Einen Hund aus dem Ausland zu adoptieren wird von vielen Tierschutzorganisationen relativ unkompliziert ermöglicht. Doch wie ist das, wenn die Hunde noch nicht vom Tierschutz aufgesammelt worden sind und man selbst die Rettung organisiert? Emma und Leni sind zwei Welpen, die in Taiwan am Straßenrand gefunden wurden. In diesem ersten Artikel der Reihe „Emma und Leni“ erzählen wir von dem Weg der beiden Hunde aus Taiwan in ihr neues Zuhause in Deutschland.
Inhaltsverzeichnis:
- Hunde aus Taiwan: Die Situation vor Ort
- Hunderettung fordert Geduld
- Erkrankungen der Hunde aus Taiwan
- Hunde aus Taiwan im Flugzeug
Hunde aus Taiwan: Die Situation vor Ort
Der kleine Inselstaat östlich von China hat eine Einwohnerzahl von 23,57 Millionen (Stand 2020), auf die schätzungsweise eine halbe Million Straßenhunde und -katzen kommen. Seit der letzten offiziellen Zählung 2015, die ca. 120.000 Hunde ergeben hat, soll die Zahl merklich angestiegen sein. Die Gelder sind knapp und staatliche wie auch private Tierheime sind überfüllt. So sind die Zufluchtsorte rar und man trifft auf den Straßen der Großstädte und in den Bergen viele ausgesetzte, vernachlässigte aber auch bereits verwilderte Hunde.
Hunderettung fordert Geduld
Emma und Leni stammen aus dem Süden Taiwans, wo sie, etwas außerhalb des Ortes Gankou, am Straßenrand gefunden wurden. Bei den beiden Welpen war es offensichtlich, dass sie ohne Hilfe nicht mehr lange überleben würden; sie waren abgemagert und schwach und anstelle von Fell war die Haut mit Parasiten, Schorf und Wunden bedeckt. Einfach mitnehmen und gesundpflegen ging allerdings auch nicht, da die kleinen zu scheu waren, um sich einfangen zu lassen. In solchen Fällen braucht es viel Geduld (und Leckerlis), um Ängste abzubauen, oder professionelle Fallen aus dem Tierschutz.
Auch, nachdem die Welpen eingefangen und in einem sicheren Zuhause in Taiwan waren, brauchten sie etwas Zeit, um sich an menschliche Gesellschaft zu gewöhnen. Emma reichte ein Tag, um ihrem neuen Frauchen zu vertrauen, Leni brauchte etwas länger. Dann wollten die beiden allerdings gar nicht mehr aufhören zu kuscheln und lernten sogar schon das Kommando „Sitz“. Kleine Ausflüge in den nächsten Park waren dank eines Hunde-Kinderwagens möglich, einem für Hunde aus Taiwan relativ üblichen Transportmittel. Für die Welpen, die noch nicht zu lange am Stück laufen sollten, war das praktisch, um trotzdem ins Grüne zu kommen.
Erkrankungen der Hunde aus Taiwan
Regelmäßige Tierarztbesuche waren Alltag. Zunächst mussten die beiden von allen möglichen Parasiten befreit werden. Unter den Parasiten hatte auch der Zustand der Haut gelitten, sodass das Fell nur spärlich wuchs und Emma mit Hautentzündungen und damit verbundenem Fieber zu kämpfen hatte. Außerdem wurde bei Emma die Zeckenkrankheit Anaplasmose festgestellt. Ein paar Zähne mussten gezogen werden und bei Leni wurden Verletzungen, unter anderem Bisse von wilden Affen, versorgt. Insgesamt waren die Hunde so schwach und mangelernährt, dass es zunächst fraglich war, ob sie überhaupt überleben würden. Als die beiden alt genug waren (mindestens 15 Wochen), konnten sie gechippt und gegen Tollwut geimpft werden – eine wichtige Vorkehrung, um die Einreise nach Deutschland zu ermöglichen.
Hunde aus Taiwan im Flugzeug
Wer Hunde aus Taiwan in die Europäische Union bringen will, braucht eine tierärztliche Gesundheitsbescheinigung, in der die Gesundheit der Hunde sowie die erfolgte Tollwutimpfung nachgewiesen werden. Für den Flug brauchten die Hunde eine Transportbox von der Fluggesellschaft, in der sie im Flugzeug im Gepäckraum reisen durften. Die Box wurde mit dicken Kuscheldecken ausgelegt und war mit einem Wasserspender ausgestattet. Taipei liegt ungefähr 13,5 Flugstunden vom Frankfurter Flughafen entfernt. Der große Aufwand und der lange, anstrengende Flug ließen die Frage aufkommen, ob man den Hunden damit wirklich einen Gefallen tun würde. Relativ schnell war allerdings klar: Ja. Das bestätigte Mary Choi (Gründerin von Mary’s Doggies), über die wir in einem weiteren Artikel dieser Reihe berichten. Die Tierschützerin vermittelt selbst jährlich hunderte Hunde aus Taiwan ins Ausland. Der Aufwand lohnt sich, da die Vierbeiner in ihrer Heimat – die kaum Kapazitäten für die große Zahl herrenloser Hunde hat – wenig Aussichten auf ein akzeptables Leben hätten.
Anschließend an die Geschichte der beiden Welpen beschäftigen wir uns in der Artikelreihe „Emma und Leni“ mit der Situation von Straßenhunden in Asien und Tierschutzmaßnahmen, mit denen den Vierbeinern geholfen wird. Außerdem stellen wir Ihnen eine in Deutschland recht unbekannte Rasse vor: den Taiwanhund. Hier finden Sie die weiteren Artikel, die wir in den kommenden Wochen veröffentlichen werden: