Was heißt für Hunde eigentlich „ausreichend Auslauf“ – und was ist zu viel? Pauschal lässt sich das leider nicht für alle Hunde sagen. Dennoch gibt es ein paar Faktoren, an denen Sie sich orientieren sollten. In diesem Artikel erklären wir, wie Sie herausfinden können, wie viel Auslauf Ihr Hund benötigt.
Inhaltsverzeichnis:
- Verschiedene Faktoren beeinflussen den Bewegungsbedarf
- Alter und Bewegungsdrang
- Auslauf für Welpen langsam steigern
- Gemütlicher Auslauf für Hundesenioren
- Auslauf auf die Hunderasse abstimmen
- Gesundheit mit dem passenden Auslauf fördern
- Wie oft muss ein Hund raus?
- Wie viel Auslauf für Stadthunde?
Verschiedene Faktoren beeinflussen den Bewegungsbedarf
Wie viel Auslauf braucht ein Hund? – Bei dieser Frage scheiden sich die Geister. Und das aus gutem Grund, denn eine allgemein zutreffende Regel gibt es nicht und kann es gar nicht geben, schließlich ist jeder unserer Vierbeiner eine eigene Persönlichkeit mit individuellen Ansprüchen. Der Bewegungsbedarf eines Hundes ist abhängig von seinem Alter und Gesundheitszustand, seiner Rasse bzw. seinem Körperbau (leichte, langbeinige Hunde brauchen in der Regel mehr Auslauf als stämmige Vierbeiner), der Intensität und Abwechslung der Aktivitäten sowie der aufgebauten Kondition. Dabei ist es sehr wichtig, dass Sie sich mit dem Bewegungsbedarf Ihres Lieblings auseinandersetzen und ihm genügend Auslauf bieten: Übergewicht wird vermieden, die Muskulatur wird gestärkt und die Funktionsfähigkeit des Herz-Kreislauf-Systems und des Immunsystems gefördert. Insgesamt wird die Lebenserwartung und -qualität gesteigert.
Alter und Bewegungsdrang
Während junge Welpen nicht zu übermütig herumtoben dürfen, um keine langfristigen Schäden zu riskieren, brauchen ältere Hunde etwas mehr Ruhe und langsamere, gemütlichere Spaziergänge. Die Länge und Gestaltung des Auslaufs sollten Sie damit stehts an die altersbedingten Bedürfnisse Ihres Lieblings anpassen.
Auslauf für Welpen langsam steigern
Welpen haben viel Energie. Jedoch ist das Skelett eines Welpen noch nicht vollständig ausgereift und durch Überlastung können leicht nachhaltige Schäden entstehen. Daher gelten bei Junghunden, die noch nicht ausgewachsen sind, ganz andere Regeln. Spaziergänge sollten zunächst in mehreren einzelnen Einheiten starten; sechs bis acht Spaziergänge, die jeweils zehn Minuten nicht überschreiten, sollten für den Anfang genügen und können langsam gesteigert werden. Auslauf, der eine ganze Stunde erreicht, sollte allerdings frühestens mit sechs Monaten eingeführt werden – und dann zunächst nur alle paar Tage und mit genügend Ruhezeit (auf eine Stunde Auslauf sollten drei bis vier Stunden Pause folgen). Außerdem sollte zunächst der Fokus auf freiem Laufen liegen: Also im eigenen Tempo des Welpen. Wandern mit Hund können Sie frühestens ab einem Jahr üben. Auch dabei sollten Sie und Ihr Liebling schrittweise Kondition aufbauen und sich nur langsam anspruchsvolleren Strecken nähern.
Es kann aber gut sein, dass Ihr Liebling damit nicht im Ansatz ausgelastet zu sein scheint. Solange Sie eine kognitive Überforderung durch die vielen verschiedenen Eindrücke ausschließen können, sollten Sie überlegen, wie Sie Ihren Liebling besser auslasten, ohne ihn körperlich zu überlasten. Sollten Sie früher mehr und längere Spaziergänge für sinnvoll halten, ist zunächst tierärztliche Beratung einzuholen – ansonsten drohen langfristige Entwicklungsschäden, die sich beispielsweise in Gelenkproblemen äußern können. Übrigens: Wann ein Hund ausgewachsen ist, hängt hauptsächlich von der Rasse ab. Kleine Rassen sind meist schneller ausgewachsen als große, bei denen der Knochenaufbau länger dauert und damit auch länger das Bewegungspensum eingeschränkt werden sollte.
Gemütlicher Auslauf für Hundesenioren
Bei älteren Hunden ab 8 bis 12 Jahren (je kleiner der Hund, umso später) hält sich der Bewegungsdrang in Grenzen. Sie haben oft Gelenkprobleme oder andere Gebrechen und sind deswegen nicht mehr so aktiv. Trotzdem brauchen auch alte Hunde ausreichend Auslauf, damit die Gelenke beweglich und die Muskeln erhalten bleiben.
Auslauf auf die Hunderasse abstimmen
Die Größe spielt für den Bewegungsdrang nicht immer eine Rolle. Dackel z.B. sind zwar klein, aber brauchen als Jagdhunde viel Freigang und Beschäftigung. Auch Hütehunde wie der Australian Shepherd sind nur mit viel Beschäftigung ausgelastet. Laufen an sich reicht da nicht immer aus – auch das Köpfchen und die Nase wollen gefordert werden. Große, schwere Hunde sind nicht immer für sehr sportliche Aktivitäten geeignet, da dies ihre Gelenke überlasten kann. Insbesondere Sportarten, bei denen diese Hunde viel springen, sollten vermieden werden – das gilt übrigens auch dringend für Rassen mit einem langen Rücken, die zum Bandscheibenvorfall neigen (z. B. die alternative Bezeichnung „Dackellähme“ kommt nicht von irgendwo).
Zu den Rassen, die vergleichsweise wenig Auslauf brauchen, gehören unter anderem der Bichon Frisé, Yorkshire Terrier und Zwergpinscher. Etwas aktiver dagegen sind unter anderem der Airedale Terrier, der Scottish Terrier und der Cocker Spaniel. Auch Arbeits- oder Jagdhunde wie der Border Collie, Labrador, Golden Retriever oder Schäferhund freuen sich über bis zu drei Stunden Auslauf täglich. Diese Rassen sind Belastung gewöhnt und haben besonders viel Energie. Die letzte Steigerung dazu sind hochaktive und extrem belastbare Hunde, darunter beispielsweise der Siberian Husky. Bis zu sechs Stunden Auslauf am Tag sind bei diesen Rassen möglich – aber nicht immer nötig: Es kommt auf den Charakter des Tieres ebenso an, wie auf die Kondition und den Gesundheitszustand, außerdem spielt die Art des Auslaufs ebenfalls eine große Rolle. Schließlich geht es mehr um Qualität als um Quantität.
Auslastung und Bewegung sind übrigens keinesfalls gleichzusetzen! Auslauf kann zwar dazu beitragen, den Hund auszulasten, doch einige Hunde sind von stundenlangem Laufen wenig beeindruckt und brauchen mehr Kopfarbeit. Viel Bewegung kann dann sogar kontraproduktiv wirken und den Vierbeiner eher noch „aufputschen“, anstatt ihn auszulasten. Darum ist es wichtig, die individuelle Balance aus Körper- und Kopfaufgaben herauszufinden. Wenn Ihr Liebling einfach nicht müde werden will und Sie nicht weiter wissen, ist professionelle Unterstützung ratsam. Ein besonders hohes Maß an Bewegung sollte beispielsweise immer auch tierärztlich begleitet und kontrolliert werden.
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Es gibt zwar Rassen, die typischer Weise mehr Auslauf brauchen und Rassen, die mit es etwas ruhiger mögen – trotzdem sollten Sie sich nicht auf die rassetypischen Merkmale verlassen, Ihr Vierbeiner kann sie immer wieder überraschen!
Gesundheit mit dem passenden Auslauf fördern
Neben dem natürlichen Bedarf nach Auslastung spielt die Rasse eine große Rolle, wenn es um Prädispositionen für bestimmte Leiden geht. Erhöhte Risiken für bestimmte Erkrankungen sind im Bewegungsplan zu berücksichtigen.
Ein funktionsfähiges Herz-Kreislauf-System versorgt die Muskeln mit sauerstoff- und nährstoffhaltigem Blut und auch die Lunge und Atemwege sollten natürlich nicht beeinträchtigt sein. Rassen, die unter Brachycephalie (Kurzköpfigkeit - beispielsweise der Mops) leiden, sind daher nicht so belastbar wie der „durchschnittliche“ Hund. Aufgrund ihrer kurzen Nase kriegen sie schlecht Luft und können schnell überhitzen. Auch bei Krankheiten, die das Herz-Kreislauf-System betreffen, sollte ihr Hund nur moderat aktiv sein, um das Herz-Kreislauf-System nicht zu überlasten. Betreibt er Sport, wenn er beispielsweise eine Bronchitis oder eine Mitralklappeninsuffizienz hat, belastet das den Körper zusätzlich.
Bei akuten Infekten und nach Impfungen brauchen Hunde (wie auch wir Menschen) eine Erholungspause. Auch wenn Ihr Hund operiert wurde, beispielsweise am Kreuzband, sollten Sie ihn danach schonen. Dies kann auch nach anderen Operationen der Fall sein, damit Narben abheilen können und der Körper Zeit hat, sich zu erholen. Mitunter heißt das: komplette Boxenruhe. Aber wohldosierte Gassirunden können hier erlaubt sein.
Zwar ist zunehmendes Alter keine Erkrankung, dennoch sinkt meist die Kondition und die Wahrscheinlichkeit von Erkrankungen wie Gelenkerkrankungen steigt. Generell kann bei Gelenkerkrankungen die passende Bewegung helfen, damit sie beweglich bleiben. Regelmäßige tierärztliche Check-Ups sind hier besonders wichtig und den Auslauf sollten sie auf kürzere, langsame Einheiten aufteilen.
In jedem Alter und bei jedem Hund ist es wichtig, das Auslaufpensum mit der Tierärztin oder dem Tierarzt zu besprechen. Sie können mögliche Krankheiten ausschließen und Sie individuell beraten, welche Bewegung und wie viel Auslauf für Ihren Hund am besten sind.
Wie oft muss ein Hund raus?
Zwar kann der Bedarf an Auslauf eines Hundes durch junges und hohes Alter oder Erkrankungen gemindert werden – normalerweise sollte allerdings jeder erwachsene Hund täglich mindestens zwei bis drei Spaziergänge von insgesamt mindestens einer Stunde ermöglicht bekommen, wovon etwa 15 Minuten aus freiem Spiel ohne Leine bestehen. Das „mindestens“ ist dabei besonders wichtig und sollte in der Regel über- aber niemals unterschritten werden. Außerdem ist Spaziergang nicht gleich Spaziergang – wie viel Auslauf Ihr Hund braucht, hängt von der Qualität des Spaziergangs ab. Dabei sollten Sie ausprobieren, was Ihrem Hund am meisten Spaß macht. Einigen reicht es, einfach nur langsam und ohne Leine herumzulaufen und alles einmal genauer zu beschnuppern. Andere Vierbeiner sind auf ein ausgeprägtes Sozialleben und Tobe-Stunden mit Artgenossen angewiesen.
Wie viel Auslauf für Stadthunde?
Ein Hundeleben in der Stadt birgt eine besondere Verantwortung für Sie, Ihrem Liebling genügend Auslauf zu bieten. Hauptsächlich, weil selbst die hundefreundlichste Stadt weniger Grünflächen und mehr Gefahren (zum Beispiel große Straßen) mit sich bringt. Außerdem kann durch die vielen anderen Menschen und Reize das Gassi gehen anstrengend sein und es ist selten ein Garten vorhanden, in dem der Hund seinen Tag verbringen kann.
Das heißt für eine Hundehaltung in der Stadt, dass Sie mit Ihrem Hund ein entspanntes Verhalten im urbanen Umfeld gut trainieren, sich verschiedene (hundefreundliche) Parks und Hundewiesen raussuchen, und vielleicht sogar spezielle Gassi-Treffs aufsuchen sollten. Weiche Böden – also Erde, Sand und Wiese – sind für Hundepfoten der angenehmste Untergrund. Lange Ausflüge aufs Land sind am Wochenende eine willkommene Abwechslung für Sie und Ihren Hund.
Wie Sie und ihr Hund im Alltag aktiv bleiben und den Überblick über Ihr Training behalten, lesen Sie im Artikel „Mit dem Hund aktiv durch den Alltag“.
Dieser Artikel wurde geprüft von Tierärztin Melanie Müller.
Die genannten Informationen stellen keine Anleitung zur Selbstdiagnose und Behandlung von Tierkrankheiten dar. Tierhaltende sollten bei gesundheitlichen Problemen ihres Tieres in jedem Fall eine Tierärztin oder einen Tierarzt um Rat fragen. Diagnosen über das Internet sind nicht möglich.