzen und fordern Gegenmaßnahmen.

Leinenpflicht für Katzen als Teil des Artenschutzrechtes

In der aktuellen Studie der Juristen Arie Trouwborst und Han Somsen heißt es, dass  jedes Jahr etwa 140 Millionen Tiere den zweieinhalb Millionen Hauskatzen in den Niederlanden zum Opfer fallen. Weltweit seien 367 Tierarten durch die Katzen bedroht. Dabei geht es nicht nur um das Jagdverhalten der kleinen Raubtiere. Auch das Verbreiten von Krankheiten stellt ein Risiko für heimische Säugetier- und Vogelarten dar. Die Umweltrechtler der Universität Tilburg verweisen auf die bereits bestehende Vogelschutzrichtlinie, einem Bestandteil des EU-Umweltschutzrechts. Jede absichtlich in Kauf genommene Tötung eines geschützten Tieres sei demnach verboten. Eine so strenge Auslegung des Gesetzestextes würde unseren Samtpfoten den Freigang verwehren oder die Einführung einer Leinenpflicht für Katzen bedeuten. Diese drastischen Maßnahmen, die bisher kein EU-Land ergriffen hat, stoßen auf wenig Verständnis – schon gar nicht bei Katzenhaltern.

Lösungsansätze statt einer Leinenpflicht für Katzen

Eine erwachsene Katze, die ihren regelmäßigen Freigang gewohnt ist, von heute auf morgen einsperren oder nur noch angeleint hinaus lassen? Auch Verhaltensbiologen glauben, dass das keine gute Idee ist. Die betroffenen Katzen könnten ihr Wesen ändern und möglicherweise aggressiver werden, wenn sie plötzlich nicht mehr frei herumstreunen und jagen dürfen. Selbst Naturschutzorganisationen, die schon vor der Veröffentlichung der beiden Niederländer auf das Problem der jagenden Katzen aufmerksam machten, äußern sich kritisch. Der Fokus solle besser auf frei streunende, besitzerlose Katzen gelegt werden. Schließlich werden diese nicht gefüttert und sind auf das Erbeuten von Wildtieren angewiesen. Maßnahmen, um die Zahl der frei lebenden Katzen zu verringern, seien leichter umsetzbar. Damit sie sich nicht weiter vermehren können, sollten sie eingefangen und kastriert werden. Gleichzeitig muss dann aber auch für Hauskatzen mit Freigang Kastrationspflicht herrschen. Um dies zu gewährleisten, müssten Hauskatzen zunächst registriert sein. Ein Chip könnte dabei helfen. Dieser ist bisher nur bei Reisen ins europäische Ausland Pflicht. In den Niederlanden schaffte die Frage nach einer Leinenpflicht für Katzen es bis ins Parlament in Den Haag.  Doch auch für die Politiker gingen diese Zwangsmaßnahmen zu weit und die Mehrheit sprach sich dafür aus, zunächst etwas in Bezug auf die frei lebenden Katzen zu tun. In Neuseeland dagegen wurde aktuell sogar über ein Katzenverbot im Dorf Omaui diskutiert, denn auch hier stellen die zahlreichen Samtpfoten eine Bedrohung für heimische Tierarten dar.

Vogelschutz ohne Leinenpflicht für Katzen

Den eigenen Hauskatzen Freigang gewähren und heimische Tierarten schützen – das muss kein Widerspruch sein. Wie bereits erwähnt ist es hilfreich, Freigänger kastrieren zu lassen, um den Nachwuchs bei verwilderten Katzen zu reduzieren. Wenn Sie heranwachsende Tiere, wie zum Beispiel Jungvögel, vor Ihren jagdfreudigen Vierbeinern schützen möchten, können Sie selbst aktiv werden. Für den eigenen Garten bieten sich in den Frühlingsmonaten leicht umsetzbare Schutzmaßnahmen an. So können Sie beispielsweise Baumstämme mit breiten Manschetten aus Bleck oder Plastik umwickeln, welche die Katze am Hochklettern hindern. Vogeltränken und Futterhäuschen stellen Sie am besten weit entfernt von Gebüschen auf. Diese Platzierung macht es selbst geübten Jägern schwer, sich ungesehen anzuschleichen. Freigängerkatzen, die auch mal eine längere Zeit im Haus verbringen können, sollten besonders am frühen Morgen noch nicht in den Garten gelassen werden. Denn gerade zu dieser Tageszeit wagen viele Jungtiere ihre ersten Ausflüge. Schlussendlich können und sollten wir nicht gegen das Jagdverhalten der Katze vorgehen. Im Gegenteil sollte auch bei reinen Stubentigern gewährleistet sein, dass sie zum Beispiel durch regelmäßige Jagdspiele ihren Trieb ausleben können.

Foto: © nataba/Adobe Stock

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