Die Parvovirose beim Hund ist eine hochansteckende und gefährliche Viruserkrankung, die häufig tödlich verläuft. Besonders junge Hunde sind gefährdet, aber auch ältere Hunde können erkranken. Hier erfahren Sie alles Wichtige über die Symptome, Ursachen, Diagnose, Behandlung und Vorbeugung dieser Hundeseuche.


Inhaltsverzeichnis:


Parvovirose beim Hund: Das Wichtigste auf einen Blick

Vorkommen v. a. bei hoher Hundedichte unter schlechten Hygienebedingungen
Verlauf der Erkrankung Verläuft akut
Schwere der Erkrankung Lebensgefährlich
Diagnose der Erkrankung Diagnose mittels Kot- und Blutuntersuchung
Vorkommen der Erkrankung Besonders gefährlich für junge und ungeimpfte Hunde
Behandlungsmöglichkeit der Erkrankung Symptomatische Behandlung durch Flüssigkeits- und Nährstoffzufuhr – teils stationär
Ansteckungsgefahr Sehr ansteckend Prognose Unbehandelt eine Überlebenschance von 20 bis 50 %, behandelt ca. 80 %
Typische Symptome Symptome sind u. a. (blutiger) Durchfall, Erbrechen, Fieber
Bei Verdacht sofort eine Tierarztpraxis oder -klinik aufsuchen

Was ist die Parvovirose beim Hund?

Die Parvovirose beim Hund, auch als canine Parvovirose bekannt, ist eine Viruserkrankung, die durch das canine Parvovirus (CPV-2) verursacht wird. Es greift insbesondere die Zellen im Darm, im Knochenmark und in den Lymphknoten an: Das Virus befällt die Schleimhaut im Darm und verursacht dort eine Entzündung, die zu Blutungen und Flüssigkeitsverlust führt. Bakterielle Erreger können über die geschädigte Darmwand in den Blutkreislauf gelangen. Darüber hinaus kann das Virus auch das Knochenmark und die Lymphknoten des Hundes schädigen, was zu einer Abnahme der Anzahl von weißen und roten Blutkörperchen und zu einer Schwächung des Immunsystems führt. Die Folgen sind schwerwiegende Symptome, die letztendlich zum Tod des Tieres führen können.

Symptome

Nicht bei allen Hunden treten Symptome auf. Wenn, dann werden jedoch Symptome der Parvovirose in der Regel nach ein bis zwei Wochen sichtbar. Hauptsymptome sind eine akute, blutige Entzündung des Darms (hämorrhagische Gastroenteritis) und einer verminderten Lymphozytenzahl (Lymphopenie). Diese Immunzellen sind jedoch für die Infektabwehr wichtig. Zu den typischen und für Sie sichtbaren Symptomen gehören normalerweise:

Auch auf eine erhöhte Herzfrequenz können Sie achten. Ohne schnelle Behandlung können die Symptome dazu führen, dass Ihr Liebling austrocknet (Dehydrierung/Dehydratation) und an schweren Elektrolytstörungen leidet.

Die Ansteckung mit dem Parvovirus

Das canine Parvovirus ist sehr widerstandsfähig und kann über Monate in der Außenwelt infektiös bleiben. Hunde können sich durch den Kontakt mit dem Kot infizierter Artgenossen oder einfach nur durch Kontakt mit Hunden anstecken, die das Virus in sich tragen. Das Gemeine: Betroffene Vierbeiner können bereits dann ansteckend sein, wenn sie noch keine Symptome zeigen.

Verlauf der Infektion mit dem Parvovirus

Nachdem das Parvovirus über das Maul aufgenommen wurde, geht es zunächst in die lymphatischen Gewebe des Nasen-Rachen-Raumes (z. B. die Gaumenmandeln) und verteilt sich dann in allen Lymphgeweben des Hundes, einschließlich dem Thymus.

Parvovirose beim Hund: Gefährliches Virus

Der Thymus liegt hinter dem Brustbein und ist das zentrale Organ des lymphatischen Systems. Er ist für das Immunsystem und die Abwehr von Krankheiten von zentraler Bedeutung. Der Erreger kann auch den Herzmuskel und das zentrale Nervensystem angreifen. Und – am häufigsten –  befällt und schädigt er die innere Darmwand. Im schlimmsten Fall zerstört er sie sogar total. Erst dann – Tage nach der Infektion – wird eines der Hauptsymptome sichtbar, nämlich blutiger Durchfall in Verbindung mit Bauchschmerzen und Erbrechen. Blut und Darminhalt sind nun nicht mehr schützend voneinander getrennt und durch den Darm dringen bakterielle Erreger in den Blutkreislauf ein, womit die Gefahr einer Blutvergiftung steigt.

Erhöhtes Risiko

Das Parvovirus ist eine weltweit verbreitete Viruserkrankung. Eine erhöhte Infektionsgefahr besteht vor allem dort, wo sich viele Hunde aufhalten, also beispielsweise in Zuchtstätten und Tierheimen. Mangelnde Hygiene verstärkt das Risiko einer Erkrankung noch. So können beispielsweise Fressnäpfe und Futter mit infiziertem Kot verunreinigt sein. 

Welpen und Senioren

Es können Hunde jeden Alters am Parvovirus erkranken. Besonders gefährdet sind allerdings junge Hunde im Alter von einigen Wochen, bei denen der Schutz durch maternale Antikörper abgelaufen ist. Eine frühe Grundimmunisierung ist darum besonders wichtig. Auch für alte Hunde ist das canine Parvovirus gefährlich.

Gefährdete Rassen

Außerdem wird die Erkrankung bei einigen Rassen häufiger beobachtet als bei anderen. So scheinen Rottweiler, Deutscher Schäferhund, Dobermann Pinscher, Englisch Springer Spaniel, Bullterrier und Labrador Retriever gefährdeter zu sein als ihre Artgenossen.

Ist das Parvovirus auch für Katzen oder Menschen gefährlich?

Das Parvovirus ist eigentlich ein Katzenvirus, aus dem durch einen Wirtswechsel in den 70er Jahren das canine Parvovirus entstanden ist. Heute wird darum zwischen dem caninen und felinen Parvovirus unterschieden. Das canine Parvovirus kann dabei auch Katzen anstecken und ist bei unseren Samtpfoten eher als Katzenseuche bekannt.

Warum ist die Katzenseuche gefährlich?

Es gibt auch Parvoviren des Menschen – Eines ist beispielsweise der Erreger der Ringelröteln. Es ist allerdings davon auszugehen, dass Parvoviren der Tiere und damit auch das canine Parvovirus nicht auf den Menschen übertragbar sind und damit keine Gefahr für uns darstellen.

Untersuchungen und Diagnose der Parvovirose beim Hund

Anhand der beschriebenen Symptome einer Parvovirose beim Hund wird Ihre Tierärztin oder Ihr Tierarzt nach einer körperlichen Untersuchung die Überprüfung einer Kot- und einer Blutuntersuchung anordnen. Dabei ist eine schnelle Diagnose wichtig, um eine schnellstmögliche Behandlung und entsprechende Hygienemaßnahmen – auch in der Tierarztpraxis – zu ermöglichen.

Kotuntersuchung zur Diagnose der Parvovirose beim Hund

Um eine Parvovirose beim Hund zu diagnostizieren, wird meist eine Kotprobe genommen. Im Kot lassen sich Virusteile des caninen Parvovirus finden, die mit einem Test nachgewiesen werden können. Viele Tierarztpraxen verwenden dafür einen unaufwendigen Schnelltest.

Blutuntersuchung

Alternativ kann auch eine Blutuntersuchung durchgeführt werden. Hierbei wird nach Antikörpern gegen das canine Parvovirus im Blut des Hundes gesucht. Ist der Hund infiziert, bildet er in der Regel Antikörper gegen das Virus.

Behandlung(en) einer Parvovirose bei Hunden

Leider gibt es kein Medikament, das gezielt Parvoviren bekämpft. Die Behandlung einer Parvovirose beim Hund erfolgt in der Regel stationär und kann mehrere Tage bis Wochen andauern. Gerade bei Junghunden ist der Verlauf meist so dramatisch, dass ein Klinikaufenthalt unvermeidbar ist.

Um den Flüssigkeits- und Nährstoffverlust auszugleichen, wird oft eine intravenöse Flüssigkeits- und Nahrungsversorgung (wenn der Hund normales Futter immer wieder erbricht) benötigt. Gegen die Ausbreitung von Bakterien, die aus dem Darminhalt ins Blut übergehen können, wird Ihre Tierärztin oder Ihr Tierarzt Ihrem Liebling außerdem wahrscheinlich Breitspektrum-Antibiotika verabreichen. Auch Medikamente gegen Erbrechen und zur Stärkung des Immunsystems können verwendet werden. In manchen Fällen bilden sich an der geschädigten Darmwand Ödeme oder Flüssigkeitsergüsse, die mit einem chirurgischen Eingriff entfernt werden müssen, weil sie sonst die Nahrungspassage behindern.

Parvovirose beim Hund behandeln

Behandlungskosten einer Parvovirose beim Hund

Die Behandlung einer Parvovirose beim Hund ist sehr aufwendig und entsprechend kostspielig. Sie kann mehrere Hundert bis Tausend Euro betragen, je nachdem wie schwer die Erkrankung ist und wie lange der Hund in stationärer Behandlung bleiben muss. Einen Überblick über die Kosten der einzelnen Behandlungen können Sie sich in der Gebührenordnung für Tierärztinnen und Tierärzte machen. Um für derartige Notfälle abgesichert zu sein, empfiehlt sich außerdem der Abschluss einer Tierkrankenversicherung.

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Prognose einer Parvovirose beim Hund

Die Prognose einer Parvovirose beim Hund hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie etwa dem Alter des Hundes, der Schwere der Erkrankung und dem Zeitpunkt der Behandlung. Besonders junge Hunde haben schlechtere Chancen zu überleben, da sie noch nicht ausreichend Antikörper gebildet haben. Je früher die Behandlung beginnt, desto höher sind die Überlebenschancen. Auch ältere Vierbeiner oder generell Hunde mit einem anderweitig geschwächten Körper sind stärker gefährdet. Bei einer unbehandelten Infektion wird davon ausgegangen, dass ungefähr 50 bis 80 Prozent der betroffenen Tiere sterben. Wird die Erkrankung jedoch rechtzeitig erkannt, kann eine intensive Therapie die Wahrscheinlichkeit eines tödlichen Ausgangs auf etwa 20 Prozent senken.

Einer Parvovirose vorbeugen

Bringen Sie Ihren Hund bereits früh zur Impfung, um einer Parvovirose vorzubeugen. Die Grundimmunisierung gegen die canine Parvovirose erfolgt idealerweise in drei Schritten: Der Hund wird erstmals im Alter von acht Wochen geimpft, die zweite Impfung etwa bis zwölf Wochen und die letzte Impfung im Alter von 16 Wochen. Ein Jahr später, wenn der Hund etwa 15 Monate alt ist, sollte eine Auffrischungsimpfung vorgenommen werden. Danach hat der Vierbeiner eine gut Immunität gegen eine Parvovirusinfektion, welche normalerweise alle drei Jahre wieder aufgefrischt werden muss – dieser Abstand variiert jedoch nach eingeschätztem Risiko und Impfstoff. Mit einer 5-fach-Impfung (SHPPi+LT) schützen Sie Ihren Liebling direkt vor mehreren Krankheiten.

Eine gute Hygiene hilft bei der Prävention von Krankheiten und sollte immer eine Selbstverständlichkeit sein.

Dieser Artikel wurde geprüft von Tierärztin Melanie Müller.

Die genannten Informationen stellen keine Anleitung zur Selbstdiagnose und Behandlung von Tierkrankheiten dar. Tierhaltende sollten bei gesundheitlichen Problemen ihres Tieres in jedem Fall eine Tierärztin oder einen Tierarzt um Rat fragen. Diagnosen über das Internet sind nicht möglich.

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