Leider passiert es immer wieder, dass Haustiere plötzlich spurlos verschwinden. Die Suche nach vermissten Hunden und Katzen ist dabei nicht einfach. Im Interview mit Daniela Rohs, Abteilungsleiterin von FINDEFIX, erfahren wir mehr über die Registrierung und Rückvermittlung vermisster Haustiere.
Inhaltsverzeichnis:
- FINDEFIX – Haustiere wiederfinden
- Wie läuft die Registrierung eines Haustieres ab und (wann) ist sie sinnvoll?
- Ein nicht registriertes Haustier ist entlaufen. Können Halter sich trotzdem an FINDEFIX wenden?
- Ein bei FINDEFIX registriertes Haustier ist verschwunden. Was passiert dann? Wie sollten Halter als nächstes handeln?
- Können Sie einschätzen, wie lange es ungefähr dauert, bis Hunde und Katzen gefunden und zurückvermittelt werden?
- Sind Ihnen Fehler aufgefallen, die Halter verschwundener Tiere besonders häufig machen?
- Was sollte man tun, wenn man selbst ein entlaufenes Haustier findet?
- Wie kann man die Arbeit von FINDEFIX unterstützen?
- Haben Sie persönliche Erfahrungen gemacht, die bei Ihnen Eindruck hinterlassen haben oder die Sie besonders gefreut haben?
FINDEFIX – Haustiere wiederfinden
Damit wir unsere Vierbeiner wieder in die Arme schließen können, gibt es zwei wichtige Maßnahmen, um die wir uns bereits vor einem Notfall kümmern sollten: Die Kennzeichnung und Registrierung des Haustieres. Eine Registrierung des vom Tierarzt implantierten Mikrochip-Transponders ist beispielsweise beim Deutschen Tierschutzbund e.V. möglich, der seit 1981 mit FINDEFIX (ehemals Deutsches Haustierregister) diesen kostenlosen Service anbietet.
Wie läuft die Registrierung eines Haustieres ab und (wann) ist sie sinnvoll?
„Im Idealfall werden Hund und Katze gleich bei einem der ersten Tierarztbesuche mit einem Mikrochip-Transponder gekennzeichnet und anschließend registriert. Oft geschieht dies gleichzeitig mit den ersten Impfungen. Der kleine Eingriff ist schnell erledigt und mit dem Setzen einer Injektion zu vergleichen. Für das Chippen von Hunden und Katzen ist keine Narkose notwendig, der Transponder wird mit einer Kanüle unter die Haut im Bereich der linken Halsseite injiziert. Auf dem Mikrochip-Transponder, auch Chip genannt, ist eine 15-stellige Ziffer gespeichert, die nur einmalig vergeben wird und das Tier damit eindeutig identifizierbar macht. Die 15 Ziffern alleine geben aber noch keine Auskunft zum Tier oder seinem Halter. Dafür sind wir von FINDEFIX da. Entweder wird die Registrierung der Transponder-Nummer zusammen mit den notwendigen Tier- und Halterdaten direkt von der Tierarztpraxis übernommen oder man führt die Registrierung schnell und unkompliziert zu Hause durch. Bitte fragen Sie Ihren Tierarzt, ob er die Registrierung übernommen hat, dies geschieht nicht automatisch. Zu Hause kann man die Daten zum Tier und Halter ganz einfach und kostenlos über ein Formular auf www.findefix.com ausfüllen und wenige Tage später erhält man ein Begrüßungsschreiben mit dem Tierausweis für die Geldbörse per Post zugesandt. Hunde bekommen zusätzlich eine grün-blaue FINDEFIX-Marke, die am Halsband befestigt werden kann. Die Marke kann übrigens jederzeit kostenlos nachbestellt werden, sollte sie einmal verloren gehen oder nicht mehr gut lesbar sein. Auch eine (kostenlose) zweite Marke für das Zweithalsband macht u. U. Sinn. Gerne senden wir Ihnen auch ein Anmeldeformular auf dem Postweg zu, sollten Sie die Daten nicht online übermitteln wollen. Auf unserer Website kann man anhand der Mikrochip-Nummer auch überprüfen, ob das Tier bereits registriert ist.“
Ein nicht registriertes Haustier ist entlaufen. Können Halter sich trotzdem an FINDEFIX wenden?
„Ja, auf jeden Fall. Wir sind rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr erreichbar und geben wertvolle Tipps, was im Fall der Fälle zu tun ist. Zusätzlich sollte man auf unserer Webseite eine Vermisst-Meldung aufgeben und ein Foto des vermissten Tieres hochladen. Allerdings müssen wir dazu sagen, dass die Chance, ein gekennzeichnetes und registriertes Tier wiederzufinden, um ein Vielfaches höher ist, als wenn das Tier nicht eindeutig durch einen Chip oder eine Tätowierung im Ohr identifiziert werden kann. Oft werden uns auch Fundtiere gemeldet, die zwar einen Chip haben, dieser aber nicht registriert ist. Ein Chip ohne Registrierung ist wie ein Auto ohne Reifen - nutzlos. Sollte das Tier also verschwunden sein, überprüfen Sie bitte, ob es registriert ist und wenn nicht, holen Sie die Registrierung schnellstmöglich nach.“
Ein bei FINDEFIX registriertes Haustier ist verschwunden. Was passiert dann? Wie sollten Halter als nächstes handeln?
„Jeder Fall ist anders. Je nach Ort, Zeitpunkt, äußeren Umständen und Gegebenheiten muss unterschiedlich reagiert werden. Bei einer Katze, die nicht zur gewohnten Zeit von ihrem Streifzug heimkehrt, gibt es ein andere Vorgehen, als bei einem Hund, der sich während des Gassigehens erschrocken hat und weggelaufen ist. In jedem Fall sollte man telefonischen Kontakt zu uns aufnehmen und eine Vermisst-Meldung aufgeben. Unsere Broschüren „Haustier vermisst? Haustier gefunden! Was ist zu tun“ geben hier einen guten Überblick. Sie können kostenlos telefonisch bestellt oder auf unserer Webseite heruntergeladen werden.“
Können Sie einschätzen, wie lange es ungefähr dauert, bis Hunde und Katzen gefunden und zurückvermittelt werden?
„Tiere, die gekennzeichnet und registriert sind, sind in der Regel schnell wieder im sicheren Zuhause. Bei einem entlaufenen Hund dauert es meist nicht länger als einen Tag, oft sogar nur wenige Stunden. Entlaufene Hunde fallen auf und es gibt viele hilfsbereite, tierliebe Menschen, die schnell bereit sind, zu handeln. Trägt der Hund seine FINDEFIX-Marke am Halsband, genügt ein Anruf bei unserer 24h-Service-Telefonnummer 0228 6049635 und wir wissen, wo der Vierbeiner hingehört. Trägt er die Marke nicht, muss der Finder ihn erst dorthin bringen, wo ein Chiplesegerät vorhanden ist. Dann dauert die Rückvermittlung ein wenig länger. Aber so gut wie alle Tierschutzvereine, Tierarztpraxen und viele Polizei-Dienststellen besitzen solch ein Gerät, sodass auch hier eine schnelle Rückvermittlung gewährleistet wird. Wichtig ist, dass die bei uns hinterlegten Kontaktdaten aktuell sind. Oft sind die Halter umgezogen oder haben eine neue Telefonnummer und wir erreichen sie nicht umgehend.
Da es in Deutschland viele Freigängerkatzen gibt, ist es hier schwieriger als bei Hunden, ein Fundtier von einer Freigängerkatze zu unterscheiden. Daher dauert die Rückvermittlung von Katzen oft ein wenig länger. Hier muss man als Finder abwägen, ob das Tier nur auf seinem täglichen Streifzug unterwegs und nicht weit von zu Hause entfernt ist, oder ob es sich verlaufen hat und Hilfe benötigt. Ist die Katze verletzt, abgemagert und irrt hilflos umher, sollten Sie schnell reagieren und den örtlichen Tierschutzverein um Hilfe bitten.“
Sind Ihnen Fehler aufgefallen, die Halter verschwundener Tiere besonders häufig machen?
„Oft vergessen Tierhalter, ihren Umzug bei uns zu melden oder eine neue Telefonnummer anzugeben. Da müssen wir manchmal detektivische Arbeit leisten, um Tier und Halter schnell wieder zusammen zu bringen. Das Ändern der Daten bei FINDEFIX sollte jedoch genauso selbstverständlich sein wie die Ummeldung beim Einwohnermeldeamt.
Auf der Suche nach einem vermissten Tier sollte man Menschen um Mithilfe bitten, denen man vertraut. Oft gerät die Suche „außer Kontrolle“, wenn zu viele unbekannte Personen mithelfen wollen. Dies führt leider häufiger dazu, dass die Tiere eher noch mehr Angst bekommen und sich gehetzt fühlen. Weniger ist manchmal mehr und es ist sehr wichtig, Ruhe zu bewahren und den Überblick nicht zu verlieren.
Bei vermissten Tieren raten wir auch davon ab, einen Finderlohn auszusetzen. Tierliebe Finder sind auch ohne Belohnung bereit, zu helfen. Die Ausschreibung eines Finderlohns bringt leider hin und wieder negative Erfahrungen mit sich, da sich Erpresser bei den verzweifelten Tierhaltern melden und versuchen, sie unter Druck zu setzen, obwohl sie gar nicht wissen, wo sich das vermisste Tier gerade aufhält.“
Was sollte man tun, wenn man selbst ein entlaufenes Haustier findet?
„Zuerst sollte man schauen, ob das Tier z. B. eine Marke am Halsband trägt, die auf den Halter schließen lässt. Ist das nicht der Fall, holt man sich Hilfe im Tierheim, beim Tierschutzverein oder in einer nahegelegenen Tierarztpraxis, um zu schauen, ob das Tier einen Chip trägt und registriert ist. Ist das nicht der Fall und eine schnelle Rückvermittlung nicht in Sicht, ist das Tier im Tierheim bestens aufgehoben. Hier wird auch die Meldung beim Fundbüro bzw. Ordnungsamt gemacht und weitere Schritte eingeleitet, um den Halter ausfindig zu machen. Wichtig ist, dass man nicht wegsieht und hilft, lieber einmal zu viel als zu wenig.“
Wie kann man die Arbeit von FINDEFIX unterstützen?
„In erster Linie sind wir da, um den Tieren zu helfen. Wir freuen uns über jeden, der die Verantwortung für sein Haustier übernimmt und es kennzeichnen lässt und dann bei FINDEFIX registriert. FINDEFIX arbeitet gemeinnützig und ist eine Abteilung des Deutschen Tierschutzbundes, dem Dachverband von über 740 Tierschutzvereinen mit 550 Tierheimen in Deutschland. Unser Service wird durch Spenden tierlieber Menschen finanziert. Wenn Sie uns mit Ihrer Spende unterstützen möchten, freuen wir uns sehr darüber.“
Haben Sie persönliche Erfahrungen gemacht, die bei Ihnen Eindruck hinterlassen haben oder die Sie besonders gefreut haben?
„Mein eigener Hund Marley war einmal ein paar Minuten verschwunden, die mir wie eine Ewigkeit vorkamen. Bei einem Biergartenbesuch hatte sich die Leine am Stuhlbein gelöst und der werte Herr Marley ist unbemerkt dem guten Geruch gefolgt, der ihm aus der Küche um die Nase geweht ist. Er war innerhalb von Sekunden spurlos verschwunden und mir ist das Herz in die Hose gerutscht. Die nette Köchin hat ihn dann dankenswerterweise wieder hinausgeleitet und die Wiedersehensfreude war auf beiden Seiten so groß, als hätten wir uns monatelang nicht gesehen. Auch, wenn die Geschichte lustig klingt und ein gutes Ende genommen hat, weiß ich genau, wie sich andere Tierhalter im Moment des Verlusts fühlen und ich fühle jedes Mal mit ihnen.
Ganz besonders sind auch die Fälle, in denen Tiere erst nach Jahren wieder nach Hause zurückkehren und sie ihre Halter, ihr Haus und den Lieblingsplatz wiedererkennen, als wäre es erst gestern gewesen. Egal, wie lange ein Tier verschwunden war, das gesamte Team von FINDEFIX freut sich jedes Mal aufs Neue über die erfolgreiche Rückkehr und diese Momente sind es, warum wir unseren Job so lieben.“