Mit einer Kamera in das Innere unseres Vierbeiners gucken - das klingt erst mal zu phantastisch, um wahr zu sein. Doch das geht! Sollten Sie sich jetzt fragen, wie das funktioniert und was genau Endoskopie, Koloskopie und Gastroskopie bedeuten, sind Sie hier genau richtig.
Inhaltsverzeichnis:
- Grundlagen der Endoskopie
- Wie funktioniert eine Endoskopie?
- Welche endoskopische Untersuchungen gibt es?
- Was ist eine Koloskopie?
- Was ist eine Gastroskopie?
- Warum wird eine Endoskopie bei Haustieren durchgeführt?
- Bei welchen Symptomen wird eine Endoskopie gemacht?
- Ablauf einer Endoskopie schrittweise erklärt
- Kosten einer Endoskopie bei Hund und Katze
Grundlagen der Endoskopie
Die Endoskopie ist ein bildgebendes Verfahren, das zur inneren Untersuchung von Organen eingesetzt wird. Der Begriff „Endoskopie“ leitet sich aus dem Griechischen ab. Er setzt sich zusammen aus den Wörtern „endo“ für „innen“ und „skopein“ für „schauen“ oder „betrachten“. Wörtlich übersetzt bedeutet es also „hineinschauen“. Diese Ableitung beschreibt präzise den Kern der Methode: Man gewinnt einen Einblick in das Innere von Körperhöhlen und Organen, ohne dafür invasive chirurgische Eingriffe vornehmen zu müssen. Mithilfe eines flexiblen oder starren Endoskops kann die Tierärztin oder der Tierarzt ergänzend zu einer Röntgen- oder Ultraschalluntersuchung innere Organe betrachten. Aber wie funktioniert das genau?
Wie funktioniert eine Endoskopie?
Ein Endoskop besteht aus einem dünnen Schlauch, an dessen Ende eine Kamera und eine Lichtquelle befestigt sind. Dieses Instrument wird durch natürliche Körperöffnungen oder kleine Schnitte eingeführt. Es gibt flexible und starre Endoskope.
Die Kamera überträgt während der Untersuchung Bilder der inneren Organe in Echtzeit auf einen Bildschirm, wodurch die Tierärztin oder der Tierarzt eine detaillierte Ansicht erhält. Arbeitsgeräte wie kleine Zangen oder Scheren können durch den Arbeitskanal des Endoskops geführt werden, um Gewebeproben zu entnehmen oder Fremdkörper zu entfernen. Durch einen weiteren Kanal kann Spülflüssigkeit in die jeweilige Körperhöhle gespritzt werden, um z.B. Schleimansammlungen zu verflüssigen.
Dieses Verfahren ist nicht nur minimalinvasiv, also mit möglichst geringen Belastungen für das Tier verbunden, sondern auch äußerst wertvoll für die Diagnose und Behandlung von Erkrankungen unter anderem des Atemtraktes, Verdauungstraktes und Harnapparates bei Kleintieren.
Welche endoskopischen Untersuchungen gibt es?
Die verschiedenen endoskopischen Untersuchungen werden je nach untersuchtem Organ bzw. Körperbereich benannt. Zu den sehr bekannten Endoskopien gehören die Koloskopie des Dickdarms und die Gastroskopie des Magens. Weitere gängige Anwendungen der Endoskopie sind die Bronchoskopie der Lunge, die Laparoskopie des Bauchraumes, die Otoskopie der Ohren, die Tracheoskopie der Luftröhre und des Rachens, die Urethrozystoskopie der Harnwege und Blase und die Arthroskopie der Gelenke.
Was ist eine Koloskopie?
Bei der Koloskopie handelt es sich um eine Untersuchung des Dickdarms mit dem Endoskop. Die Bezeichnung leitet sich von dem lateinischen Wort und Fachbegriff Kolon für Dickdarm und (Endos)kopie ab. Es ist also eine Form der Endoskopie. Hierbei wird das Endoskop über den After in den Dickdarm eingeführt. Diese Methode ermöglicht es, den Darm auf Polypen, Tumore oder Entzündungen zu überprüfen.
Was ist eine Gastroskopie?
Die Gastroskopie ist auch bekannt als Magenspiegelung. Dabei wird der Magen, in der Fachsprache auch „gaster“ (griech.) genannt, bzw. der obere Teils des Verdauungstraktes untersucht. Das Endoskop wird durch das Maul eingeführt, um Speiseröhre, Magen und den oberen Teil des Dünndarms anzuschauen. Diese Methode ist besonders hilfreich bei der Diagnose von Ursachen von Erbrechen, chronischen Magenschmerzen und Beschwerden wie Sodbrennen und Schluckbeschwerden.
Warum wird eine Endoskopie bei Haustieren durchgeführt?
Die Endoskopie wird bei Hund und Katze oft eingesetzt, um eine genaue Diagnose zu stellen oder therapeutisch einzugreifen, ohne dabei eine größere Operation durchführen zu müssen, heißt mit geringer Invasivität. Das Endoskop kann zudem Stellen erreichen, die mit anderen Methoden nicht so präzise untersucht oder behandelt werden können.
Es findet auch Anwendung bei operativen Eingriffen: Die minimalinvasive endoskopische Chirurgie ermöglicht dank der klaren und detaillierten Sicht auf das Operationsfeld durch die Kamera am Endoskop äußerst präzise Eingriffe, wodurch das Risiko von Komplikationen verringert wird. Die kleineren Schnitte verursachen nach der Operation weniger Schmerzen und fördern eine deutlich schnellere Genesung, da das Gewebe weniger beansprucht wird. Im Vergleich zu herkömmlichen Operationen mit größeren Schnitten verringert die Endoskopie zudem das Risiko von Infektionen und anderen unerwünschten Folgen erheblich.
All diese Vorteile machen die Endoskopie zu einer wichtigen Methode für diagnostische und therapeutische Maßnahmen in der Tiermedizin. Aufgrund der geringen Belastung für das Tier eignet sie sich zudem auch gut für ältere oder chronisch erkrankte Hunde und Katzen.
Bei welchen Symptomen wird eine Endoskopie gemacht?
Da für die meisten Endoskopien eine Narkose notwendig ist (s.u.), sollte ihr Einsatz trotz aller Vorteile gut abgewogen werden.
Wenn Ihr Hund oder Ihre Katze bestimmte Symptome zeigt und die Diagnosestellung sich schwierig gestaltet, kann eine Endoskopie wertvolle Aufschlüsse geben. Zu den häufigsten Symptomen, bei denen eine endoskopische Untersuchung empfohlen wird, zählen:
Diese Symptome können auf ernsthafte gesundheitliche Probleme hinweisen, die eine genaue Abklärung erfordern. Während der endoskopischen Untersuchung können gegebenenfalls gezielt Gewebeproben (Biopsien) entnommen und diese anschließend unter dem Mikroskop untersucht werden, um eine genaue Diagnose zu stellen.
Mit der Endoskopie können präzise Diagnosen gestellt und gegebenenfalls sofort therapeutische Maßnahmen ergriffen werden. Beispiele für Erkrankungen, die durch eine Endoskopie diagnostiziert werden können, sind:
- Fremdkörper im Magen-Darm-Trakt oder in den Atemwegen
- Entzündliche Darmerkrankungen oder Magenschleimhautentzündung
- Polypen oder Tumoren in Harn- oder Atemwegen
- Zysten oder andere anomale Strukturen in verschiedenen Organen
- Infektionen der oberen Atemwege oder des Magen-Darm-Trakts
Ablauf einer Endoskopie schrittweise erklärt
Bevor die Endoskopie bei Ihrem Hund oder Ihrer Katze durchgeführt wird, ist eine gründliche Vorbereitung erforderlich. Neben der Anamnese werden meist andere Voruntersuchungen wie eine Röntgen- oder Ultraschalluntersuchung oder eine Untersuchung der Blutwerte durchgeführt. Für eine Gastroskopie darf Ihr Hund oder Ihre Katze 12 bis 18 Stunden kein Futter und mindestens vier Stunden kein Wasser bekommen, damit der Magen leer ist. Bei eine Koloskopie sollte der Vierbeiner 48 Stunden vor der Endoskopie fasten und bekommt ein Abführmittel, damit der Darm möglichst leer ist und keine Futterreste den Blick verstellen.
Die Fastenzeiten können je nach Patient auch abweichen. So kann es etwa nötig sein, ältere oder chronisch erkrankte Tiere nicht so lange fasten zu lassen. Bei ihnen kann dann vor Beginn der Endoskopie der Dickdarm mithilfe eines Klistiers (Einlauf) gespült werden.
Die Endoskopie wird in Vollnarkose durchgeführt, um Schmerzen und Stress zu vermeiden. Außerdem ist es wichtig, dass der tierische Patient keine plötzlichen Bewegungen macht, während das Endoskop sich in einer Körperöffnung befindet. Wird das Endoskop über die Luftröhre eingeführt, erfolgt die Narkose als Injektionsnarkose, da keine Zufuhr von Narkosegas über eine Maske oder einen Tubus möglich ist.
Die Tierärztin oder der Tierarzt führt das Endoskop durch eine der natürlichen Körperöffnungen, also Maul, Nase, Ohren sowie Harnröhrenöffnung oder After. Alternativ werden wenige kleine Schnitte in die Haut gesetzt, um das Endoskop einführen zu können, etwa in die Bauchhöhle. Der flexible oder starre Schlauch des Endoskops wird genutzt, um das gewünschte Körperareal zu erreichen. Die Kamera überträgt dabei Livebilder auf einen Monitor, sodass die inneren Strukturen in Echtzeit betrachtet werden können.
Bei der Untersuchung werden unter anderem die Durchgängigkeit von Hohlorganen (Speiseröhre, Harnröhre, etc.), Schleimhäute, Rötungen oder Blutungen, Auflagerungen, Verengung und Zubildung oder Missbildung beurteilt. Zudem können bei Bedarf durch den Arbeitskanal des Endoskops kleine Instrumente eingeführt werden, um Gewebeproben (Biopsien) zu entnehmen oder Fremdkörper zu entfernen.
Nach Abschluss der Untersuchung oder des Eingriffs wird das Endoskop vorsichtig entfernt. Ihr Vierbeiner bleibt noch für eine kurze Zeit zur Überwachung in der Praxis / Klinik, um sicherzustellen, dass er sich sicher von der Narkose erholt. Die Tierärztin oder der Tierarzt wird Ihnen anschließend die Ergebnisse der Untersuchung mitteilen und gegebenenfalls weitere Behandlungsschritte besprechen.
Kosten einer Endoskopie bei Hund und Katze
Die Kosten für die beschriebenen Formen der Endoskopie belaufen sich laut Gebührenordnung für Tierärztinnen und Tierärzte auf etwa 92 bis 185 Euro. Die endoskopische Entnahme einer Gewebeprobe kostet etwa 40 bis 80 Euro. Eine endoskopische Fremdkörperentfernung aus der Nase oder dem Gehörgang wie beispielsweise Grannen kostet zwischen 48 und 96 Euro. Bei der Berechnung des dreifachen Satzes können die Kosten nach oben hin abweichen.
Die genannten Informationen stellen keine Anleitung zur Selbstdiagnose und Behandlung von Tierkrankheiten dar. Tierhaltende sollten bei gesundheitlichen Problemen ihres Tieres in jedem Fall eine Tierärztin oder einen Tierarzt um Rat fragen. Diagnosen über das Internet sind nicht möglich.