Der Cavalier King Charles Spaniel ist eine Hund mit langer Geschichte und liebevollem Charakter. Hinzu kommen seine Anpassungfähigkeit und sein süßes Aussehen - kein Wunder also, dass sich die Rasse großer Beliebtheit erfreut. Allerdings ist leider auch die Liste rassebedingter, schwerer Erkrankungen lang, was die Tierfreundlichkeit dieser Zucht stark in Frage stellt.
Inhaltsverzeichnis:
- Eine alte Hunderasse
- Fröhlich und freundlich
- Die Haltung des Cavalier King Charles Spaniel
- Gesundheitliche Probleme
- Zuchtverbot für den Cavalier King Charles Spaniel?
- Wichtige Überlegungen vor der Hundeanschaffung
Eine alte Hunderasse
Bei diesen Hunden handelt es sich um Rassehunde, die ihren Ursprung in Großbritannien haben. Die Geschichte der Cavalier King Charles Spaniel reicht zurück bis ins 16. Jahrhundert. Die Bezeichnung dieser Hunderasse wird auf König Charles I. (1600 bis 1649) und dessen Sohn Charles II. (1630 bis 1685) zurückgeführt. Beide waren große Liebhaber dieser kleinen charmanten Spanielrasse und selbst im Parlament konnten sie nicht auf die Anwesenheit ihrer Hunde verzichten. Bis heute soll ein Gesetz in Großbritannien existieren, dass jedem Cavalier King Charles Spaniel den Zutritt zu allen öffentlichen Gebäuden gewährt. Beliebt waren die kleinen Hunde mit dem seidigen Fell auch bei vielen adligen Damen.
Fröhlich und freundlich
Der Cavalier King Charles Spaniel zeichnet sich durch Fröhlichkeit und Freundlichkeit aus. Der Cavalier King Charles Spaniel gilt als anhänglich, zärtlich und verschmust. Als Wachhund sind die sanftmütigen Tiere kaum geeignet. Sie neigen auch nicht zum Kläffen und können daher oft gut in einer Wohnung gehalten werden. Aufgrund ihrer Unkompliziertheit sind diese Rassehunde in der Regel auch für unerfahrenere Hundehaltende geeignet. Dabei darf jedoch nicht vergessen werden, dass auch der Cavalier King Charles Spaniel ein Lebewesen mit Bedürfnissen ist, auf die artgerecht eingegangen werden muss.
Die Haltung des Cavalier King Charles Spaniel
Das Besondere an diesen Rassehunden ist ihre Anpassungsfähigkeit. Sie können sich mit nahezu jeder familiären Situation abfinden. Sie leben gerne mit älteren, allein lebenden Menschen zusammen, fühlen sich jedoch auch in Familien mit Kindern wohl, sofern den Kindern ein artgerechter Umgang mit den Vierbeinern nahegelegt wird. Cavalier King Charles Spaniel genießen Spaziergänge sehr und lassen sich auch für diverse Hundesportarten wie Agility begeistern. Die Erziehung gelingt in der Regel sehr leicht, da die Tiere Frauchen und Herrchen unbedingt gefallen möchten.
Gesundheitliche Probleme
Die Zucht des Cavalier King Charles Spaniels hat zu einem sehr süßen Hund geführt – und leider auch zu vielen Erkrankungen, für die diese Rasse besonders anfällig ist. Ein großes, grundlegendes Problem ist die Schädelform des kleinen Vierbeiners: Obwohl die Nase nicht ganz so platt gedrückt ist wie beim Mops oder der französischen Bulldogge, leidet auch diese populäre Züchtung unter Brachyzephalie. Beim Cavalier King Charles wirkt sich die Kurzköpfigkeit besonders schwerwiegend auf das Gehirn aus, doch die Rasse leidet leider noch an einer Reihe anderer gesundheitlicher Probleme bzw. Prädispositionen.
Welche Zuchtmerkmale schaden der Hundegesundheit?
Schädel, Hirn und Nervensystem: Chiari-ähnliche Malformation und Syringomyelie
Aufgrund seines kurzen Kopfes ist der Cavalier King Charles Spaniel besonders gefährdet, unter einer Chiari-ähnlichen Malformation und Syringomyelie zu leiden. Hier handelt es sich um zwei zusammenhängende Krankheiten, die mit neuropathischen Schmerzen einhergehen. Die Chiari-ähnliche Malformation ist eine Fehlbildung des Schädels. Der abnorm geformte Schädel drückt auf das Gehirn, welches dadurch wiederum durch das Loch, das dem Rückenmark als Ausgang dient, ebenfalls aus dem Schädel gequetscht wird. Diese Fehlbildung ist häufigste Ursache für die Syringomyelie, bei der es Probleme mit der Flüssigkeitszirkulation im Rückenmark gibt. Erkrankte Hunde leiden unter starken Schmerzen (vor allem im Bereich des Rückenmarks, meist Nacken- und Halsbereich) und Empfindungsstörungen. Die Erkrankung ist nicht heilbar, sodass chirurgische und medikamentöse Maßnahmen darauf abzielen, das Leiden des Vierbeiners zu mindern.
Bauchspeicheldrüse: Pankreatitis
Beim Cavalier King Charles Spaniel ist eine rassespezifische Disposition für eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse, auch Pankreatitis genannt, vorzufinden. Diese Erkrankung kommt bei unseren Vierbeinern relativ häufig vor und kann, wird sie nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, zu schweren Organschäden bis zum Organversagen führen. Dass eine Pankreatitis beim Hund lange unbemerkt bleibt, ist jedoch leider keine Seltenheit, da die Symptomatik mit unter anderem Erbrechen, Durchfall und Appetitlosigkeit sehr unspezifisch ist.
Harntrakt: Xanthinsteine
Xanthin ist ein Abbauprodukt und Ausgangsstoff für die Produktion von Harnsäure. In geringen Mengen stellt es kein Problem dar, allerdings ist es schlecht löslich und kann in größeren Mengen im Urin Kristalle bilden, aus denen sich dann wiederum Harnsteine zusammensetzen. Es gibt verschiedene Gründe für einen Überschuss an Xanthin. Eine erblich bedingte Xanthinurie kommt beim Cavalier King Charles Spaniel vor. Allerdings ist diese Erkrankung eher seltener ein Problem.
Dry Eye Curly Coat Syndrom
Diese Erbkrankheit betrifft die Augen, Haut und die Pfoten von Hunden und beschreibt die Krankheiten Keratoconjuncitivits sicca („trockenes Auge“) und ichthyosiforme Dermatose. Bei der Keratoconjuncitivits sicca ist die Produktion der Tränenflüssigkeit gestört, sodass bei betroffenen Vierbeinern schwere Hornhautgeschwüre entstehen können. In der Regel ist ein zäher, grüner Ausfluss aus den Augen zu erkennen. Die ichthyosiforme Dermatose äußert sich beim Cavalier King Charles Spaniel in der Fellstruktur (kraus und dünn) und in Hautproblemen (trocken und schuppig). Außerdem sind verdickte Fußballen mit fehlgebildeten Krallen keine Seltenheit. Haut und Krallenhorn können sich sogar von den Pfoten lösen – jegliche Aktivität auf den Pfoten ist mit starken Schmerzen verbunden. Das Dry Eye Curly Syndrom geht außerdem mit einer Veranlagung für Zahnprobleme einher.
Herz und Blut
Das lebenswichtige Organ ist beim Cavalier King Charles Spaniel leider besonders gefährdet, zu erkranken – und das auf unterschiedlichste Weise:
Mitralklappenendokardiose
Die Mitralklappenendokardiose ist die häufigste Herzerkrankung bei Hunden. Sie betrifft das Bindegewebe am Inneren der Herzklappen. Das Bindegewebe verschleißt zunehmend, wodurch die Herzklappen fortschreitend versagen und in einigen Fällen die linke Herzhälfte überlastet wird und versagt. Besonders kleine Hunde haben eine Veranlagung für diese Erkrankung, die die Lebensdauer maßgeblich verkürzt, darunter wird häufig der Cavalier King Charles Spaniel hervorgehoben.
Persistierender Ductus arteriosus (PDA)
Zwischen der Hauptschlagader (Aorta) und der Lungenarterie gibt es beim frisch geborenen Welpen eine Verbindung (Ductus arteriosus) , die sich nach der Geburt schließen sollte. Geschieht das nicht, fließt Blut von der Aorta in die Lungenarterie anstatt (wie es eigentlich sollte) in den Rest des Körpers. Das überlastet das Herz, was letztlich versagen kann – in der Regel bereits innerhalb des ersten Lebensjahres des Hundes. Besonders kleine Hunderassen, darunter auch der Cavalier King Charles Spaniel, sind vermehrt betroffen und eine Spezialoperation ist nötig, um ihnen zu helfen.
Ventrikelseptumdefekt
Diese angeborene Herzerkrankung kann bei Hunden und Katzen auftreten, wobei der Cavalier King Charles eine der Rassen ist, die dafür prädisponiert sind. Bei einem gesunden Herzen sind die rechte und linke Kammer voneinander getrennt – beim Ventrikelseptumdefekt wurde die Entwicklung der Wand dazwischen nicht abgeschlossen. Durch diese Öffnung fließt Blut von der einen in die andere Herzkammer, was zu einem Ungleichgewicht im Druck führt und die linke Herzkammer überlastet wird. Die Prognose fällt – je nach Größe der Öffnung – unterschiedlich aus: Im besten Fall bleibt sie ein Leben lang unbemerkt, im schlimmsten Fall kostet Sie den Vierbeiner das Leben.
Gliedmaßenthrombose (Ischämische Neuromyopathie)
Beim Cavalier King Charles Spaniel scheint außerdem eine genetische Prädisposition für eine Gliedmaßenthrombose vorzuliegen. Bei dieser Erkrankung löst sich ein Thrombus [Glossar: Blutgerinnsel] von seinem Ursprungsort und bleibt in der Gabelung der unteren Hauptschlagader oder Beinarterie stecken. Er blockiert das betreffende Blutgefäß, sodass die Durchblutung gestört ist und es zu Gewebeschäden kommen kann. Eine Gliedmaßenthrombose äußert sich in der Regel in akuten oder chronischen Lähmungen der Gliedmaßen, fehlendem Puls, Empfindungsstörungen und kalten, schmerzenden Gliedmaßen.
Muskeln
Leider hat der Cavalier King Charles Spaniel auch häufiger mit Störungen der Muskulatur und unkontrollierten Verkrampfungen zu kämpfen.
Myotonie/Myotonia congenita
Hierbei handelt es sich um eine Störung der Muskulatur, die bei einigen Rassen, darunter der Cavalier King Charles Spaniel, vorkommt. Die Muskeln sind ständig verkrampft und entspannen nicht mehr bzw. sehr verzögert. Nach Ruhephasen ist der Hund sehr steif und hat Probleme beim Aufstehen. Generell können Bewegungen schwerer fallen und es kann sogar dazu kommen, dass der Vierbeiner umfällt und kurz verkrampft auf der Seite liegenbleibt. Die Erkrankung ist nicht heilbar, die Symptome können jedoch soweit behandelt werden, dass betroffene Hunde lebensfähig sind, allerdings mit verminderter Lebensqualität.
Episodic Falling Syndrom
Bei dieser erblich bedingten Erkrankung verkrampfen die Muskeln plötzlich, sodass die Gliedmaßen ausgestreckt blockiert werden und der Hund fällt. Diese spastische Lähmung kann wenige Sekunden bis einige Minuten anhalten. Die Auslöser sind verschieden, zum Beispiel können Stress/Frustration oder Bewegung zu einer Episode führen. Es kann jedoch auch sein, dass keine spezielle Ursache erkennbar ist.
Zuchtverbot für den Cavalier King Charles Spaniel?
Bei dieser langen Liste schwerer gesundheitlicher Probleme der Hunderasse ist es wohl kein Wunder, dass sie Thema im Tierschutz ist. In Norwegen feiert die dort ansässige Organisation Dyrebeskyttelse Norge einen ersten Erfolg: Ihrer Klage gegen die Zucht vom Cavalier King Charles Spaniel und auch der Englischen Bulldogge wurde vom Bezirksgericht der Hauptstadt Oslo zugestimmt. Das ging aufgrund eines Paragraphen im norwegischen Tierschutzgesetz, der besagt, dass die Zucht einer Rasse die Gesundheit fördern muss und nicht beeinträchtigen darf. Da diese Regel beim Cavalier King Charles Spaniel nicht erfüllt wird, ist seine Zucht in Norwegen künftig untersagt.
Wichtige Überlegungen vor der Hundeanschaffung
Generell ist es bei der Hundeanschaffung wichtig, dass Sie sich zuvor umfassend über mögliche Prädispositionen der Wunschrasse informieren und sich der potenziellen finanziellen und emotionalen Belastung, die möglicherweise auf Sie zukommt, im Klaren sind. Außerdem sollten Sie sich unbedingt viel Zeit bei der Suche eines seriösen Züchters nehmen, denn mit einem verantwortungslosen Kauf unterstützen Sie das Schaffen weiteren Hundeleids. Sollten Sie sich für einen Hund aus dem Tierschutz interessieren, müssen Sie auch hier mit möglichen Erkrankungen rechnen – allerdings haben auch kranke Hunde ein liebendes Zuhause verdient und indem Sie einem Tierheimhund ein Zuhause geben, unterstützen Sie nicht die Zucht weiterer leidender Hunde.
Dieser Artikel wurde geprüft von Tierärztin Melanie Müller.